"Wir sind vorsichtiger" |
11.12.2019 17:35:00
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Bank Austria rechnet für 2020 mit einer "milden" US-Rezession
"Nach dem historisch längsten Aufschwung wird die US-Wirtschaft in den kommenden Monaten deutlich an Schwung verlieren und könnte im zweiten Halbjahr 2020 sogar in eine leichte Rezession geraten", so Bruckbauer. Erste Indikatoren dafür gebe es schon, wie die sich verflachende Zinskurve sowie die jüngsten Daten zum Einkaufsmanagerindex, der mittlerweile unter die Wachstumsschwelle von 50 Punkten gerutscht sei. Darüber hinaus sei das Wachstum in den USA stark durch den Konsum getrieben und der Arbeitsmarkt hätte nicht mehr viel Verbesserungspotenzial - "daher sehen wir eine Abschwächung", so Bruckbauer.
Für das kommende Jahr prognostizieren die Ökonomen dementsprechend nur noch ein US-Wachstum von durchschnittlich 1,1 Prozent, nach plus 2,3 Prozent im Jahr 2019. Im Konsensus wird laut den Daten der Bank Austria für die USA 2020 ein BIP-Wachstum von 1,8 Prozent erwartet.
Die sich eintrübende Lage in den USA wirke auch negativ auf die gesamte Weltwirtschaft, für die die Ökonomen eine Eintrübung des Wachstums von 3,0 Prozent 2019 auf 2,7 Prozent im kommenden Jahr erwarten. Die weltweiten Handelskonflikte sowie der sich weiter hinziehende Brexit und alle damit einhergehenden Unsicherheiten dürften die Wachstumsdynamik für viele Industriebranche dämpfen, so Bruckbauer. Was die Handelsstreits betrifft erwartet der Bank-Austria-Ökonom im kommenden Jahr nicht allzu viel Bewegung. Mit einer Lösung des Streits zwischen China und den USA rechnet er nicht.
Europa und auch Österreich dürften von der schwächelnden Weltkonjunktur nicht verschont bleiben. "Die globale Abkühlung der letzten Monate hat Europa deutlich mehr zugesetzt als viele erwartet oder gehofft haben," sagte Bruckbauer. Für die Eurozone rechnen die Volkswirte der Bank Austria für 2020 mit einem Wachstum von 0,8 Prozent, nach plus 1,2 Prozent 2019. Die Prognosen für Österreich belaufen sich auf plus 1,5 Prozent (2019) und 1,0 Prozent (2020).
Insbesondere die Industrie leide derzeit. Die Industriestimmung in Europa sei bereits das ganze Jahr 2019 rückläufig gewesen und habe sich daher "de facto in der Rezession" befunden. Stützend wirkten dagegen die Binnenwirtschaft, der Dienstleistungssektor und der gut laufende private Konsum. Aber auch hier werden sich die Aussichten im kommenden Jahr leicht eintrüben, was wiederum dämpfend auf das Gesamtwachstum wirke. "Wir glauben, dass die Binnenkonjunktur ein bisschen mehr in Mitleidenschaft gezogen wird und die Stimmung etwas schlechter wird" so Bruckbauer.
Auch die österreichische Exportindustrie werde das sich eintrübende Konjunkturklima zu spüren bekommen, sagte der Bank-Austria-Ökonom Walter Pudschedl. Rund zwei Drittel der in Österreich erzielten Wertschöpfung werden ins Ausland verkauft. "Das macht Österreich für globale Einflüsse empfänglicher," so Pudschedl. "Aber zum Glück haben wir noch den Konsum, der das Wachstum weiter hochhalten wird."
In den Jahren 2017 und 2018 habe der Außenhandel noch stark zum heimischen Wirtschaftswachstum beitragen können, mittlerweile habe sich die Lage aber geändert und nun sei es hauptsächlich der private Konsum, der das Wachstum stütze. "Der Konsum wird zwar weniger wachsen, aber weiterhin das Wachstum gut tragen," prognostiziert der Volkswirt. "Wir sehen in keinster Weise Anzeichen einer Rezession für Österreich," so Bruckbauer.
(Schluss) bel/itz
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