Hoher Kreditrisikoaufwand |
11.11.2015 17:54:00
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Bank Austria-Gewinn bis September fast halbiert
Deutlich höher war heuer bis September der Kreditrisikoaufwand. Er stieg um gleich 42 Prozent auf 757 Mio. Euro. Hauptgrund für den Anstieg waren Lasten aus der Zwangskonvertierung von Frankenkrediten in Kroatien. Deshalb gingen die Kreditrisikokosten um 225 Mio. Euro nach oben.
Hauptertragsbringer war wie in den vergangenen Jahren das Osteuropageschäft, aus dem in den ersten drei Quartalen 505 Mio. Euro des Nettogewinns der Bank Austria kamen. Dieses Geschäft wandert im Zuge der umfassenden Konzernumstrukturierung bis Ende 2016 von der Wiener Bank Austria Bilanz direkt zur Bilanz der Mutter UniCredit. Damit verliert die Bank Austria ihr wichtigstes Ertragsstandbein.
Aus der zum Verkauf gestellten ukrainischen Tochterbank Ukrsotsbank gab es wieder Verluste. Dieses Defizit ist im Verlust aus "nicht fortgeführten Geschäftsbereichen" (-158 Mio. Euro) erfasst. Auch das inländischen Retailgeschäft (Privatkundensparte/Filialen) macht Verluste. Es wird entweder verkauft oder von der Bank Austria selber saniert.
Die Kostenbelastung durch Bankenabgaben und "Systemsicherungsbeiträge" wurde in der Zwischenbilanz per Ende September mit 233 Mio. Euro beziffert. Ein Effekt aus der Übertragung der Ostbankensparte an UniCredit: Nächstes Jahr fällt bei der Bank Austria ein sehr gewichtiger Teil der Bemessungsbasis für die umstrittene Bankensteuer weg.
Als Mitte Oktober die ersten Spekulationen um das Schicksal der Bank Austria hochgingen - Abzug der Osteuropa-Bankenzentrale von Wien nach Mailand und möglicher Verkauf des heimischen Privatkundengeschäfts - zehrte das an den Nerven der tausenden Bank-Austria-Leuten in Österreich. Die Kunden wollten wissen, was mit ihrer Bank sein wird. Dass Gelder abgezogen würden, verneint der Bankchef.
"Weder ist seit Aufkommen der ersten Gerüchte Geld abgeflossen, noch gab es Kundenbewegungen außerhalb der üblichen Schwankungsbreite", schrieb Bank Austria Generaldirektor Willibald Cernko am Mittwoch in einem Brief an die Mitarbeiter.
"Das haben wir nur Ihrem Einsatz und Engagement zu verdanken", so Cernko an die Belegschaft, die sich - obwohl selber verunsichert - zahlreichen Gesprächen zur Causa stellen musste. Dafür gebühre "höchster Respekt". Auch die kommenden Tage und Wochen würden in dieser Richtung "sehr herausfordernd". Cernko beschied seinen Leuten in dem Schreiben, er verstehende die entstandene Verunsicherung und er bat nochmals um Geduld.
In den letzten Wochen war die Bank Austria Tagesgespräch am Bankplatz Österreich. Es wurde über gezielte Vorsprachen angeblich abwanderungsbereiter Firmenkunden bei anderen Banken gemunkelt. Eine neue Filialschließungswelle oder ein Verkauf des Filialnetzes ließ bei privaten Kunden Sorgen um ihre Bankfiliale sprießen. Zuletzt hatte Erste-Chef Andreas Treichl bei einer Analystenkonferenz erklärt, am Kauf von Bankteilen von Bank Austria oder auch BAWAG nicht interessiert zu sein, wohl aber an Kunden und Mitarbeitern von dort.
rf/tsk
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