Bank danach nicht sicherer |
21.05.2014 16:38:32
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Starökonom kritisiert Kapitalerhöhung der Deutschen Bank
"Ein guter Teil der Eigenkapitalerhöhung wird benötigt, um die in den letzten zwölf Jahren in die Bücher genommenen Verluste zu kompensieren und vielleicht für Verluste vorzusorgen, die noch nicht in die Bücher genommen wurden", sagte der Direktor des Max-Planck-Instituts zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern.
Der Autor des viel beachteten Buchs "Des Bankers neue Kleider" glaubt nicht, dass die größte Deutsche Bank schon mit der vollen Wahrheit heraus gerückt ist. Er macht das am Jahresergebnis für 2013 fest: "Immer wenn ich eine schwarze Null sehe, frage ich mich, was da noch nicht in die Bücher genommen wurde", sagt er.
Die Deutsche Bank hat für 2013 einen Nettogewinn von 670 Millionen Euro ausgewiesen. Sie will ihre Eigenkapitalausstattung mit 8 Milliarden Euro von derzeit 9,5 auf 11,8 Prozent erhöhen. Zudem will sie mehrere Milliarden Euro Hybridkapital aufnehmen, das gegebenenfalls Verluste absorbieren und damit eine Verschlechterung der Eigenkapitalquote verhindern kann.
Allerdings, und das ist einer der Kritikpunkte Hellwigs an der Regulierung des Bankensektors insgesamt, beziehen sich diese Eigenkapitalquoten nicht auf die gesamten Anlagen der Bank. Sie werden vielmehr nach deren Risikogehalt der Anlagen gestaffelt. Und wie hoch das Risiko ist, bestimmt die Bank anhand interner Bewertungsmodelle zunächst selbst.
Laut Hellwig kommt die Deutsche Bank bei dieser risikogewichteten Berechnung auf eine Eigenkapitalquote von rund 9 bis 11 Prozent. Bei der nicht so leicht gestaltbaren ungewichteten Quote aber, der so genannten Leverage Ratio, sind es nach Kapitalerhöhung gerade mal knapp über 3 Prozent.
Verglichen mit anderen großen europäischen Banken liegt die Deutsche Bank damit im unteren Bereich. US-Banken schreibt die Federal Reserve neuerdings eine Leverage Ratio von 5 Prozent vor. Martin Hellwig, so steht es auch in seinem Buch, sähe diese Quote gerne bei 20 Prozent - man kann sich vorstellen, wie beliebt der Mann in Bankerkreisen ist.
Für Hellwig ist die extrem hohe Verschuldung der Banken eine wichtige Ursache der Finanzkrise. Er ist überzeugt: Hätten die Banken mehr Eigenkapital gehabt, dann wäre es von den krisenbedingten Wertverlusten nicht so schnell aufgezehrt worden, und dann wäre die Krise den deutschen Steuerzahler nicht so teuer zu stehen gekommen.
Hellwig rechnet vor, dass alleine die WestLB den Staat 18 Milliarden Euro gekostet hat, die Hypo Real Estate 12 Milliarden, die IKB 9 Milliarden, die Commerzbank zwischen 3 und 6 Milliarden und die HSH Nordbank 4 Milliarden. "Das ist ein Fall, wo mit Sicherheit mehr kommen wird", sagt er.
Der Ökonom macht darauf aufmerksam, dass Eigenkapitalquoten von 20 Prozent außerhalb des Bankensektors völlig normal sind und manche Unternehmen völlig ohne Fremdkapital auskommen. Welche Bank würde einem Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes einen Kredit geben, dass nur über 3 Prozent Eigenkapital verfügt, welche Bank einem Hauskäufer einen Hypothekenkredit? Aber bei Banken selbst ist das völlig normal.
Laut Hellwig unterstellen die Kreditgeber nämlich, dass die Institute im Zweifelsfall vom Staat gerettet werden. Sie verlangen deshalb eine niedrigere Risikoprämie. Und je größer und damit systemisch wichtiger sie sind, um so weniger Zinsen müssen sie zahlen.
Deshalb finden sie es bequemer, staatlich subventionierte Kredite aufzunehmen und behaupten, dass mehr Eigenkapital teuer sei und zu Lasten der Kreditvergabe gehen würde. Scheinbar ist dieses Argument richtig: Anleihen können Banken zu niedrigen einstelligen Zinsen am Markt platzieren, Aktionäre erwarten schon mal Renditen im zweistelligen Bereich.
Trotzdem lehnt Ökonom Hellwig dieses Argument als "unsinnig" ab. Wirklich teuer seien Kapitalerhöhungen vor allem dann, wenn eine Bank hoch verschuldet sei. Denn von solchen Instituten forderten Investoren eine höhere Eigenkapitalrendite.
Auch das Argument, dass eine Kapitalerhöhung den Gewinn je Aktie verwässere, will Hellwig nicht ohne weiteres gelten lassen. Diene diese Maßnahme Investitionen und mache das Unternehmen leistungsfähiger, dann hielten Aktionäre einen kleineren Anteil an einem wertvolleren Unternehmen anstatt eines größeren Anteils an einem weniger wertvollen, argumentiert er.
Hellwig kann sich in diesem Zusammenhang den Hinweis nicht verkneifen, dass die von der Deutschen Bank angekündigte Kapitalerhöhung von 8 Milliarden Euro "an den Aktienmärkten nicht gerade für Begeisterung gesorgt" hat. Seine Erklärung dafür: "Das liegt daran, dass dieses neue Eigenkapital nur das Konkursrisiko vermindert und nicht den Eigentümern zu Gute kommt."
Mitarbeit: Madeleine Nissen
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@wsj.com
DJG/hab/kla
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May 21, 2014 10:31 ET (14:31 GMT)
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