Umsatztreiber |
30.03.2020 17:50:00
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Bayer-Aktie legt zu: Neue Studiendaten könnten Umsatzpotenzial von Bayers Xarelto steigern
Bereits seit November ist bekannt, dass das gemeinsam mit dem US-Pharmakonzern Merck & Co entwickelte Vericiguat bei Patienten mit sich verschlechternder chronischer Herzinsuffizienz das Risiko eines kardiovaskulären Todes oder einer Krankenhauseinweisung verringert im Vergleich zu einem Placebo in Kombination mit verfügbaren Medikamenten. Wie Bayer nun am Wochenende im Rahmen des US-Kardiologiekongresses ACC mitteilte, reduzierte das Mittel das relative Risiko für einen Krankenhausaufenthalt und Tod um zehn Prozent. In den unteren drei Quartilen, also bei drei Vierteln der Patienten, sank das Risiko zwischen 18 und 27 Prozent.
Der Wert von zehn Prozent erscheine auf den ersten Blick zwar niedrig im Vergleich zu Konkurrenzmitteln, erklärte Analyst Richard Vosser von der US-Bank JPMorgan. Allerdings müsse bedacht werden, dass Vericiguat an sehr kranken Patienten getestet wurde. Analyst Markus Mayer von der Baader Bank stellte denn auch auf die Betrachtung der unteren drei Quartile ab, in denen Risiko um bis zu 27 Prozent gesunken war.
Analyst Vosser geht dennoch davon aus, dass es Vericiguat nach einer Zulassung schwer haben werde angesichts der Konkurrenz etwa durch Entresto vom Schweizer Pharmakonzern Novartis. Es werde viel Geld für Aufklärungsarbeit kosten, Ärzten zu veranschaulichen, warum der Vergleich mit traditionellen Medikamenten auf den ersten Blick täusche.
Durch die Bank positiv kamen derweil neue Daten zum Gerinnungshemmer Xarelto bei Analysten und Händlern an. In der Voyager-Pad-Studie wurde untersucht, ob das Mittel auch bei Patienten mit Durchblutungsstörungen in den Beinen wirkt, die sich deswegen einem Eingriff unterziehen mussten: Bei der Gabe von Xarelto in Kombination mit Acetylsalicylsäure (ASS) sank das Risiko den Angaben zufolge für bestimmte schwere Folgen im Vergleich zur alleinigen Behandlung mit ASS. Dabei geht es um Durchblutungsstörungen und -unterbrechungen in den Beinen, um Amputationen, Herzinfarkte und Schlaganfälle.
Angesichts dieser Erfolge kann sich Bayer Hoffnung auf eine sogenannte Labelerweiterung für Xarelto machen, das Mittel könnte dann breiter eingesetzt werden und damit zusätzliche Umsätze generieren. Das Medikament, das die Verklumpung von Blut und damit Gefäßverschlüsse verhindert, ist ohnehin schon länger einer der wichtigsten Umsatztreiber im Pharmageschäft der Leverkusener. Es ist in mehreren Indikationen für Erwachsene zugelassen, wie etwa der tiefen Venenthrombose, der Prävention von Schlaganfällen bei Patienten mit Vorhofflimmern sowie bei Lungenembolien. Allein im Jahr 2019 erzielte Bayer mit Xarelto einen Umsatz von 4,1 Milliarden Euro.
Bayer stellte zudem Ergebnisse der Phase-IIIb-Studie Pronomos vor, denen zufolge Xarelto das Risiko schwerer venöser Thromboembolien nach nicht-großen orthopädischen Operationen signifikant senkt. Im Vergleich zum Konkurrenz-Wirkstoff Enoxaparin sei dieses um rund 75 Prozent niedriger.
Neben den Studiendaten wertete Baader-Analyst Mayer die Ankündigung von Bayer positiv, die Hauptversammlung am 28. April angesichts der Corona-Krise komplett online durchzuführen. Die Dividende in Höhe von 2,80 Euro je Aktie werde damit voraussichtlich pünktlich fließen, hob der Experte hervor. Damit bringt es Bayer auf eine Dividendenrendite von aktuell rund 5,6 Prozent, nachdem der Kurs im Sog des Corona-Aktienmarktcrashs abgestürzt war. Trotz der Erholung vom jüngsten Tief bei 44,86 Euro notieren die Papiere immer noch fast ein Drittel unter ihrem Vor-Crash-Wert.
Aktionäre anderer Unternehmen müssen sich aktuell derweil in Geduld üben: Wegen der Beschränkungen des öffentlichen Lebens infolge der Corona-Pandemie hatten zuletzt zahlreiche Konzerne ihre Aktionärsversammlungen verschoben, die über die Ausschüttung abstimmen müssen. Einige Unternehmen hatten sogar die Dividendenvorschläge zurückgezogen.
Der Hauptversammlungstermin Ende April war zuletzt von Experten auch mit Blick auf den Glyphosat-Rechtsstreit in den USA als wichtiger Termin gesehen worden. So setzten einige auf einen Vergleich im Streit um angebliche Krebsrisiken des Unkrautvernichters. Allerdings ist offen, ob und inwieweit die Corona-Krise die Vergleichsverhandlungen unter Führung des Mediators und Staranwalts Ken Feinberg verzögert.
/mis/mne/jha/
BERLIN/LEVERKUSEN (dpa-AFX)
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