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Tauziehen 20.04.2020 09:40:00

B. Braun Melsungen bringt sich gegen RHÖN-Kauf durch Asklepios in Stellung

B. Braun Melsungen bringt sich gegen RHÖN-Kauf durch Asklepios in Stellung

Um den wieder einmal zum Verkauf stehenden Klinikbetreiber Rhön (RHÖN-KLINIKUM) hat sich erneut ein heftiger Streit unter Großaktionären entbrannt. Der Pharma- und Medizinbedarfsanbieter B. Braun Melsungen bringt sich gegen die geplante Übernahme des Klinikbetreibers durch den Wettbewerber Asklepios in Stellung. Großaktionär B. Braun will den Verkauf mit einer neuen Satzung verhindern, den Aufsichtsrat neu sortieren und zudem über eine Sonderdividende viel Geld aus dem Unternehmen ziehen. Asklepios bringt kündigt heftigen Widerstand gegen die Pläne an.

B. Braun will seine Ziele über eine außerordentliche Hauptversammlung erreichen, wie Rhön-Klinikum am Samstag in Bad Neustadt an der Saale mitteilte. Zudem fordert B. Braun eine hohe Gewinnausschüttung in Form einer Vorabdividende. Außerdem sollen bei der Hauptversammlung Beschlüsse künftig nur noch mit mehr als 75 Prozent der abgegebenen Stimmen beziehungsweise des vertretenen Grundkapitals möglich sein.

Da B. Braun mehr als ein Viertel der Anteile hält, könnte das Unternehmen bei einer Hauptversammlung damit alle Entscheidungen blockieren. Gleichzeitig fordert der Großaktionär B. Braun die Abberufung zahlreicher Aufsichtsratsmitglieder, darunter auch die des Unternehmensgründers Eugen Münch.

Nachdem Asklepios zunächst die Forderungen in einer Stellungnahme zurückgewiesen hatte, ging das Unternehmen am Montagmorgen in die Offensive und forderte selbst ein außerordentliches Treffen der Aktionäre, bei dem B.-Braun-Vertreter im Aufsichtsrat abberufen werden sollen. Der Wunsch nach einem außerordentlichen Aktionärstreffen sei dabei "vor dem Einberufungsverlangen des Kontrahenten B. Braun zu behandeln", teilte Asklepios mit.

Der Rhön-Klinikum-Vorstand werde ein Einberufungsverlangen von Asklepios ebenfalls sorgfältig prüfen und gegebenenfalls die gesetzlich erforderlichen Maßnahmen einleiten, hieß es dazu am Montagmorgen von dem Unternehmen, um das sich Asklepios und B. Braun zanken.

Sollte die außerordentliche Aktionärsversammlung wie von B. Braun gewünscht einberufen werden, droht der Zeitplan von Asklepios bei der Übernahme in Verzug zu geraten. Dann würde sich die Annahmefrist für das Übernahmeangebot auf zehn Wochen ab Veröffentlichung der Angebotsunterlage verlängern. Eigentlich wollte Asklepios die Übernahme im zweiten Quartal abschließen.

Der jetzt geplanten Transaktion geht ein jahreslanges Tauziehen um Rhön voraus. So wollte Rhön-Gründer Eugen Münch schon 2012 das Unternehmen mit Fresenius Helios (Fresenius SECo) fusionieren, woraufhin Asklepios und B. Braun bei Rhön eingestiegen waren und einen umfassenden Deal verhinderten. Am Ende war mit 40 Krankenhäusern dennoch ein Großteil der Kliniken von Rhön an Helios gegangen.

B.Braun hatte damals schon um seine Marktposition gefürchtet. Jetzt dürfte das nicht anders aussehen, würden sich mit Asklepios und Rhön doch zwei führende Klinik-Konzerne in Deutschland hinter dem Marktführer Fresenius Helios vereinen. Der gemeinsame Anlauf von Asklepios und Münch wurde Ende Februar 2020 bekannt gegeben.

Demnach wurden zunächst die Anteile von Asklepios, von Rhön-Gründer Eugen Münch sowie seiner Ehefrau in einem Gemeinschaftsunternehmen gebündelt. Nach dem Kauf eines zusätzlichen Aktienpaketes durch Asklepios bringt die Allianz es mittlerweile auf mehr als 50 Prozent der Stimmrechte. Nun will Asklepios den übrigen Rhön-Anteilseignern ein Angebot von 18 Euro je Aktie unterbreiten. Das sind 25 Prozent mehr, als die Papiere vor Bekanntgabe der Pläne gekostet hatten, und in etwa so viel wie sie aktuell an der Börse kosten.

Ein weiterer Knackpunkt des Streits: B. Braun fordert die Zahlung eines Dividendenabschlags von 2 Euro je Rhön-Klinikum-Aktie. Das wäre ein Vielfaches des Betrags, den das Unternehmen für das vergangene Jahr vorgesehen hat. Ende März hatte Rhön Klinikum angekündigt, die Dividende wegen des Gewinnrückgangs im vergangenen Jahr um vier auf 25 Cent senken zu wollen.

Da das Unternehmen im laufenden Jahr mit hohen Kosten für neue Auflagen rechnet und zudem die Folgen der Corona-Pandemie nicht absehbar sind, hält der potenzielle Käufer Asklepios die Dividenden-Forderung für unverantwortlich. Dadurch würden 134 Millionen Euro an die Anteilseigner ausgezahlt werden.

"Ausschüttungen in der von B. Braun geforderten Größenordnung stehen im krassen Widerspruch zur wirtschaftlichen Lage und der erwarteten Entwicklung des Unternehmens", teilte Asklepios am Samstag mit. "Die Forderungen von B. Braun gefährden daher unmittelbar die Stabilität des Unternehmens und die Sicherheit von Arbeitsplätzen."

Da B. Braun mit Finanzchefin Annette Beller im Rhön-Aufsichtsrat vertreten ist und die Auswirkungen eines solchen Kapitalabzugs genau kennen sollte, erhebt Asklepios schwere Vorwürfe in Richtung des anderen Großaktionärs. Es dränge sich die Vermutung auf, dass B. Braun ohne Rücksicht auf die Stabilität von Rhön, seinen Mitarbeitern und den Patienten Gelder abziehen wolle.

"Gerade vor dem Hintergrund, dass die Politik große Anstrengungen unternimmt, um Kliniken in der Corona-Krise mit Steuergeldern zu schützen, ist das Ansinnen von B. Braun, unter dem Corona-Rettungsschirm hohe Dividenden ausschütten zu lassen, unverantwortlich."

An der Börse spielte das Gezank der Großaktionäre zunächst keine große Rolle. Die im SDax notierte Aktie legte vorbörslich leicht zu und lag zuletzt mit 18,08 Euro leicht über dem von Asklepios in Aussicht gestellten Betrag.

/mis/zb/nas

BAD NEUSTADT A.D. SAALE (dpa-AFX)

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Bildquelle: RHÖN-KLINIKUM AG

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