08.03.2011 07:27:34

AUSBLICK/Deutsche Industrie im Januar weiter unter Dampf

Von Hans Bentzien Dow Jones NEWSWIRES FRANKFURT (Dow Jones)--Die deutsche Industriekonjunktur dürfte im Januar nach den witterungsbedingten Einbrüchen im Dezember wieder voll Fahrt aufgenommen haben. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte erwarten, dass die Auftragseingänge um 2,5% gestiegen sind und die Produktion im produzierenden Gewerbe um 1,8%. Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) wird die Auftragseingangsdaten am Dienstag um 12.00 Uhr veröffentlichen und die Produktionsdaten am Mittwoch zur gleichen Zeit.

   Die deutsche Industrieproduktion hat im Dezember einen witterungsbedingten Rückschlag erlitten, was aber nach Meinung von Experten im Januar zu einer Gegenreaktion geführt haben sollte. Der Produktionsrückgang im Dezember von 1,5% dürfte maßgeblich von der Bauwirtschaft hergerührt haben, die allerdings auch im Januar noch unter bestimmten Beeinträchtigungen gelitten haben dürfte. Im vierten Quartal insgesamt hatte die Produktion um 1,9% angezogen.

   Die Helaba kalkuliert bei ihrer Prognose (plus 1,5%) ein, dass die Bauproduktion im Dezember wegen der starken Schneefälle um nahezu 15% eingebrochen ist. "In diesem Bereich dürfte es im Januar zu einem deutlichen Plus gekommen sein", meinte Volkswirt Stefan Mütze. Für die Auftragseingänge erwartet er gleichfalls einen Zuwachs von 1,5%. Zur Begründung verwies er darauf, dass es im Dezember kaum Großaufträge gegeben habe, weshalb für Januar mit einer Gegenbewegung zu rechnen sei.

   Die Bestellungen waren im Dezember um 3,4% eingebrochen und hatten damit den ersten Rückgang seit September 2010 verzeichnet. Allerdings waren die Orders im Monat davor um 5,2% gestiegen. Uwe Dürkop von der Landesbank Berlin rechnet für Januar auf Basis der nach wie vor guten Umfrageergebnisse zu Nachfragesituation und Exporterwartungen mit einem Anstieg der Bestellungen um 0,5%. "Laut VDMA war die Entwicklung im Januar vor allem im Großanlagenbau erfreulich. Eine gegenläufige Bewegung könnte es hingegen bei den Vorleistungsgüterherstellern gegeben haben. Insgesamt ergäbe sich ein leichter Anstieg", meinte er.

   Bei der Produktion rechnet Dürkop mit einem Anstieg um 2,5%, und zwar vor allem wegen der Normalisierung der Wetterverhältnisse und den positiven Implikationen hieraus für die Bauwirtschaft. "Einschränkend bleibt festzuhalten, dass es im Dezember im Fahrzeugbau aufgrund kürzerer Weihnachtsferien zugleich zu statistischen Ausreißern nach oben kam. Hier dürfte das Niveau nicht gehalten worden sein.

   UniCredit rechnet mit einem Produktionszuwachs um 1,5%. "Das mildere Wetter und die sehr gut gefüllten Auftragsbücher sprechen für einen deutlichen Anstieg der Produktion zu Jahresbeginn", meinten diese Experten. Die Auftragseingänge (Prognose: plus 2,5%) sehen sie vor allem von einer "Flut an Neuaufträgen bei Airbus" gestützt.

   Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen erwartet, dass die Produktion um 1,8% zugenommen hat und rechnet für die Auftragseingänge mit einem Zuwachs von 2,5%. Solveen verwies zur Begründung auf die Ergebnisse von ifo- und Einkaufsmanagerumfrage. "Das Geschäft läuft, die Unternehmen berichten von kräftig zunehmenden Aufträgen und einem deutlichen Anstieg ihrer Produktion", meinte der Experte. Dem Anstieg der Industrieproduktion im engeren Sinne (ohne Bau und Energie) seien aber trotzdem Grenzen gesetzt, weil die Produktion im Dezember trotz des zweiten leichten Rückgangs in Folge immer noch über dem auf Basis der Auftragseingänge berechneten Trend gelegen habe. "Folglich ist sogar ein drittes Minus in Folge nicht auszuschließen", prognostizierte er.

-Von Hans Bentzien, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 29725 300, Hans.Bentzien@dowjones.com DJG/hab (END) Dow Jones Newswires

   March 08, 2011 00:55 ET (05:55 GMT)

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