21.12.2013 10:07:12

AUSBLICK 2014/Neues Jahr, alte Hoffnung: Stahlbranche wartet auf bessere Zeiten

    DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Alle Jahre wieder das gleiche Bild in der Stahlindustrie: Pünktlich zum Jahreswechsel wächst die Hoffnung auf bessere Zeiten. Zuletzt hätten sich die Anzeichen verdichtet, dass die wirtschaftliche Talsohle durchschritten ist, sagte jüngst der Chef der Wirtschaftsvereinigung Stahl Hans Jürgen Kerkhoff. Er rechnet damit, dass sich die Stahlkonjunktur zumindest moderat erholen wird. Diese Hoffnung hatte der Verband allerdings auch in den beiden Vorjahren gehegt - und dann waren die Erwartungen regelmäßig enttäuscht worden. Die Preise blieben im Keller, viele Unternehmen schreiben längst rote Zahlen. Die Folge sind harte Sparprogramme.

    "Ob wir endlich eine etwas beständigere Erholung bekommen, wird sich nach dem ersten Quartal zeigen", sagt der Präsident des europäischen Branchenverbands Eurofer, Wolfgang Eder. Zuletzt habe die Nachfrage nach einem vielversprechenden Jahresbeginn immer stark nachgelassen. "Entscheidend wird der April", schätzt der Chef des österreichischen Voestalpine (VOGT electronic) -Konzerns. "Sollte es dann nicht wieder einen Nachfrageeinbruch geben, könnte es wirklich etwas aufwärts gehen."

    Darauf wartet die Branche seit langem. Noch immer hat sie den Einbruch nach der Finanzkrise nicht wettgemacht. Europaweit liegt die Stahlnachfrage weiter 30 Prozent unter dem Wert des Boomjahres 2007, heißt es bei den Branchenverbänden. Darauf hat die Industrie bislang nach Ansicht vieler Branchenexperten nicht adäquat reagiert. Immer noch sind zu viele Kapazitäten auf dem Markt. Von den gut 230 Millionen Tonnen, die pro Jahr in Europa hergestellt werden können, werden den Experten zufolge mindestens 30 Millionen nicht gebraucht. Das drückt auf die Preise.

    Dabei ist die Industrie in Deutschland dank der guten Wirtschaftslage hierzulande noch vergleichsweise gut dran. Die Anlagen sind bis zu 83 Prozent ausgelastet. Davon können sie in anderen Ländern nur träumen. Doch die Stahlhütten verdienen kaum noch Geld. Die Rohstoffkosten sind bei weitem nicht so stark gesunken wie die Verkaufspreise. Zudem klagen die Unternehmen über im internationalen Vergleich hohe Energiekosten.

    Die schwache Nachfrage rührt auch daher, dass sich viele Stahlhändler und -verarbeiter seit der Wirtschaftskrise extrem vorsichtig verhalten. Um nicht noch einmal mit vollen Lagern in einen Abschwung zu rutschen, halten sie extrem niedrige Vorräte. Darin sehen die Hütten aber nun wieder einmal eine große Chance. Denn: Wer wenig Vorräte hat, muss im Fall eines Aufschwungs besonders viel bestellen. Doch bewahrheitet hat sich diese Hoffnung in den vergangenen beiden Jahren nicht.

    Inzwischen ist auch den deutschen Stahlkonzernen der Geduldsfaden gerissen. Statt einfach nur auf bessere Zeiten zu hoffen, wollen sie nun auch aus eigener Kraft versuchen, das Ruder herumzureißen. Sie haben schmerzhafte Sparprogramme aufgelegt. So fallen etwa bei Salzgitter 1500 Stellen weg, bei ThyssenKrupp 2000.

    Auch beim Abbau der Kapazitäten machen sie mit. Sie sollen 2014 in Deutschland von 53,9 Millionen Tonnen auf 52,5 Millionen Tonnen sinken. Dabei sieht die Branche hierzulande eigentlich eher andere in der Pflicht und zeigt auf Länder in Süd- und Osteuropa. Doch ein Abbau von Mitarbeitern in der Stahlindustrie löst häufig starke Proteste aus. Oftmals sieht sich die Politik dann in der Pflicht, den Beschäftigten in der Traditionsbranche zu helfen.

    Und so geht es nur mühsam voran. 2013 etwa wurden in Europa gerade einmal 7 Millionen von 240 Millionen Tonnen Kapazität dauerhaft stillgelegt. Ein Großteil davon geht auf das Konto von Weltmarktführer ArcelorMittal , der vier Hochöfen in Frankreich und Belgien abschaltete. Mehr wollen die Luxemburger aber erstmal nicht machen und produzieren stattdessen mit den anderen Anlagen trotz Verlusten fast am Anschlag. Viele in der Branche sehen darin ein Zeichen für den harten Wettbewerb - die Schwachen sollen vom Markt verdrängt werden.

    Doch gelungen ist das bislang nicht. Darunter leiden alle. Deshalb wird der Ruf lauter, dass die Branche sich - unter Koordinierung der EU - auf einen Abbau verständigt./enl/she/stb

    --- Von Erik Nebel, dpa-AFX ---

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