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21.06.2016 16:53:00
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Bank Austria: Brexit würde Österreich Wachstum kosten
"Für Österreich müssten wir im Falle eines Brexit unsere Prognose für 2017 von derzeit 1,5 Prozent um zwischen 0,5 und 1,0 Prozent reduzieren", so Bank Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer in einer am Dienstag veröffentlichten UniCredit Brexit-Analyse.
Auch wenn Österreich somit vom Brexit etwas unterdurchschnittlich betroffen wäre, würde weniger Wachstum zwischen 0,5 und 1,0 Prozent für 2017 fast ein verlorenes Jahr bedeuten, so Bruckbauer. Mittelfristig würden die Folgen für Österreichs Wirtschaft jedoch überschaubar bleiben, abhängig von den politischen Folgen einer solchen Entscheidung. Dass die Wirtschaft des Euroraums oder von Zentral- und Osteuropa (CEE) deutlich ins Straucheln kommen könnte oder gar die Erholung dauerhaft dadurch gefährdet werde, glauben die Ökonomen der UniCredit nicht.
Bei einem "Verbleib" würden sich die wirtschaftlichen Stimmungsindikatoren auch in der Eurozone verbessern und risikoreichere Vermögensklassen davon profitieren.
Der Euroraum müsste im Fall eines Brexit ebenfalls mit zwischen 0,5 und 1,0 Prozent weniger Wachstum rechnen. Die Entscheidung würde aber die britische Wirtschaft in eine Rezession führen, so die UniCredit-Ökonomen. Die langfristigen Zinsen würden noch einmal leicht sinken, das Pfund würde von derzeit 0,77 auf bis zu 0,90 Euro abwerten, der Schweizer Franken und japanische Yen würden erstarken.
Im Falle eines Ausstieges werde es in Großbritannien zu großen politischen Unsicherheiten kommen, die Regierung von Premierminister David Cameron werde wahrscheinlich zurücktreten. Statt 2,0 Prozent dürfte es 2017 zu einem Null-Wachstum, einem Rückgang des Pfund um 10 bis 15 Prozent und einem Anstieg der Inflation auf 3 Prozent kommen. Die Bank of England (BoE) dürfte die Zinsen auf Null senken, aber nicht ins Negative.
Zumindest kurzfristig würden die Folgen auch für den Euroraum negativ sein. Die Wachstumsprognose für 2017 müsste von 1,6 Prozent auf 1,1 bis 0,6 Prozent gesenkt werden. Großbritannien ist der zweitwichtigste Handelspartner des Euroraums mit 13,5 Prozent des Extra-Euroraum-Handels - hinter den USA.
Grundsätzlich dürften die Euroraum-Kernländer vom Brexit etwas weniger betroffen sein als die Peripherie. Für Deutschland wird eine Prognoseänderung für 2017 von 1,4 auf 0,9 bis 0,4 Prozent erwartet, für Frankreich von 1,3 auf ebenfalls 0,9 bis 0,4 Prozent, für Italien von 1,2 auf 0,7 bis 0,2 Prozent und für Spanien von 2,4 auf 1,8 bis 1,3 Prozent. Auch die USA wären negativ betroffen, jedoch nur im Ausmaß von 0,25 bis 0,5 Prozentpunkte.
Die Europäische Zentralbank (EZB) werde sehr wahrscheinlich nur verbal intervenieren, die US-Notenbank Fed könnte ihre nächste Zinserhöhung aber zumindest bis Dezember verschieben.
Im CEE-Raum wäre die Betroffenheit größer als im Euroraum, aber unterschiedlich. Vor allem sehr offene Volkswirtschaften wie Tschechien und Ungarn und jene, die angespannte Haushaltssituationen haben, wie etwa Serbien und Kroatien, wären etwas stärker betroffen. Russland wäre nur wenig betroffen.
Im Falle eines Verbleibs dürfte das Pfund stark an Wert gewinnen, auch der Euro sollte zum US-Dollar an Wert gewinnen, Franken und Yen würden dagegen verlieren, so die Ökonomen.
(Schluss) ggr/gru
WEB http://www.bankaustria.at
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