15.09.2016 11:19:00

Bank Austria: "Wirtschaft verliert etwas Tempo" - Brexit belastet

Die heimische Wirtschaft verliert nach Ansicht der Bank-Austria-Volkswirte etwas an Tempo, dennoch haben die Experten ihre BIP-Wachstumsprognosen von 1,5 und 1,1 Prozent für heuer und nächstes Jahr beibehalten. Trotz leichter Abschwächung gebe es ein recht solides Wachstumstempo, es würden aber die Brexit-Sorgen durchschlagen. Die Stimmung der heimischen Verbraucher sei schlechter als im Vormonat.

Nach der leichten Belebung über den Sommer beginne Österreichs Wirtschaft nun Anzeichen einer leichten Wachstumsverlangsamung zu zeigen, erklärte Chefökonom Stefan Bruckbauer am Donnerstag. Die sich nun ankündigende Verlangsamung stehe zumindest teils im Zusammenhang mit dem kommenden EU-Austritt der Briten. Ab dem Schlussquartal 2016 würden sich die negativen Effekte des Brexit stärker bemerkbar machen, während das BIP-Plus im dritten Quartal über jenem des zweiten liegen dürfte, so die Bank Austria. Das Wifo hatte fürs zweite Quartal 0,3 Prozent Plus ermittelt, erste Daten fürs dritte Quartal kommen Ende Oktober.

Der Bank-Austria-Konjunkturindikator sank im August leicht - nach drei Zuwächsen in Folge. Mit aktuell 0,8 Punkten weise der Indikator auf ein Anhalten der Erholung hin, aber mit etwas weniger Tempo als in den vorangegangenen Monaten. Dahinter dürften sich unter anderem "erste Spuren der Verunsicherung durch die Brexit-Entscheidung" verbergen. Insbesondere die verschlechterte Stimmung unter den europäischen Handelspartnern der heimische Industrie habe den Konjunkturindikator nach unten gezogen. Das deute auf erste negative realwirtschaftliche Effekte des bevorstehenden Briten-Austritts aus der EU hin, so Bruckbauer.

Die spürbare Verschlechterung der Industriestimmung der wichtigsten Handelspartner Österreichs - vor allem auch in Deutschland - widerspiegle die schwächeren realen Wirtschaftszahlen, so Bank-Austria-Ökonom Walter Pudschedl: "Insbesondere in Ländern mit hoher britischer Außenhandelstangente nehmen die Sorgen der Industrie zu, während sich die Stimmung in der heimischen Industrie - gestützt auf die solide heimische Nachfrage - vorerst sogar noch etwas gebessert hat."

2017 werde - abhängig von der zeitlichen Umsetzung des Brexit und der Ausgestaltung der Verhandlungslösung - das Wirtschaftswachstum spürbar belastet werden, so Pudschedl. Dabei sollte nach einem sehr verhaltenen ersten Quartal 2017 in den folgenden Monaten die Wachstumsdynamik in Österreich wieder etwas anziehen, so dass die Brexit-Folgen für die heimische Wirtschaft überschaubar bleiben sollten. Vor allem die Investitionstätigkeit werde in Mitleidenschaft gezogen. Unter diesen Rahmenbedingungen werde sich der Aufwärtstrend des Konsums in Österreich, den die Steuerreform 2015 gestärkt hatte, zurückhaltender fortsetzen und die negativen Einflüsse nicht kompensieren können.

Heuer führten die Steuerreform und das billige Öl zum stärksten Konsumwachstum seit zehn Jahren, trotzdem bleibe das Konsumwachstum auch 2016 deutlich hinter den Zuwächsen von vor der Krise zurück, speziell wenn man die stark wachsende Bevölkerung mitberücksichtige, erklärte Chefökonom Bruckbauer. Auch wenn die Inflation in Österreich 2016 im Schnitt unter einem Prozent bleiben wird, werde sie erneut - das achte Jahr in Folge - über dem Vergleichswert der Eurozone (von heuer voraussichtlich 0,2 Prozent) liegen.

(Schluss) sp/tsk

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