438.654 ohne Job |
01.04.2016 16:26:00
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Arbeitslosigkeit in Österreich stieg im März um 2,4 Prozent
Die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition stieg um 0,1 Prozentpunkte auf 9,4 Prozent. Ende März gab es 367.576 vorgemerkte Arbeitslose, das waren um 2,0 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Die Zahl der Schulungsteilnehmer beim Arbeitsmarktservice (AMS) stieg um 4,1 Prozent auf 71.078 Personen, wie das Sozialministerium am Freitag in einer Aussendung mitteilte.
Trotz schwacher Konjunkturentwicklung ist die Beschäftigung in Österreich weiter gestiegen. Die Zahl der aktiv unselbstständig Beschäftigten erhöhte sich per Ende März gegenüber dem Vorjahresmonat laut einer vorläufigen Prognose um 49.000 Personen (+1,4 Prozent) auf 3,469 Millionen.
Mildes Wetter dämpfte Arbeitslosenanstieg
Das milde Wetter hat den Anstieg der Arbeitslosigkeit im März etwas gedämpft. In Salzburg, Tirol, Vorarlberg und Kärnten gab es weniger Menschen ohne Job. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit fiel bei Ausländern hoch aus, weil immer mehr Flüchtlinge in der Arbeitslosenstatistik ankommen, bei den arbeitslosen Inländern inklusive Schulungen wurde hingegen sogar ein leichter Rückgang verzeichnet.
"Eine Entlastung des Arbeitsmarktes kann nur mit einer deutlichen investitionsfördernden Politik in ganz Europa erreicht werden", kommentierte Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) am Freitag die aktuellen Arbeitsmarktzahlen in einer Aussendung. Es müssten bei steigender Arbeitslosigkeit mehr finanzielle Mittel für aktive Arbeitsmarktpolitik eingesetzt werden. Der Sozialminister fordert die erzielten niedrigeren Ausgaben durch die Pensionsreformen der vergangenen Jahre in die Arbeitsmarktpolitik zu investieren. "Eine Trendwende am Arbeitsmarkt ist weiterhin nicht zu entdecken", so AMS-Vorstand Johannes Kopf am Freitag. Die Schulungen des Arbeitsmarktservice seien unter anderem durch verstärkte Aktivitäten und zusätzliches Förderbudget für Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte wieder leicht gestiegen.
Die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer erhöhte sich bei Männern per Ende März im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1,4 Prozent auf 252.041, bei Frauen gab es ein Plus von 3,7 Prozent auf 186.613. Bei den Inländern waren mit 310.363 Personen um 0,5 Prozent weniger ohne Job, während die Zahl der joblosen Ausländer - aufgrund steigender anerkannter Flüchtlinge am Arbeitsmarkt - um 9,9 Prozent auf 128.291 zulegte.
Das Plus von Arbeitslosen und Schulungsteilnehmern im Handel - unter anderem wegen der Zielpunkt-Pleite - um 2,8 Prozent auf 63.010 wirkte sich vor allem für Frauen negativ aus. Die hohe Fluktuation im Gesundheits- und Sozialwesen bescherte der Branche einen Arbeitslosenanstieg von 4,2 Prozent auf 11.251. Im Tourismus gab es einen leichten Zuwachs um 1,8 Prozent, während am Bau (-6,9 Prozent), bei Leiharbeit (-2,4 Prozent) und in der Warenerzeugung (-1,4 Prozent) rückläufige Zahlen verzeichnet wurden.
Nach Bundesländern war die Entwicklung am Arbeitsmarktmarkt in Westösterreich und Kärnten deutlich besser als in Ostösterreich: Die Arbeitslosenzahlen stiegen in Wien um 4,6 Prozent, im Burgenland um 3,8 Prozent und in Niederösterreich um 2,9 Prozent, sanken hingen in Tirol (-7,8 Prozent ), Salzburg (-6,7 Prozent) und Vorarlberg (-1,1 Prozent). Die Zahl der Schulungsteilnehmer erhöhte sich nur in Wien (+18,5 Prozent) und verringerte sich am stärksten in Kärnten (-14,4 Prozent), der Steiermark (-6,3 Prozent) und im Burgenland (-6,8 Prozent).
Anstieg der März-Arbeitslosenzahlen zum Großteil wegen Flüchtlingen
Seit einiger Zeit kommen die Flüchtlinge immer stärker in der Arbeitslosenstatistik an. Rund drei Viertel des Anstiegs der Personen ohne Job entfiel im März in Österreich auf anerkannte Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte. Zwei Drittel der joblosen Flüchtlinge sind in Wien auf Arbeitssuche.
Die Zahl der arbeitslosen Personen und Schulungsteilnehmer ist im März im Vergleich zum Vorjahresmonat um 2,4 Prozent oder 10.135 auf 438.654 Betroffene gestiegen. Von den mehr als 10.000 zusätzlichen Menschen ohne Arbeit waren 7.580 Personen als anerkannte Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte beim Arbeitsmarktservice (AMS) registriert.
Insgesamt waren im März 18.498 Asylberechtige und 4.176 subsidiär Schutzberechtige beim AMS arbeitslos gemeldet oder in Schulungen, ein Plus von 50 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Von den 22.674 Personen waren 7.946 aus Syrien, 4.860 aus Afghanistan, 3.520 aus Russland, 1.126 aus dem Iran, 1.233 aus dem Irak und 845 aus Somalia, wie das AMS auf APA-Anfrage mitteilte. Bei 1.358 Personen ist die Nationalität ungeklärt (staatenlos).
Zwei Drittel der arbeitslosen anerkannten Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigten waren im März in Wien beim AMS gemeldet. 15.065 Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtige befanden sich in der Bundeshauptstadt; in Oberösterreich waren es 2.098, in Niederösterreich 1.887, in der Steiermark 1.357, in Tirol 656, in Salzburg 612, in Kärnten 474, in Vorarlberg 387 und im Burgenland 138.
Arbeitslosigkeit steigt seit 2011 - Keine Trendwende in Sicht
AMS-Chef Johannes Kopf sieht keine Trendwende am Arbeitsmarkt, seit Mitte 2011 steigen nun bereits die Arbeitslosenzahlen. Das milde Wetter im März dämpfte den Anstieg (+2,4 Prozent) und bescherte dem Bausektor um 3.300 weniger Beschäftigungslose. In Westösterreich und Kärnten gab es weniger Arbeitslosigkeit. Das Arbeitslosenplus von 10.000 Personen entfiel zu drei Viertel auf Flüchtlinge.
"Eine Trendwende am Arbeitsmarkt ist weiterhin nicht zu entdecken", kommentierte AMS-Vorstand Johannes Kopf am Freitag die aktuellen Arbeitsmarktzahlen. Die Zahl der langzeitarbeitslosen Personen, die länger als 12 Monate ohne Job waren, schnellte im Vergleich zum Vorjahresmonat um 127 Prozent auf 54.736 Betroffene hoch.
Der AMS-Chef ortet eine "massive Verhärtung der Arbeitslosigkeit im Jahr 5 des Anstiegs". Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) forderte geringere Ausgaben durch die Pensionsreformen der letzten Jahre in die Arbeitsmarktpolitik zu investieren. Bei steigender Arbeitslosigkeit müssten mehr Mittel für aktive Arbeitsmarktpolitik verwendet werden.
Die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition stieg im März im Vergleich zum Vorjahresmonat um 0,1 Prozentpunkte auf 9,4 Prozent und liegt auf dem höchsten Niveau seit Ende des Zweiten Weltkrieges. Die vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) berechnete erweiterte Arbeitslosenquote inklusive Schulungsteilnehmer lag bei 11 Prozent und die um Saisoneffekte bereinigte erweiterte Arbeitslosenquote bei 10,56 Prozent.
Die Kriege und Konflikte rund um Europa und die damit verbundenen Fluchtbewegungen machen sich immer mehr auf dem österreichischen Arbeitsmarkt bemerkbar. Seit Mitte 2014 steigt die Zahl der Asylberechtigten und subsidiär Schutzberechtigten merklich, die hierzulande auf Jobsuche sind. Im März gab es knapp 22.700 joblose Flüchtlinge mit Arbeitserlaubnis, davon rund 15.100 in Wien. Im Vergleich zu der Gesamtzahl von 438.654 arbeitslosen Personen und Schulungsteilnehmer in Österreich machen anerkannte Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte rund 5 Prozent der Arbeitsuchenden aus.
Insgesamt sank die Zahl der inländischen Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer im März im Vergleich zum Vorjahresmonat leicht um 0,5 Prozent auf 310.363, bei Ausländern stiegen die Zahlen hingegen um 9,9 Prozent auf 128.291 Betroffene. Der Anstieg bei ausländischen Beschäftigungslosen von 11.551 Personen kam vor allem durch zusätzlich 7.580 Flüchtlingen zustande.
Durch den Rückgang der Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer am Bau (-6,9 Prozent) und einem Anstieg im Gesundheitswesen (+4,2 Prozent) und Handel (+2,8 Prozent) gab es einen stärkeren Anstieg bei Frauen (+3,7 Prozent) als bei Männer (+1,4 Prozent). Während es im Verkehrswesen und Lager (+3,5 Prozent) sowie im Tourismus und Gastronomie (+1,8 Prozent) mehr Beschäftigungslose gab, sanken die Zahlen bei der Arbeitskräfteüberlassung (-2,4 Prozent) und der Warenherstellung (-1,4 Prozent).
Der Tourismus in Westösterreich und Kärnten profitierte von der Rekordwintersaison und dem frühen Ostertermin. Den stärksten Rückgang von Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer Ende März verzeichnete Tirol (-7,4 Prozent), gefolgt von Salzburg (-6,2 Prozent), Vorarlberg (-1 Prozent) und Kärnten (-0,7 Prozent). Den stärksten Anstieg gab es in Wien (+6,9 Prozent), gefolgt von Niederösterreich (+2,1 Prozent), Burgenland (+2,0 Prozent), Oberösterreich (+1,6 Prozent) und Steiermark (+1,0 Prozent).
Knapp die Hälfte der arbeitslosen Personen und Schulungsteilnehmer verfügte maximal über eine Pflichtschulausbildung, rund ein Drittel hatte eine Lehrausbildung. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter 25 Jahre gab es einen leichten Rückgang (-1,4 Prozent), im Haupterwerbsalter zwischen 25 und 49 ein Plus von 2,1 Prozent sowie bei Älteren über 50 Jahren einen stärkeren Anstieg von 5,8 Prozent.
Einen kleinen Hoffnungsschimmer am Arbeitsmarkt gibt es dennoch: Die Zahl der sofort verfügbaren offenen Stellen schnellte im März um 40 Prozent auf 36.764 nach oben. Die nicht sofort verfügbaren Stellen sanken hingegen um 19,5 Prozent auf 22.249. Die Zahl der aktiv unselbstständig Beschäftigten erhöhte sich laut einer vorläufigen Prognose um 49.000 Personen (+1,4 Prozent) auf 3,469 Millionen.
Die FPÖ machte am Freitag erneut die "ungezügelten Zuwanderung" für die Rekordarbeitslosigkeit verantwortlich. "So muss der Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt nicht nur für Drittstaatsangehörige, sondern auch für EU-Bürger beschränkt werden", forderte FPÖ-Sozialsprecher Herbert Kickl am Freitag in einer Aussendung. Die Grüne Sozialsprecherin Birgit drängte auf "öffentliche Investitionen in Zukunftsbranchen", um Beschäftigungslosen "eine Perspektive zu bieten". NEOS-Sozialsprecher Gerald Loacker wünschte sich "eine Liberalisierung des Arbeitsrechts, ein Ausholzen der Lohnnebenkosten und eine Einschränkung der sozialpartnerschaftlichen Verhinderungspolitik".
Arbeiterkammer-Präsident Rudolf Kaske forderte "eine intensiveren Bekämpfung von Lohn- und Sozialdumping und eine Verschärfung der Entsenderichtlinie, um den Zuzug ausländischer Arbeitskräfte zu bremsen". Der Generalsekretär der Industriellenvereinigung Christoph Neumayer erinnerte die Regierung an die Umsetzung der beschlossenen Verwaltungsvereinfachungen, um damit mehr Investitionen, Wachstums und Jobs zu ermöglichen.
cri/stf
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