Rezessionsrisiko |
24.08.2022 23:00:00
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BlackRock warnt vor weiterem Abwärtsrisiko bei Aktien - Qualitätsanleihen als Absicherung empfohlen
• Qualitätsanleihen als Absicherung gegen Turbulenzen empfohlen
• Geldpolitik der Fed dürfte weiterhin die entscheidende Rolle spielen
Seit Mitte Juni befinden sich die internationalen Börsen wieder in einem konstanten Aufwärtstrend. Viele Anleger hoffen, dass die Aktienmärkte ihre Jahrestiefststände bereits gesehen haben und rechnen mit einer deutlich besseren zweiten Jahreshälfte. Die zumindest in den USA sich etwas verlangsamende Inflationsdynamik könnte dabei ebenso helfen wie eine insgesamt besser als erwartetet ausgefallene Berichtssaison, bei der besonders starke Zahlen der Tech-Giganten wie Apple und Amazon hervorstachen. Auch wird in Marktkreisen spekuliert, dass die Erhöhung der Leitzinsen durch die US-Notenbank Fed in den kommenden Monaten weniger rapide erfolgen wird. Doch BlackRock warnt vor verfrühtem Optimismus, wie "MarketWatch" berichtet.
BlackRock sieht hohes Rezessionsrisiko - ein schlechtes Signal für Aktien
Der Vermögensverwaltungsgigant sieht nämlich ein hohes Risiko einer lang anhaltenden Rezession, die in den momentanen Kursständen der Aktienmärkte noch längst nicht eingepreist sei. Die Gewinnerwartungen der börsennotierten Unternehmen seien noch zu hoch angesetzt. Durch die schwache Konjunkturlage in Verbindung mit der bislang ungebremsten Inflationsdynamik und weiteren Leitzinserhebungen dürfte "ein neues Marktregime mit höherer Volatilität" Gestalt annehmen, schreibt BlackRock in einer Mitteilung an die Öffentlichkeit. "Die Aktienbewertungen spiegeln noch nicht die Wahrscheinlichkeit einer signifikanten Verlangsamung wider, so dass die Gewinnschätzungen immer noch optimistisch sind", fügen die Marktstrategen als Begründung ihrer Annahme weiterer Turbulenzen an den Börsen hinzu.
BlackRock kauft Qualitätsanleihen als sichere Häfen
Aus diesem Grund fasst BlackRock derzeit Aktien nur mit spitzen Fingern an. Vielmehr bevorzugt der von Larry Fink geleitete Finanzkonzern Qualitätsanleihen, das heißt Anleihen von Unternehmen, die von den großen Ratingagenturen wie Standard & Poor's mindestens eine BBB-Einstufung erhalten (das beste Rating ist ein AAA) und somit eine hohe Bonität aufweisen. Die höchste Bonitätsstufe von AAA weisen demnach übrigens insgesamt nur zwei Unternehmen auf, nämlich Microsoft und Johnson & Johnson.
Anleihen profitieren von Leitzinserhöhungen
Worin liegt der Grund für BlackRocks Begeisterung für Qualitätsanleihen? Zum einen könnten diese deutlich besser als Aktien eine deutliche Wachstumsverlangsamung überstehen. Zum anderen sähen die Anleiherenditen attraktiver aus als noch zu Beginn des Jahres, was zu besseren Bewertungen und einer besseren Absicherung gegen Zahlungsausfälle führe. Tatsächlich haben sich die Renditen der Anleihen seit Jahresbeginn drastisch erhöht, was durch die Leitzinsanhebungen in den allermeisten Währungsräumen verursacht wurde. Diese Entwicklung verringerte wiederum die Attraktivität von Aktien, eine scharfe Kurskorrektur war das Resultat. So ist es auch kein Zufall, dass der bisherige Höhepunkt der Renditen von Staats- und Unternehmensanleihen gegen Mitte Juni mit den Tiefstständen der Aktienmärkte eine auffällige Korrelation aufweist.
Anleihezinsen seit Mitte Juni wieder rückläufig
Seitdem sind die Anleiherendite wieder etwas gesunken, wie sich beispielhaft an den zehnjährigen US-Staatsanleihen ablesen lässt. Brachten diese sogenannten Treasury Notes Mitte Juni zeitweise eine Rendite von 3,5 Prozent, ist dieser Wert inzwischen wieder auf unter 3 Prozent gesunken. Erklärt wird die Zinsverringerung meist mit der erhöhten Wahrscheinlichkeit einer Rezession, die die Nachfrage nach Krediten hemmen dürfte. Damit zusammenhängend verringerten sich die Anleihen-Spreads der Unternehmensanleihen, also die Differenz zwischen Unternehmensanleihen auf der einen Seite und den Staatsanleihen auf der anderen Seite. Dies wird als ein Signal einer sich abkühlenden Konjunktur gewertet. Die BlackRock-Strategen relativieren aber die reduzierten Spreads: "Wir mögen IG-Kredite auf diesem Niveau nach wie vor. Die Spreads haben sich nur geringfügig verengt, als die Anleger wieder in Aktien investierten."
Investment-Grade-Anleihen versus Junk Bonds
Die Investment-Grade-Schuldner seien den BlackRock-Strategen zufolge denn auch in "guter Verfassung" - trotz der Konjunkturflaute. "Wir glauben, dass die Kreditqualität immer noch solide ist", versichern sie. "Der Refinanzierungsbedarf von Investment-Grade-Unternehmen scheint nach dem starken Anstieg der Anleiheemissionen im letzten Jahr nicht dringend" zu sein, so die Strategen, die weiter anmerken, "dass das Angebot an neuen Anleihen in diesem Jahr relativ gering" ist. Weniger positiv gestimmt sind die BlackRock-Marktexperten dagegen für Hochzinsanleihen, die auch als "Junk Bonds" bezeichnet werden. Zwar böten "Teile der Hochzinsanleihen attraktive Erträge", aber die Sorge über eine Ausweitung der Spreads bei einer Rezession lenkt uns in Richtung Investment Grade".
Wann BlackRock wieder bei Aktien zugreifen dürfte
Wie lange plant BlackRock die Bevorzugung von Anleihen gegenüber Aktien? Im taktischen Horizont, den BlackRock auf einen Zeitraum von 6 bis 12 Monaten veranschlagt, ist der Vermögensverwalter pessimistisch für Aktien eingestellt. Eine "sanfte Landung" der US-Wirtschaft halten die Strategen für unwahrscheinlich, da "in einem volatilen Makro-Regime, das von Produktionsbeschränkungen geprägt ist", ein Wirtschaftsabschwung unvermeidbar sei. Das Dilemma: "Die Zentralbanken werden die Wirtschaft in eine tiefe Rezession stürzen müssen, wenn sie die heutige Inflation wirklich unterdrücken wollen - oder mit mehr Inflation leben müssen", so die Strategen, "aber sie sind noch nicht bereit für einen Schwenk." BlackRock rechnet deswegen damit, dass die Anleihezinsen sich weiter erhöhen werden, während die Aktienmärkte weiterhin schwanken dürften und ein erhöhtes Abwärtsrisiko aufweisen.
Ab wann steigt der Vermögensverwaltungsriese dann wieder vermehrt in den Aktienmarkt ein? Die BlackRock-Experten sehen als "Wegweiser" für eine erneute positive Entwicklung der Aktienmärkte "einen dovishen (d.h. weniger restriktiven) Schwenk der Zentralbanken angesichts einer starken Wachstumsverlangsamung, ein eindeutiges Zeichen, dass sie mit der Inflation leben werden". Bislang ist dies aber nicht der Fall: Das jüngste Fed-Protokoll deutet darauf hin, dass die Fed weitere Zinserhöhungen anstrebt, solange der Inflationsdruck nicht signifikant abgenommen hat. Jedoch dürfte sich das Tempo der Leitzinsanhebungen gegen Ende des Jahres tatsächlich verlangsamen.
Redaktion finanzen.at
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