21.01.2013 10:49:34
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AUSBLICK/Bank of Japan dreht Geldhahn ein Stück weiter auf
Von Andreas Plecko
Die Bank of Japan (BoJ) dürfte sich bei ihrer Ratssitzung dem massiven politischen Druck beugen und den Geldhahn ein Stück weiter aufdrehen. Alle zehn Ökonomen, die von Dow Jones Newswires befragt wurden, rechnen mit einer geldpolitischen Lockerung. Die meisten Experten erwarten, dass die BoJ ihre Wertpapierkäufe um 10 Billionen auf insgesamt 111 Billionen Yen aufstockt. Damit würde die Zentralbank zum ersten Mal seit über neun Jahren die schlaffe Wirtschaft Japans in zwei Sitzungen hintereinander stützen. Einen solchen geldpolitischen Doppelschlag der Notenbank hatte es zuletzt 2003 gegeben.
Auch das forsche Drängen von Ministerpräsident Shinzo Abe, das Inflationsziel der Zentralbank auf zwei Prozent zu verdoppeln, dürfte Früchte tragen. Nach Medienberichten bereiten die Regierung und die BoJ eine gemeinsame Erklärung vor, die zusammen mit der geldpolitischen Entscheidung am Dienstag veröffentlicht werden soll. Das Dokument soll ein Inflationsziel von zwei Prozent festlegen, außerdem wird der BoJ-Gouverneur verpflichtet, regelmäßige Berichte über die Fortschritte auf diesem Weg vorzulegen.
Die BoJ hat sich bereits grundsätzlich ein Inflationsziel von zwei Prozent auferlegt, dieses aber mit einem mittel- oder langfristigen Zeithorizont versehen. Bei der Einführung des Ziels im Februar 2012 hatte die BoJ erklärt, "vorerst" eine Preissteigerungsrate von ein Prozent anzupeilen.
Es wird erwartet, dass die Regierung und die BoJ keinen spezifischen Zeitraum nennen, in dem das Inflationsziel von zwei Prozent erreicht werden soll, sondern eine allgemeine Formulierung wie etwa "mittelfristig" wählen. Eine Senkung des Zinssatzes für Guthaben der Geschäftsbanken bei der Notenbank dürfte bei der Sitzung zwar diskutiert, aber noch nicht umgesetzt werden. Mit einer solchen Zinssenkung könnte die BoJ versuchen, die Kreditvergabe anzuregen.
Die neue japanische Regierung setzt auf eine aggressive Geldpolitik und ein massives Konjunkturprogramm, um die Wirtschaft des Landes aus der Krise zu holen. Vor wenigen Tagen beschloss das Kabinett Stützungshilfen von 10,3 Billionen Yen. Die Regierung stellte das Paket als das zweitgrößte Konjunkturprogramm in der Geschichte des Landes heraus. Ein größeres Paket gab es nur nach dem Kollaps von Lehman Brothers im Jahr 2008. Unter Berücksichtigung von Ausgaben der lokalen Verwaltungen und von Investitionen des privaten Sektors könnte das Paket mehr als 20 Billionen Yen wert sein.
Japan kämpft seit geraumer Zeit mit Wachstumsschwächen, Strukturproblemen in der Binnenwirtschaft und hartnäckigen Deflationstendenzen. Die Hoffnung auf eine aggressive Geldpolitik hat dem japanischen Aktienmarkt in jüngster Zeit zu einem kräftigen Aufschwung verholfen, während der Yen sich abschwächte, was den Exporteuren hilft.
Viele Experten zweifeln jedoch, ob die japanische Wirtschaft mit einer noch höheren Staatsverschuldung und einer weiteren Lockerung der Geldpolitik auf einen nachhaltigen Wachstumskurs zurückkehren wird. Schließlich rühren viele Probleme Japans von der Alterung der Gesellschaft und der geringen Wettbewerbsfähigkeit vieler Betriebe in der Binnenwirtschaft. Zu Reformen in diesen Bereich hat sich der neue Ministerpräsident aber bisher nicht aufgerafft.
Kontakt zum Autor: andreas.plecko@dowjones.com
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January 21, 2013 04:18 ET (09:18 GMT)
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