Fast Rekordarbeitslosigkeit |
01.03.2013 16:48:00
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Arbeitslosigkeit in Österreich nimmt stark zu
Nach Berechnungen des Statistikamt Eurostat hatte Österreich im Jänner mit 4,9 Prozent - da ist der aktuell verfügbarste Wert - im EU-Vergleich weiterhin die geringste Arbeitslosigkeit, gefolgt von Deutschland mit 5,3 Prozent. In der Eurozone stieg die Arbeitslosigkeit auf das Rekordniveau 10,9 Prozent. Die höchste Arbeitslosenquote wurde in Griechenland mit 27 Prozent und in Spanien mit 26 Prozent verzeichnet. Nach österreichischer Definition lag die Arbeitslosenquote im Februar bei 8,7 Prozent (+0,3 Prozentpunkte).
Trotz schwächelnder Konjunktur gab es in Österreich im Februar etwas mehr Personen in Beschäftigung. Die Zahl der aktiv unselbstständig Beschäftigten hat sich per Ende Februar um 27.000 Personen (+0,8 Prozent) auf 3,321 Millionen erhöht. Die Anzahl der gemeldeten offenen Stellen ist hingegen im Vergleich zur Vorjahresperiode um 2.724 (-9,6 Prozent) auf 24.757 zurückgegangen.
Sozialminister Rudolf Hundstorfer (S) und AMS-Chef Johannes Kopf erwarten auch für die kommenden Monate keine Entspannung bei den Arbeitslosenzahlen. "Trotz der üblichen Frühjahrsbelebung am Arbeitsmarkt und trotz weiterer Beschäftigungsgewinne muss auch in den nächsten Monaten mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit im Vorjahresvergleich gerechnet werden", so Hundstorfer. Bevor Europa sich nicht aus der seit knapp fünf Jahren anhaltenden Wirtschaftskrise befreie, werde auch die exportabhängige österreichische Wirtschaft nicht genügend Arbeitsplätze schaffen um die Arbeitslosigkeit nachhaltig zu senken. Er wolle die Arbeitslosenzahlen "überhaupt nicht schön reden", sagte Hundstorfer im Ö1-"Mittagsjournal" des ORF-Radio am Freitag. Der Sozialminister erinnerte daran, dass es rund 97.000 vorgemerkte Arbeitslose mit einer Einstellungszusage gebe. Auch seien die AMS-Qualifizierungsmaßnahmen in den vergangenen zwei Jahren "effektiver und effizienter geworden".
Die Arbeiterkammer wünscht sich indes mehr finanzielle Mittel für die Arbeitsmarktpolitik: "Da muss mehr Tempo und auch mehr Phantasie bei den Maßnahmen hinein", so AK Präsident Herbert Tumpel. Die Gewerkschaft forderte eine "gerechtere Verteilung der Arbeit". Im dritten Quartal 2012 hätten Österreichs Arbeitnehmer fast 17 Millionen Über- und Mehrstunden ohne Abgeltung geleistet, verweisen die Arbeitnehmervertreter auf Zahlen der Statistik Austria. Die Industriellenvereinigung wünscht sich erneut eine Flexibilisierung der Arbeitszeit. "Um langfristig hohe Beschäftigung in Österreich zu sichern sind flexiblere Rahmenbedingungen - vor allem auch im Bereich der Arbeitszeit - ein Muss", erklärte IV-Generalsekretär Christoph Neumayer. Außerdem müsse "die Belastung des Faktors Arbeit verringert werden" um die Beschäftigung zu erhöhen.
Scharfe Kritik an der Arbeitsmarktpolitik der Regierung übten die Oppositionsparteien: "Die aktuelle Rekordarbeitslosigkeit zeigt das völlige Versagen der rot-schwarzen Bundesregierung drastisch auf", betonte FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl. Die Regierung müsse nun eine "Joboffensive" starten. Das BZÖ warnte vor einer Arbeitsmarktlage wie in Südeuropa. "Wenn die rot-schwarze Bundesregierung nicht sofort Maßnahmen zur Konjunkturbelebung und Entlastung der Bürger setzt, dann drohen uns in Österreich in Zukunft Zustände wie in Spanien oder Griechenland", so BZÖ-Chef Klubobmann Josef Bucher.
Die Grünen verweisen auf zusätzliche Investitionen unter anderem im Bereich Bildung, Umwelt, Pflege, Kultur und Wissenschaft um die Arbeitslosigkeit zu senken. "Die höchste Arbeitslosenzahl in der Geschichte der Zweiten Republik ist erschreckend, aber der Verweis des Ministers auf die Weltwirtschaft, die erst in Fahrt kommen müsse, ist nur die halbe Wahrheit", so die Grüne-Arbeitnehmersprecherin Birgit Schatz. "Es ist höchste Zeit, dass die Regierung endlich handelt, statt immer nur zu reden und zu versprechen", kritisierte Team Stronach Obmannstellvertreter Robert Lugar.
Die Wirtschaftsflaute in Österreich hat die Anzahl der vorgemerkten Arbeitslosen am stärksten im Industriebundesland Oberösterreich (+8,6 Prozent) und in Kärnten (+6,5 Prozent) ansteigen lassen. Die geringste Zunahme wurde in Tirol (+1,9 Prozent) und Vorarlberg (+2,2 Prozent) verzeichnet. Den größten Anstieg an Schulungsteilnehmern gab es in Wien (+21,2) und im Burgenland (+7,3 Prozent).
Von der Zunahme der Arbeitslosigkeit waren per Ende Februar am stärksten Beschäftigte im Gesundheits- und Sozialwesen (+ 12,2 Prozent) und Leiharbeiter (+6,3 Prozent) betroffen. In absoluten Zahlen gab es die meisten Arbeitslosen am Bau mit 68.614 Personen, im Handel (42.720) und in der Leiharbeitsbranche (33.217).
Die durchschnittliche Verweildauer in der Arbeitslosigkeit stieg um 3 auf 96 Tage. Erneut erhöhte sich die Männerarbeitslosigkeit stärker als jene der Frauen. Von den per Ende Februar vorgemerkten 326.401 Arbeitslosen waren 211.239 Männer (+6,0 Prozent) und 115.162 Frauen (+3,9 Prozent).
Die stärkste Zunahme der Arbeitslosigkeit wurde im Februar bei Langzeitarbeitslosen mit plus 28,9 Prozent verzeichnet. 6.124 Personen waren per Ende Februar länger als 12 Monate vorgemerkt. Ältere Menschen waren mit einer Zunahme von 7,9 Prozent stärker betroffen als Jugendliche (+3,5 Prozent). Die Arbeitslosenquote bei älteren Arbeitnehmern betrug im Februar nach nationaler Definition 9,2 Prozent (+0,2 Prozentpunkte). Die Jugendarbeitslosenquote lag nach Berechnungen des EU-Statistikamt Eurostat im Jänner - das ist der aktuellste verfügbare Wert - bei 9,9 Prozent. Damit lag Österreich im EU-Vergleich auf Rang zwei, nur in Deutschland (8 Prozent) waren weniger Jugendliche ohne Beschäftigung.
Am Lehrstellenmarkt gab es weniger offene Stellen, aber auch weniger Andrang: Die Zahl der Lehrstellensuchenden sank um 3,7 Prozent auf 4.733 Personen. Gleichzeitig ging die Zahl der offenen gemeldeten Lehrstellen um 9,3 Prozent auf 3.311 zurück.
Die Anzahl der Arbeitslosen mit Bakkalaureatsstudium schnellte im Vergleich um 42 Prozent auf 624 Personen. Dieser Studienabschluss sei noch relativ neu und die Arbeitgeber hätten möglicherweise noch nicht "den Wert dieses Studiums erkannt", kommentierte der Sozialminister die aktuellen Zahlen. Per Ende Februar waren knapp 11.000 Universitätsabsolventen ohne Job (+9,8 Prozent).
cri/gru
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