EURO STOXX 50
Trotz aller Spannungen |
18.12.2017 14:24:43
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Ausblick 2018: Die Party im DAX dürfte weitergehen
Dass die Bundesrepublik den anstehenden Jahreswechsel womöglich ohne Regierung begehen muss, tut dem Optimismus keinen Abbruch. Auch andere geopolitische Verwerfungen wie der Nordkorea- und der Nahost-Konflikt, die anhaltende Bedrohungslage durch den internationalen Terrorismus und protektionistische Tendenzen in den USA werden ausgeblendet. Beim Brexit steht der Ausgang der Verhandlungen ebenfalls noch in den Sternen.
Immerhin scheint ein beschleunigtes Auseinanderdriften der Europäischen Union nach den diesjährigen Wahlen in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden zunächst einmal abgewendet. 2018 werden zudem vornehmlich kleinere Mitgliedsstaaten wie Ungarn, Lettland und Slowenien ihr Parlament wählen. Eine größere Rolle dürfte allerdings die Wahl in Italien spielen. Dort liefert sich die eurokritische Fünf-Sterne-Bewegung derzeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit den Sozialdemokraten. Die Italiener müssen ihr neues Parlament spätestens bis Mai gewählt haben - möglicherweise passiert das aber schon im März.
"Die Masse an möglichen politischen Risiken ist relativ groß", räumt Stefan Bielmeier ein, Chefvolkswirt der DZ-Bank. Ein robustes globales Wachstum federe das aber trotzdem ab. So seien es in Deutschland sowie in der gesamten Eurozone regelmäßig steigende Unternehmensgewinne, die - gepaart mit den niedrigen Zinsen - zu einem weiteren Anstieg der Leitindizes führen dürften.
Nach Einschätzung der Schweizer Privatbank Julius Bär kommt zudem die robuste Kauflaune der Verbraucher hinzu. "Wir haben einen überraschend starken Konsum in Deutschland", sagte David Kohl, Chefvolkswirt Deutschland bei Julius Bär. Daneben werde die hiesige Wirtschaft auch von einem starken Immobilienmarkt gestützt.
Insgesamt gehen sieben Finanzhäuser davon aus, dass der DAX im nächsten Jahr die 14.000-Punkte-Marke knacken wird. Bei der italienischen Großbank UniCredit rechnet man sogar mit 14.500 Punkten, was einen Anstieg von 11 Prozent bedeuten würde. Zu weit aus dem Fenster lehnen sich die Experten damit angesichts der bisherigen Entwicklung aber nicht: In diesem Jahr hat der DAX bislang um die 14 Prozent zugelegt. In den letzten zehn Jahren ist er durchschnittlich um 8 Prozent gestiegen.
Dieselbe Geschwindigkeit soll auch der EURO STOXX 50 im nächsten Jahr erreichen - und nach Schätzung der Deutschen Bank bis auf 3.850 Punkte ansteigen. Die DZ Bank traut dem europäischen Börsenbarometer sogar die vollen 4.000 Punkte zu. Das wäre immerhin ein Zugewinn von 12 Prozent.
Bei all der Euphorie fragen sich Ökonomen wie Anlageexperten generell, wie lange der Aufschwung noch anhalten kann. Seit 2013 befindet sich die deutsche Wirtschaft im Aufschwung. Nur einmal gab es in der Bundesrepublik eine längere, ununterbrochene Wachstumsphase - von 1982 bis zur Wiedervereinigung.
"Die Anzeichen einer Überhitzung mehren sich", sagt denn auch DZ-Chefanlagestratege Christian Kahler. Außergewöhnlich viele Aktienrückkaufprogramme oder zahlreiche Börsengänge seien hierfür klassische Indikatoren. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka-Bank, sprach von Vollauslastung, die bereits leicht überschritten sei.
Weitere vorsichtigere Stimmen kommen aus dem Sparkassen-Lager. "Aktienanleger haben bereits zu viele Vorschusslorbeeren verteilt und sind ausgesprochen sorglos geworden", argumentiert etwa Helaba-Chefvolkswirtin Gertrud Traud. Wie ihr Kollege von der Deka-Bank glaubt sie nicht, dass es der DAX im nächsten Jahr über die 13.500 Punkte schaffen wird. Der Verband öffentlicher Banken warnte ebenfalls, dass schlechte Nachrichten bezüglich der weiteren Gewinnentwicklungen oder konjunkturelle Dämpfer schnell zu Kurskorrekturen führen könnten.
Noch dürften die niedrigen Zinsen laut dem DZ-Bank-Experten Kahler einen größeren Einbruch verhindern. Überhaupt ist es nach Ansicht vieler Portfolio-Manager die nach wie vor ultraexpansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, die Aktien in ein attraktives Licht rückt. Billig seien die Papiere zwar nicht mehr - die Bewertungen passten aber dennoch zum derzeitigen Wachstumsumfeld.
Mit niedrigverzinsten Anleihen lasse sich dagegen noch kein Blumentopf gewinnen. Immerhin will die EZB gegen Ende 2018 ihr Anleihekaufprogramm auslaufen lassen. Aus Sorge vor einer möglichen scharfen Marktreaktion hatten sich die Notenbanker zuletzt gegen ein festes Enddatum entschieden. Ein echter Zinsschritt wird zudem erst für 2019 erwartet. Für die Aktienmärkte Europas sind das gute Nachrichten./kro/bek/das
FRANKFURT (dpa-AFX)
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