Rückgang gegenüber Mai 03.07.2023 16:26:00

Arbeitslosigkeit in Österreich im Juni höher als im Vorjahr

Arbeitslosigkeit in Österreich im Juni höher als im Vorjahr

Ende Juni gab es im Vergleich zum Vorjahresmonat um 3,1 Prozent mehr Personen ohne Job. 307.732 Menschen waren beim AMS als arbeitslos (239.301) oder in Schulung (68.431) gemeldet. Der Arbeitslosenanstieg ist laut Kocher vor allem auf die Aufnahme von Vertriebenen aus der Ukraine in die Arbeitslosenstatistik zurückzuführen.

Seit 21. April haben Ukrainerinnen und Ukrainer einen völlig freien Arbeitsmarktzugang in Österreich und werden deswegen vom Arbeitsmarktservice (AMS) in den Arbeitslosenzahlen erfasst. Man müsse "ein großes Augenmerk darauf legen", dass die Ukrainer sich besser am Arbeitsmarkt integrieren", so Kocher am Montag bei einer Pressekonferenz. Viele Vertriebene aus der Ukraine hätten sich noch nicht beim AMS gemeldet oder einen Job angenommen, unter anderem weil sie auf eine baldige Rückkehr hoffen würden.

Bei den Arbeitslosen gab es Ende Juni ein Plus von 4,5 Prozent im Jahresvergleich, während die Zahl der Schulungsteilnehmer um 1,5 Prozent schrumpfte. Gegenüber dem Vormonat Mai besserte sich die Lage hingegen etwas. Die Arbeitslosenquote lag bei 5,7 Prozent nach 5,5 Prozent ein Jahr davor. Ende Mai lag die Arbeitslosenrate noch bei 5,9 Prozent.

"Trotzdem ist die Arbeitslosigkeit aktuell nach wie vor auf einem niedrigeren Stand als beispielsweise 2019 - also vor Beginn der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Auswirkungen auf die Wirtschaft", sagte Kocher. Trotz der Insolvenzen von Kika/Leiner und Forstinger rechnet der Arbeitsminister nicht mit einem deutlichen Anstieg der Pleiten in den nächsten Monaten. "Vor dem Hintergrund der sehr schwachen wirtschaftlichen Entwicklung kann dieser unerfreuliche Anstieg dabei sogar noch als moderat bezeichnet werden", kommentierte AMS-Chef Johannes Kopf die Zahlen.

Die Zahl der beim AMS erfassten offenen Stellen ist im Jahresvergleich zudem gesunken. Bei den sofort verfügbaren Stellen war es ein Rückgang um 16 Prozent 118.566 Jobs. Der vom ÖVP-Wirtschaftsbund veröffentlichte Stellenmonitor zählte im Juni 236.549 ausgeschriebene Stellen in Österreich. Gestiegen ist seit Juni 2022 aber die Zahl der Lehranfängerinnen und -anfänger in Unternehmen - hier gab es einen Zuwachs um 3,9 Prozent auf 30.585 Personen.

Nach europäischer Berechnungsmethode betrug die Arbeitslosenquote Ende Mai 4,6 Prozent. Damit liegt Österreich unter dem EU-27-Schnitt von 5,9 Prozent. Die saisonbereinigte Jugendarbeitslosigkeit lag bei saisonbereinigten 10,3 Prozent (EU-Schnitt: 13,9 Prozent).

Um die Mobilität von Arbeitslosen und Beschäftigten besser zu unterstützen, will Kocher in den nächsten Monaten ein Maßnahmenpaket mit dem AMS und den Sozialpartnern ausarbeiten. Der neue IHS-Chef, Holger Bonin, hat zuletzt eine vom Arbeitgeber zu bezahlende steuerfreie Mobilitätsprämie für Beschäftigte vorgeschlagen. "Ich unterstütze den Vorschlag von Holger Bonin", sagte Kocher bei der Pressekonferenz am Montag. Es gehe nun darum, die Details des Maßnahmenpakets zu klären.

Die Wirtschaftskammer wünscht sich weitere Maßnahmen, um das Arbeitskräftepotenzial besser auszuschöpfen. "Dazu gehören eine verstärkte überregionale Vermittlung, um den regionalen Mismatch auszugleichen, genauso wie weitere Schritte, um das Arbeitsvolumen zu steigern", so WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf in einer Aussendung. Die Industriellenvereinigung drängt auf den Abbau von "Inaktivitätsfallen" und die Belohnung von Mehrarbeit.

Die Arbeiterkammer fordert, dass das Potenzial an qualifizierten Arbeitskräften genutzt wird und Unternehmen bei Aus- und Weiterbildungen "stärker in die Pflicht genommen werden". "Unternehmen müssen ihren Beitrag dazu leisten und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Qualifizierung ermöglichen, anstatt die Kosten dafür an die Allgemeinheit auszulagern", sagte AK-Chefin Renate Anderl. Für die leitende Sekretärin im ÖGB, Ingrid Reischl, muss "die Qualifizierung von Arbeitssuchenden der Vermittlung gleichgestellt werden".

Die FPÖ fordert angesichts der steigenden Arbeitslosenzahlen ein umfassendes Arbeitsmarktpaket. "Ziel muss es nämlich sein, ein ganzheitliches Konzept zu implementieren, um die Arbeitslosen wieder in Beschäftigung bringen zu können, ebenso muss sofort die Einwanderung ins österreichische Sozialsystem unterbunden werden", sagte die FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch.

Wegen der Teuerung hätten Arbeitslose im vergangenen Jahr starke Realeinkommenseinbußen erlitten, rechnete dann das gewerkschaftsnahe Momentum Institut in einer Aussendung vom Montag vor. Im Gegensatz zu anderen Sozialleistungen werde das Arbeitslosengeld nämlich nicht an die Inflation angepasst. Wer im Juni 2022 seine Arbeit verlor, habe seitdem einen Kaufkraftverlust von im Schnitt 14,8 Prozent erlitten. Allerdings lässt sich nur ein Teil davon auf die gestiegenen Preise zurückführen: Mehr als die Hälfte (acht Prozentpunkte) des Verlustes geht auf den Umstieg in die Notstandshilfe zurück.

APA

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Bildquelle: Pawel Kazmierczak / Shutterstock.com,Inu / Shutterstock.com,Lukasz Stefanski / Shutterstock.com
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