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04.10.2013 22:20:58

Badische Neueste Nachrichten: Rückzug auf Raten

Karlsruhe (ots) - Es war fast schon in Vergessenheit geraten. Dass Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit auch stellvertretender SPD-Vorsitzender und somit auch in der Bundespolitik aktiv ist, rückt erst jetzt wieder ins Bewusstsein, da er ankündigt, auf dem Parteitag in Leipzig im November nicht mehr für dieses Amt kandidieren zu wollen. Es seien "nun mal andere dran", sagt er in seiner typischen schnoddrigen Art, die Entscheidung habe auch nichts mit dem Wahlausgang vom 22. September zu tun. Ganz überraschend kommt Wowereits Ankündigung nicht. Auf bundespolitischer Ebene hat der dienstälteste Ministerpräsident der Republik, der seit mittlerweile zwölf Jahren im Roten Rathaus der Hauptstadt regiert, nicht die Rolle gespielt, die man in der Partei von ihm erwartet hat, im Schatten des dominanten Sigmar Gabriel blieb er blass und unauffällig, er setzte keine eigenen Akzente. Wenn er für Schlagzeilen sorgte, dann nur deshalb, weil es in seiner eigenen Stadt mal wieder nicht so lief, wie es eigentlich hätte laufen sollen
vom S-Bahn-Chaos bis zum Desaster beim Großflughafen. Alles keine Ruhmesblätter für einen Regierenden Bürgermeister, der an seiner Arbeit für die Bürger gemessen wird. Auch wenn Wowereit versichert, als Ministerpräsident im Bundesrat weiterhin eine wichtige bundespolitische Rolle spielen zu wollen, beginnt mit seinem Ausscheiden aus dem Amt des stellvertretenden SPD-Chefs doch sein Rückzug auf Raten. Nach drei Wahlsiegen und zwölf Jahren an der Spitze des Berliner Senats wirkt er zunehmend amtsmüde, mit dem Berliner SPD-Chef Jan Stöß und Fraktionschef Raed Saleh gibt es bereits zwei potenzielle Nachfolgekandidaten, die sich längst parteiintern in Stellung bringen. Insofern hat der 60-Jährige richtig erkannt: Jetzt sind mal andere dran. Demokratie bedeutet Macht auf Zeit. Und für jeden läuft die Zeit ab. Nun auch für Klaus Wowereit.

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