Milliarden-Zahlung |
24.01.2020 18:41:00
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Bayer-Aktie stark: Bayer könnte Glyphosat-Streit wohl beilegen
Erst in der vergangenen Woche hatte der in dem Rechtskonflikt um angebliche Krebsgefahren von Unkrautvernichtern mit dem Wirkstoff Glyphosat vermittelnde Mediator Ken Feinberg sich "verhalten optimistisch" gezeigt, dass innerhalb etwa eines Monats eine Einigung erzielt werden könnte.
In einigen Diskussionen hätten Bayer-Anwälte gesagt, das Unternehmen werde acht Milliarden Dollar für die Lösung der aktuellen Fälle beiseite legen und zwei Milliarden für künftige Klagen reservieren, hieß es weiter bei Bloomberg. Den Kreisen zufolge stehe die Summe aber noch nicht fest und könne sich im Zuge der Gespräche ändern. Ein Bayer-Sprecher wollte sich nicht zu dem genannten Volumen äußern. Er betonte gegenüber der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX aber, dass die Mediation "gewissenhaft und zielorientiert" fortgesetzt werde. Einen Zeitplan gebe es dabei ebenso wenig wie die Gewissheit für ein Gelingen.
Bayer hatte sich 2018 mit dem über 60 Milliarden Dollar teuren Kauf des US-Saatgutriesen Monsanto immense Rechtsrisiken ins Haus geholt. Die ersten drei US-Prozesse wegen angeblich krebserregender Unkrautvernichtungsmittel von Monsanto hatte Bayer verloren und hohe Schadenersatz-Urteile kassiert. Der Konzern hat die Schuldsprüche jedoch angefochten und erhielt in einem Berufungsverfahren zuletzt Unterstützung von der US-Regierung, deren Umweltbehörde EPA das umstrittene Pflanzengift Glyphosat nicht als krebserregend einstuft.
So reagiert die Bayer-Aktie
Erneute Spekulationen über die baldige Beilegung haben den Aktien von Bayer am Freitag weiter nach oben verholfen. Sie stiegen in der Spitze bis an die 77-Euro-Marke, was den höchsten Stand seit Oktober 2018 bedeutete. Dann ließ der Rückenwind etwas nach. Am Ende betrug der Gewinn im DAX-Mittelfeld noch 1,6 Prozent auf 75,25 Euro.
Anwälte einiger Kläger diskutierten mit dem DAX-Konzern über Vereinbarungen, die zu einer Gesamtsumme von 10 Milliarden US-Dollar (rund 9 Mrd Euro) führen könnten, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstagabend unter Berufung auf Personen mit direkter Kenntnis der Verhandlungen. Sollte sich dies bestätigen, wäre das positiv für den Aktienkurs, schrieb Analyst Ulrich Huwald von Warburg Research in einer am Freitag vorliegenden Studie.
Eine Vergleichssumme in dieser Größenordnung wäre deutlich weniger als laut Analysten aktuell in den Aktienkurs eingepreist ist. Jede Summe unter 20 Milliarden Euro dürfte eine positive Kursreaktion nach sich ziehen, hatte etwa Analyst Markus Mayer von der Baader Bank jüngst in einer Studie geschrieben. Er hält um die zwölf Milliarden Euro für realistisch. In diesem Fall dürfte der Kurs rasch in Richtung 90 Euro steigen, glaubt der Experte.
Ähnlich sieht es Analyst Daniel Wendorff von der Commerzbank. Bei Investoren würde eine Einigung im Bereich um die 10 Milliarden Dollar vermutlich gut ankommen, erklärte er. Allerdings werde es dabei auch auf die Details ankommen. Zudem wollten die Anleger das Thema nun wohl endlich vom Tisch haben.
Der Aktienkurs war im Sommer 2018 eingebrochen, nachdem der mittlerweile in Bayer aufgegangene US-Saatgutkonzern Monsanto eine erste Schlappe in einem US-Prozess um Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter hatte hinnehmen müssen. Zwei weitere Prozesse verlor Bayer ebenfalls. Zehntausende weitere Klagen sind anhängig.
Bis zum Juni 2019 fiel der Kurs denn auch bis auf ein Mehrjahrestief von 52,02 Euro. Im Vergleich zum Kursniveau vor der ersten Prozessniederlage war der Marktwert von Bayer an der Börse um rund 40 Milliarden Euro gefallen. Nach der Kurserholung der vergangenen Monate ist die Lücke nur noch weniger als halb so groß.
Getrieben wurde die Erholung von der Aussicht auf eine Einigung mit den Klägern. So betont Bayer zwar mit Verweis auf zahlreiche wissenschaftliche Studien die Sicherheit von Glyphosat und erhielt dabei auch unlängst Unterstützung durch die US-Regierung, die einen sogenannten Amicus-Schriftsatz bei einem Gericht in San Francisco einreichte. Allerdings zeigt sich Konzernchef Werner Baumann auch offen für einen Vergleich, wenn er finanziell sinnvoll wäre.
Eine Anzahl von Investoren scheint das ähnlich zu sehen. Denn: Bayer könnte zwar die Causa Glyphosat mit Berufungsverfahren durch die Instanzen bringen und dabei am Ende vielleicht Recht bekommen und straffrei ausgehen. Doch wäre das riskant, langwierig und der Ausgang ungewiss - von möglichen Imageschäden ganz abgesehen.
Mit einem groß angelegten Vergleich wäre das Thema hingegen vom Tisch. "Eine rasche Lösung ist im Interesse der Investoren", schrieb Warburg-Analyst Huwald jüngst in einer Studie. Auch da die Anzahl der Klagen inzwischen ein seinen Worten nach "besorgniserregendes Niveau" erreicht habe.
NEW YORK (dpa-AFX)
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