VW-Historie |
13.06.2023 06:13:00
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Aus Wolfsburg in die Welt: So wurde Volkswagen zum Weltkonzern
• Die Markenpalette wird immer weiter ausgebaut
• China als Zugpferd für Volkswagen
Die Automobilindustrie hat in der deutschen Wirtschaft eine enorme Bedeutung. Laut dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie sorgte die Branche 2019 für einen Umsatz von rund 435 Milliarden Euro und beschäftigte mehr als 833.000 Personen. Einen großen Anteil daran hat der Volkswagen-Konzern (VW).
Ferdinand Porsche als Chefplaner
Bereits 1934 beauftragte der Reichverband der Deutschen Automobilindustrie den Ingenieur Ferdinand Porsche mit der Konstruktion eines Volkswagens. Nach Vorstellungen von Adolf Hitler sollte der Wagen weniger als 1.000 Reichsmark kosten. Aufgrund der hohen Material- und Fertigungskosten hätte dieser Preis jedoch voraussichtlich nie erreicht werden können.
Nachdem die Gesellschaft zur Vorbereitung der deutschen Volkswagen mbH am 28. Mai 1937 gegründet wurde, errichtete man im Jahr 1938 im heutigen Wolfsburg das Hauptwerk. Diesen Namen erhielt die Stadt allerdings erst nach Kriegsende am 25. Mai 1945. Unter dem Namen "Stadt des KdF-Wagens" (KdF = Kraft durch Freude) plante der damalige Geschäftsführer Bodo Lafferentz eine Stadt auf dem Reißbrett, aufgrund der zentralen Lage im damaligen Nazi-Deutschland und der guten Verkehrsanbindung. Zu diesem Zeitpunkt hieß das Unternehmen allerdings schon Volkswagenwerk GmbH.
Serienfertigung nach Kriegsende
Nach Kriegsende 1945 gab die britische Besatzung den Befehl zur Serienfertigung der Volkswagen Limousine. Mit Hilfe des britischen Offiziers Major Ivan Hirst konnte die Entwicklung von Volkswagen weiter vorangetrieben werden. Vor allem mit dem Käfer wurde das Unternehmen zum Symbol für das deutsche Wirtschaftswunder und konnte durch starke Exportzahlen weiterwachsen. Am 1. Oktober 1948 wurde das Logo, das 2019 modernisiert wurde, beim Deutschen Patentamt in München angemeldet.
Durch die Weiterentwicklung der verschiedenen Fertigungssysteme war es ab den 70er-Jahren möglich, neben dem Käfer noch die Modelle Passat, Scirocco, Golf und Polo zu produzieren.
Umwandlung in eine Aktiengesellschaft und Übernahme von Audi
Rund zehn Jahre nach Kriegsende wurde 1955 der ein millionste Volkswagen vom Band gelassen. Am 22.August 1960 wurde die Volkswagen GmbH in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, wodurch umgerechnet rund 500 Millionen Euro erlöst werden konnten. 60 Prozent des Volkswagenkapitals wurden als Volksaktien veräußert, jeweils 20 Prozent hielten damals noch der Bund und das Land Niedersachsen.
Um eine stärkere Wettbewerbsposition zu erreichen, übernahm Volkswagen 1965 rund 75 Prozent der Daimler-Benz-Tochter Auto Union GmbH. Da die wirtschaftliche Lage der Auto Union GmbH in den Anfangsjahren nicht gut war, mussten tiefgreifende Umstrukturierungsmaßnahmen durchgeführt werden. Ab September produzierte man in Ingolstadt dann den "Audi 72", dieser bildete den Kern einer neuen Modellpalette.
1970 brach der Absatz des Käfers enorm ein, allerdings konnte VW durch starke Verkaufszahlen der inzwischen fusionierten Audi NSU Auto Union AG und verschiedener südamerikanischer VW-Töchter diese Verluste ausgleichen.
Käfer-Nachfolger Golf wird zum Verkaufsschlager
Die Ölkrise von 1974/75 führte bei VW zu einer angespannten wirtschaftlichen Lage. Allerdings hatte man mit der neuen Generation des Golfs einen Verkaufsschlager auf den Markt gebracht, der seit 1975 die Verkaufsstatistiken anführte und somit den Konzern aus der Krise retten konnte. Bis heute verkaufte sich der Golf über 26 Millionen Mal. Aufgrund der vorherrschenden Rezession hatten die inländischen VW-Werke jedoch eine zu geringe Auslastung. Dies führte zu einem umfangreichen Stellenabbau, sorgte aber auch dafür, dass der Volkswagen-Konzern ein Jahr später die Krise überwunden hatte.
Seit 1977 kooperierte der Volkswagen-Konzern mit der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg (MAN) um die steigende Nachfrage nach Nutzfahrzeugen bedienen. In dieser Zeit drängte vor allem die japanische Autoindustrie auf den europäischen und amerikanischen Markt. Da die Japaner vor allem durch günstigere Preise überzeugen konnten, konzentrierte man sich bei Volkswagen auf die Weiterentwicklung der Fahrzeuge. So wurden zwischen 1979 und 1982 rund zehn Milliarden DM in die Erforschung energiesparender und umweltfreundlicher Modelle gesteckt. Die voranschreitende Automatisierung im Fertigungsprozess sorgte dafür, dass im Karosseriebau, in der Lackiererei und bei der Endmontage jedes Fahrzeug nach Wunsch des Kunden gefertigt werden konnte.
Seat und Škoda kommen dazu
Die 1980er-Jahre waren geprägt von weiteren Modernisierungsprozessen in der Fertigung und einer globalen Ausweitung der Aktivitäten des Volkswagen-Konzerns. Neben einer Internationalisierung der Lieferketten konnte man auch die Aktivitäten auf dem japanischen Markt weiter ausbauen und auch die Volksrepublik China wurde zu einem immer wichtigeren Markt für die deutsche Automobilbranche. Eine Kooperation und die anschließende Übernahme von Seat im Juni 1986 verschaffte VW außerdem eine starke Position auf dem iberischen Markt.
Nach dem Fall der Mauer 1989 bot sich Volkswagen die einmalige Chance auf den Automobilmarkt in Ostmitteleuropa vorzudringen. Dazu suchte sich die Konzernleitung das tschechische Automobilunternehmen Škoda aus. 1991 konnte Škoda dann als nächste eigenständige Markte in den Volkswagen-Konzern integriert werden.
Effizienzsteigerung und Kostenminimierung
Am 1. Januar 1993 übernahm Ferdinand Piëch den Posten des Vorstandsvorsitzenden der Volkswagen AG. Der Porsche-Enkel sollte die nächsten VW-Jahre mit seiner Strategie prägen und die Globalisierung des Autobauers weiter vorantreiben. Piëch ist außerdem Gesellschafter der Porsche Automobil Holding SE, diese gab Anfang 2009 bekannt, die Mehrheit an VW zu halten.
Der Fokus auf neue Fertigungsverfahren wie dem "just-in-time"-Verfahren und die weitere Ausweitung der internationalen Lieferketten, führten zu einer Effizienzsteigerung und Kostenminimierung in der Produktion. So konnte die Fertigungszeit des Passat von 31 Stunden auf 22 Stunden verkürzt werden. Von 1994 bis 1996 stieg außerdem die Arbeitsproduktivität innerhalb des Konzerns um rund 30 Prozent.
1998 wurden mit Bentley, Lamborghini und Bugatti außerdem drei legendäre Luxusmarken ins Sortiment von Volkswagen aufgenommen.
Volkswagen auf dem Weg zum absatzstärksten Automobilhersteller der Welt?
Ab 2007 verfolgte der Volkswagen-Konzern unter der Leitung von Martin Winterkorn eine neue Wachstumsstrategie. Diese sollte dazu führen, dass VW bis 2018 zum absatzstärksten Autobauer der Welt aufsteigt. Trotz der schrittweisen Öffnung des chinesischen Marktes für andere Unternehmen, konnte die Marke Volkswagen 2007 zur größten Einzelmarke heranwachsen und über 900.000 Fahrzeuge verkaufen.
Doch der 2015 in Deutschland an die Öffentlichkeit gekommene Abgasskandal warf Volkswagen zurück. Laut einer Studie des Forschungsinstituts International Council on Clean Transportation zusammen mit der Universität West Virginia haben viele Volkswagen-Modelle einen zu hohen Emissionswert als eigentlich angegeben. Wie aus Informationen der Deutschen-Presse-Agentur (dpa) hervorgeht, soll die Entscheidung eine Manipulations-Software in Diesel-Fahrzeuge einzubauen schon zwischen 2005 und 2006 gefallen sein.
2014 verlor VW in den USA rund sieben Prozent an Marktanteil und musste weltweit mehrere hunderttausend Fahrzeuge zurückrufen. Nachdem die Aktie am 21. und 22. September 2015 um jeweils rund 20 Prozent abstürzte, trat Winterkorn am 23. September 2015 zurück. Bis heute befindet sich der Autobauer aus Wolfsburg in einem milliardenschweren Rechtsstreit mit seinen Kunden.
Der Volkswagen-Konzern der Zukunft
Aus dem Abgas-Tief hat sich der VW-Konzern inzwischen heraus gearbeitet und auch die Corona-Krise, die schwere Auswirkungen auf die komplette Automobilbranche hatte, scheint überwunden. Zwischenzeitlich hat sich das Unternehmen der Elektrifizierung verschrieben, nachdem es hierzulande in Sachen Elektromobilität lange Zeit Nachholbedarf gegeben hatte.
Volkswagen gilt inzwischen aber einer der Treiber in diesem Segment: 2021 stellte das Unternehmen seine Strategie "New Auto" vor, mit der ehrgeizige Ziele einher gehen: Bis 2025 wollen die Wolfsburger im Elektroautosegment Marktführer sein und auch bisherige Branchenriesen wie Tesla hinter sich lassen.
Dafür nimmt der Autobauer Milliarden in die Hand, um sowohl in Standorte als auch zahlreiche neue Elektroautomodelle zu investieren.
Redaktion finanzen.at
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