"Wie ein Speedboot" 05.04.2018 16:54:00

Bene steigerte 2017 Gewinn - "Brexit" führte zu Umsatzrückgang

Bene steigerte 2017 Gewinn - "Brexit" führte zu Umsatzrückgang

Das Betriebsergebnis (EBIT) stieg von 5 auf 7,3 Mio. Euro, unter dem Strich blieb ein Nettogewinn von 5,8 Mio. Euro, nach 2,2 Mio. Euro davor. Der Umsatz brach um 11 Prozent auf 135,1 Mio. Euro ein. Schuld daran war vor allem der britische Markt.

Die Entscheidung der Briten, aus der EU auszusteigen ("Brexit"), führte zu einem zurückhaltenderen Expansionsverhalten der Unternehmen. Dazu belastete der Pfundkurs. In Summe führte das in Großbritannien zu Umsatzrückgängen von 20 Prozent, erläuterte Bene-Geschäftsführer Michael Fried im APA-Interview.

In den anderen Kernmärkten von Bene lief es dagegen gut. In der D-A-CH-Region stiegen die Umsätze um 10 Prozent, in Österreich allein um 13 Prozent. Im Mittleren Osten erhöhten sich die Umsätze um 40 Prozent, in Osteuropa um 42 Prozent. "Die Konjunktur ist ganz gut und davon profitieren wir auch. Wir sind schon zyklisch", so Fried.

Bene ist 2016 nach sieben verlustreichen Jahren in die Gewinnzone zurückgekehrt. Bevor die Wirtschaftskrise sowie hausgemachte Probleme bei Bene einschlugen, erzielte der Büromöbelhersteller im Jahr 2008/09 noch Umsätze in Höhe von 265 Mio. Euro und beschäftigte mehr als 1.500 Mitarbeiter. Heute zählt das Unternehmen mit Sitz in Waidhofen an der Ybbs nur noch knapp über 700 Beschäftigte.

Der Büromöbelhersteller hat den Vertrieb in den vergangenen Jahren umgekrempelt und viele eigene Vertriebsniederlassungen geschlossen. Stattdessen arbeitet Bene jetzt vermehrt mit Fachhandelspartnern zusammen. Das hat die Fixkosten deutlich reduziert und die Finanzkraft gestärkt. Die Eigenkapitalquote lag per Ende Dezember 2017 bei fast 43 Prozent.

"Wir sind nicht mehr ein schwerfälliger Tanker, sondern viel schneller und schlanker, wie ein Speedboot", sagte Fried. Bene hat die Innovationszyklen in den vergangenen beiden Jahren deutlich verkürzt und bringt nun mehrmals im Jahr neue Produktlinien auf den Markt.

Der österreichische Büromöbelmarkt insgesamt dürfte 2017 etwa 227 Mio. Euro schwer gewesen sein, schätzt Kreutzer Fischer & Partner. 2016 betrug der Branchenumsatz rund 215 Mio. Euro.

Bene-Chef zu Büromöbel-Quartett: Kein undifferenzierter Haufen werden

Die vier größten Büromöbelhersteller in Österreich, Bene, Neudörfler, Hali und Svoboda, sind bald unter einem Dach. Bene-Geschäftsführer Michael Fried warnte im APA-Interview davor, ein "undifferenzierter Haufen" zu werden. "Jedes Unternehmen hat seine eigene Positionierung und das ist gut so", sagte Fried.

Man dürfe ja nicht alles verschmelzen, ganz im Gegenteil. Die Marken müssten noch mehr geschärft und spitzer positioniert werden, sodass für jeden Markt und für jede Zielgruppe das Richtige dabei sei. "Das ist jetzt nicht alles ein BGO-Brei (Bene gehört der BGO Holding, Anm.), sondern es sind ganz unterschiedliche Marken, unterschiedliche Positionierungen und unterschiedliche Zielgruppen", so Fried.

Einer der Schwerpunkte in der Zukunft soll sein, dass der Büromöbelhersteller leistbar ist. "Bene ist nicht abgehoben und nicht nur im 5-Stern-Bereich und unerreicht", sagte Fried. Die Botschaft soll sein: Auch ein Start-up kann sich Bene leisten. Vor einem Jahr hat der Büromöbelhersteller die preiswerte modulare "Pixel"-Kiefersperrholzbox auf den Markt gebracht, mit der Firmen Workshop- und Innovationsräume schnell umbauen können. Inspiriert ist "Pixel" von den bei Start-ups beliebten Möbeln aus Getränkekisten. 25.000 Stück hat die Firma davon bisher verkauft. Die Boxen kosten ab 59 Euro.

Der Sanierer Erhard Grossnigg und Ex-ÖVP-Wirtschaftsminister Martin Bartenstein, denen bisher über die BGO Holding schon Bene und Neudörfler gehörten, schnappten sich kürzlich auch die Mitbewerber Hali und Svoboda. Die Bundeswettbewerbsbehörden (BWB) genehmigte den Deal unter Auflagen. Nicht aufgelöst werden dürfen die Standorte Waidhofen/Ybbs (Bene), Neudörfl/Leitha (Neudörfler) und Eferding (Hali). Für St. Pölten, dem Sitz von Svoboda, gibt es in den Auflagen keine Standortgarantie. Der Svoboda-Kauf hängt noch von einer Due-Diligence-Prüfung ab.

Auch ohne Auflage der Behörde seien Bene und der Standort Waidhofen "eng verknüpft", betonte Fried. Das Werk sei voll ausgelastet, ein weiteres sei aber nicht geplant. Bene produziert abgesehen von Polstermöbeln und Stühlen ausschließlich in Waidhofen an der Ybbs.

Grossnigg will aus dem Büromöbel-Quartett eine Gruppe "europäischen Formats" machen und zu den Top-3 in Europa aufsteigen. Derzeit hat lediglich Bene einen nennenswerten Exportanteil. Für Neudörfler, Hali und Svoboda ist Österreich der Kernmarkt, wenngleich sie in den D-A-CH-Raum exportieren.

Der Zusammenschluss der vier Hersteller soll freilich Synergien bringen - etwa bei Ausschreibungen. "Wir können uns heute überlegen, zu welchem Unternehmen welche Ausschreibung bestmöglich passt. Wir können die Marken gegenseitig mitnehmen. Es muss ja nicht mehr jeder alles haben. Jeder hat seine Stärken. Das kann man dem Kunden als zusätzliches Asset mitliefern. Das sind schon Möglichkeiten, die hatte man als einzelnes Unternehmen nicht", sagte Finanzchef Jörg Schuschnig.

Andreas Kreutzer vom Berater Kreutzer, Fischer & Partner erwartet, dass heimische Firmen, die sich Büromöbel anschaffen wollen, mit höheren Preisen rechnen müssen. Sie hätten praktisch keine Alternative, als sich an einen der vier zu wenden, sagte Kreutzer zur APA. Durch die Marktmacht - zusammen kommen Bene, Neudörfler, Hali und Svoboda auf fast auf 50 Prozent Marktanteil - könnten sie die Preise locker anheben.

Schuschnig stellt das in Abrede: Unternehmen holten sich grundsätzlich mehrere Angebote ein. "Ob wir jetzt vier Marken haben oder nicht, es ist keiner daran gebunden, bei uns einzukaufen. Da gibt es sehr viele andere Möglichkeiten. Wir sehen ja auch, wie stark deutsche, tschechische oder spanische Herstellerlieferanten nach Österreich drängen." Zudem hätten auch die Möbelhändler Lutz, Kika, Leiner und Ikea ein großes Angebot im Büromöbelbereich.

Auch vor Konkurrenz aus dem Ausland sei man nicht gefeit. Schon bisher seien viele der wirklich großen Projekte an ausländische Mitbewerber gegangen, räumte Fried ein. Das Megaprojekt für die Möblierung des Erste Campus holte sich etwa der deutsch-schweizerische Büromöbelkonzern Vitra. "Daran wird sich auch in Zukunft nicht viel ändern. Einmal der Gigl, einmal der Gogl", sagte Fried.

(Die Gespräche führte Kathrin Niederdorfer/APA)

(Schluss) kan/snu

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Bildquelle: Bene,somchaij / Shutterstock.com

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