03.04.2015 07:25:46
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AUSBLICK/US-Arbeitslosenquote bleibt im März auf Achtjahrestief
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Erholung am US-Arbeitsmarkt dürfte sich im März fortgesetzt haben. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte rechnen damit, dass die Beschäftigtenzahl außerhalb der Landwirtschaft um 248.000 gestiegen ist. Die Arbeitslosenquote sehen sie unverändert bei 5,5 Prozent. Für die Stundenlöhne wird ein Anstieg um 0,2 Prozent erwartet. Das Arbeitsministerium wird die Daten am Freitag um 14.30 Uhr MESZ veröffentlichen. Marktreaktionen sind wegen der Osterfeiertage aber erst in der kommenden Woche möglich.
Die US-Geldpolitik hat im vergangenen Monat vom Autopiloten auf Handsteuerung umgeschaltet. Zwischen den Finanzmärkten und einer Fed-Zinserhöhung - der ersten seit 2007 - steht kein Wörtchen namens "geduldig" mehr. Was nun noch zählt, sind Konjunkturdaten, und zwar vor allem solche mit Bezug zum Arbeitsmarkt und zur Inflation. Sie werden nach Einschätzung von Beobachtern darüber entscheiden, ob die Fed ihre Zinsen schon im Juni oder doch erst im Herbst erhöht.
Die Arbeitslosenquote ist im Februar um 0,2 Prozentpunkte auf den niedrigsten Stand seit Mai 2008 gefallen. Analysten prognostizieren für März vorsichtshalber keinen weiteren Rückgang mehr. Die Ursache ist vielleicht, dass seit Oktober vergangenen Jahres auf jeden Rückgang der Arbeitslosenquote ein Anstieg folgte.
Das Problem mit der US-Arbeitslosenquote ist, dass sie in einer Telefonumfrage in privaten Haushalten ermittelt wird. Antwortet der Befragte, dass er momentan keine Arbeit sucht, heißt das nicht unbedingt, dass er eine hat. Es könnte auch sein, dass er, entmutigt von vergeblichen Bemühungen, die Arbeitsuche vorübergehend aufgegeben hat. Es ist nicht auszuschließen, dass gute Arbeitsmarktdaten, wie sie in den vergangenen Monaten die Regel waren, solche Menschen wieder zu Arbeitsuchenden macht. Das würde die Arbeitslosenquote für sich genommen erhöhen.
Die Zahl der Beschäftigten wird dagegen bei den Unternehmen erfragt. Sie ist in den ersten beiden Monaten des ersten Quartals um durchschnittlich 267.000 gestiegen und im vierten Quartal des Vorjahres um 324.000. Die Konsensprognose von 248.000 ist also eher vorsichtig, und das möglicherweise zu recht, wie aktuelle Daten zur privaten Beschäftigung zeigen. Die von ADP ermittelte Beschäftigtenzahl stieg im März um nur 189.000. Volkswirte hatten einen Zuwachs von 214.000 prognostiziert.
Allerdings folgen die offiziellen Beschäftigungsdaten nicht immer exakt denen des privaten Dienstleisters ADP. Laut Moody's Analytics beläuft sich die durchschnittliche Abweichung seit Oktober 2012 auf 43.000 Stellen.
Eine höhere Lohndynamik ist das, was der US-Notenbank bisher noch zu einer ersten Zinserhöhung fehlt. Die am Verbraucherpreisindex und dem Preisindex des Privatkonsums (PCE-Deflator) gemessene Inflation liegt wegen des Ölpreises nur knapp über Null, und auch die Kernraten sind für den Geschmack der Fed zu niedrig. Was sie gerne sehen würde, ist deshalb ein Anzeichen dafür, das sich die bessere Konjunktur in höheren Löhne niederschlägt. Denn die führen über kurz oder lang auch zu mehr Inflation.
Im Februar waren die Stundenlöhne mit einem Plus von 0,1 Prozent schwächer als erwartet gestiegen und hatten um knapp 2,0 Prozent über Vorjahresniveau gelegen. Für März wird ein Anstieg um 0,2 Prozent erwartet, der zu einer Jahreswachstumsrate von lediglich 1,8 Prozent führen würde.
Für die Frage, ob die Fed den ersten Zinsschritt schon Juni unternimmt, könnte der Arbeitsmarktbericht am Freitag nach Einschätzung der DZ Bank vorentscheidend sein - "wenn die Lohndynamik noch kräftiger als von uns erwartet ausfällt oder ein extrem hoher Beschäftigungsaufbau gemeldet wird", wie die Ökonomen kalkulieren. "Wahrscheinlicher ist aber, dass frühestens mit dem Arbeitsmarkt für April die Gewissheit für den Juni-Termin vorliegt."
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
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April 03, 2015 00:55 ET (04:55 GMT)
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