Belastung für Aktie |
30.10.2019 11:59:49
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Bayer-Aktie: Zahl der Glyphosat-Klagen gegen Bayer sprunghaft angestiegen - CEO: Sagt nichts über Vergleichssumme aus
Das Prozessrisiko mit dem Herbizid belastet die Bayer-Aktie massiv. Investoren schauen seit dem vergangenen Jahr in den Quartalsberichten vorwiegend auf die Zahl der Klagen. Im Oktober hatte der DAX-Konzern deshalb bereits auf einen deutlichen Anstieg der Klagen eingestimmt. Anwaltskanzleien in den USA machen dafür verstärkt Werbung. Die Zahl der Kläger sei aber kein Hinweis, ob die Fälle auch begründet seien, betonte Bayer seinerzeit.
Im Sommer 2018 hatte Bayer den US-Saatgutriesen Monsanto für 63 Milliarden Dollar übernommen und damit auch den Ärger um den Wirkstoff Glyphosat. Die zur Weltgesundheitsorganisation gehörende Internationale Krebsforschungsagentur IARC stuft Glyphosat als "wahrscheinlich krebserregend" ein.
Bayer bestreitet einen solchen Zusammenhang bei "sachgerechter Anwendung" und wehrt sich massiv gegen den Klägervorwurf, ihre Krebserkrankung sei auf den Unkrautvernichter zurückzuführen. Allerdings hat Bayer alle drei bisher in den USA verhandelten Verfahren erstinstanzlich verloren.
Bayer-CEO: Zahl der Glyphosatklagen sagt nichts über Vergleichssumme
Vom zuletzt sprunghaften Anstieg der Glyphosat-Klagen in den USA können nach Darstellung des Bayer-Chefs keine Rückschlüsse auf die Höhe eines möglichen außergerichtlichen Vergleichs gezogen werden. "Die Zahl der Klagen ist nicht indikativ für Höhe von Vergleichszahlungen", sagte Werner Baumann in einer Telefonpressekonferenz. Ebensowenig sage die Zahl der Klagen etwas darüber aus, ob sie begründet seien.
Mitte Oktober lagen Bayer 42.700 Schadensersatzklagen wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des Herbizids vor - das sind 24.300 mehr als noch Mitte Juli. Der Anstieg geht auf eine massive Ausweitung der Fernsehwerbung der einschlägigen Anwaltskanzleien zurück - Bayer spricht nach Auswertung von "öffentlich zugänglichen Quellen" von 50 Millionen Dollar Werbeausgaben allein im dritten Quartal.
Befeuernd wirkte hier anscheinend die Aussicht auf eine Mediationslösung unter Führung von Ken Feinberg. Der Staranwalt aus Washington hat schon andere spektakuläre Entschädigungsfälle gelöst, etwa die BP-Ölkatastrophe im Golf von Mexiko und den VW-Diesel-Skandal. "Ken Feinberg macht einen hervorragenden Job, die Beteiligten zu begleiten", so der Bayer-Chef.
Baumann wollte sich nicht zu der Frage äußern, wo für Bayer die Schmerzgrenze bei einer Vergleichslösung liegt. Analysten haben Schätzungen zwischen 5 und 20 Milliarden Dollar verbreitet. Baumann sagte, einem Mediationsergebnis könne Bayer nur dann zustimmen, wenn es "wirtschaftlich sinnvoll" sei und "weitestgehende Sicherheit zum Abschluss der gesamten Glyphosat-Verfahren" biete.
Der Bayer-Chef machte deutlich, dass der Konzern durchaus an einer Vergleichslösung interessiert ist. Die drei Neuverfahren zu den Klagen, die Bayer erstinstanzlich verloren hat, seien in Abstimmung mit der Klägerseite verschoben worden, sagte Baumann, um einer Mediationslösung zu dienen.
"Wie und in welcher Form die bereits verhandelten Fälle in eine Vergleichslösung eingehen werden, müssen Verhandlungen mit Klägeranwälten zeigen", sagte Baumann. Er wollte sich nicht dazu äußern, wann es zu einer außergerichtlichen Lösung kommen könnte.
Die Kläger-Anwältin Aimee Wagstaff, die den Rentner Ed Hardemann im zweiten Glyphosat-Verfahren erstinstanzlich zu einem Erfolg verholfen hatte, bezweifelte jüngst öffentlich, dass es einen schnellen Vergleich geben werde. Darauf angesprochen sage Baumann, das habe er auch gelesen.
In diesem Jahr wird es nach Baumanns Einschätzung keine weiteren Verhandlungen vor Gericht geben. Im Fall des Hausmeisters Dewayne Johnson, der als erster Kläger im Sommer 2018 vor einer Jury Bayer eine spektakuläre Niederlage zugefügt hatte, seien die Schriftsätze für die Revision eingereicht, sagte Baumann. Anfang des nächsten Jahres dürfte der Fall wieder vor Gericht verhandelt werden.
Baumann machte deutlich, dass sich Bayer in allen Berufungsverfahren und in neuen Verfahren entschieden verteidigen wird. "In Übereinstimmung mit allen führenden Regulierungsbehörden weltweit sind wir nach wie vor von der Sicherheit Glyphosat-basierter Produkte überzeugt", sagte der Bayer-Chef.
FRANKFURT (Dow Jones)
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