Konjunkturindikator |
15.12.2022 14:19:00
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Bank Austria sieht geringere Rezessionsrisiko für österreichische Wirtschaft
Nach einem bereits geringen Wirtschaftswachstum im dritten Quartal, mit einem Plus von 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal, dürfte die österreichische Wirtschaft somit bereits in eine leichte Rezession eingetreten sein. "Das globale Umfeld hat sich deutlich abgeschwächt", sagte Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer. Verzögert dürften nun auch die Bauwirtschaft und der Dienstleistungssektor vom Wachstumskurs abweichen, der Ökonom geht aber nur über den Winter von einer geringfügig rückläufigen Wirtschaftsentwicklung aus, "die jüngsten Daten erhöhen sogar die Hoffnung, dass Österreich einer Rezession knapp entgehen könnte".
Die Industriestimmung habe sich im November erneut verschlechtert und liege nun deutlich im pessimistischen Bereich. Und das obwohl die Zeichen im asiatischen Raum auf Verbesserung gedreht hätten. Die anhaltende Stimmungseintrübung in der osteuropäischen Industrie und in einigen westeuropäischen Ländern und die zunehmenden Sorgen über hohen Energiepreise und Lohnkosten hätten die positiven Entwicklungen aber überstiegen. Verstärkt wurde der Effekt durch eine Eintrübung am Bau, wenngleich die Stimmung hier angesichts voller Auftragsbücher weiterhin gut sei. Eine leichte Entspannung der Lage im Dienstleistungssektor habe die Verschlechterung in den Produktionssektoren aber ausgeglichen.
Der Arbeitsmarkt habe sich unterdessen als krisenfest erwiesen: "Wir erwarten nach dem Rückgang der Arbeitslosenquote 2022 auf durchschnittlich 6,4 Prozent eine Stabilisierung bei 6,4 Prozent für 2023 sowie einen leichten Rückgang auf 6,3 Prozent für 2024", so Bank-Austria-Ökonom Walter Pudschedl.
Die Inflation werde sich hingegen nur langsam abbauen. "Relativ hohe Lohnabschlüsse, die fiskalischen Maßnahmen zur Stützung der Kaufkraft und Zweitrundeneffekte der gestiegenen Energiekosten werden auch im weiteren Jahresverlauf 2023 für hohe Inflationswerte sorgen", so die Bank-Austria-Ökonomen.
Die Wirtschaftsabschwächung und die hohe Inflation werden die Entwicklung zu Jahresbeginn 2023 zwar bremsen, die Ökonomen der Bank-Austria rechnen aber mit "überschaubaren konjunkturellen Folgen". Der Kaufkraftverlust der Konsumentinnen und Konsumenten werde sich, gestützt durch staatliche Entlastungsmaßnahmen, ebenfalls in Grenzen halten. Die Aussichten für die Industrie seien hingegen deutlich ungünstiger, die Bank rechnet mit einem Einbruch der Investitionen, der die österreichische Wirtschaft stärker belasten könnte.
Im Frühjahr dürfte schließlich eine Erholung einsetzen, wenn auch mit niedrigem Tempo. Geopolitische Unsicherheiten und die nur langsam sinkende Inflation dürften bremsend wirken. Pudschedl geht für 2023 "nur von einer Stagnation mit einem BIP-Anstieg von 0,3 Prozent" aus. Das Expansionstempo werde bis ins Jahr 2024 unterdurchschnittlich bleiben.
Die Europäische Zentralbank (EZB) werde die "geldpolitischen Zügel" im kommenden Jahr noch etwas weiter anziehen, der Höhepunkt werde aber im Frühjahr 2023 erreicht sein, erwartet Bruckbauer. Für 2024 rechnet er mit einer Wende in der europäischen Geldpolitik, "aufgrund der dann niedrigeren Inflation und der schwachen Konjunktur wird die EZB auf einen Lockerungskurs umschwenken. Wir erwarten eine Senkung der Leitzinsen um rund 75 Basispunkte im Verlauf des Jahres 2024."
cgh/tpo
WEB http://www.bankaustria.at
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