Trauriger Rekord |
04.05.2020 17:52:00
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Arbeitslosigkeit im April weiter extrem gestiegen - 571.477 ohne Job
Ab Mitte März, innerhalb von 16 Tagen, wurden 193.829 Personen arbeitslos vorgemerkt. Deutlich weniger als üblicherweise im März nahmen eine Arbeit auf. Ab 1. April verlangsamte sich der Anstieg von arbeitslos vorgemerkten Personen zwar deutlich, lag jedoch Ende April 2020 mit 522.253 um 225.978 (+76,3 Prozent) über dem Niveau des April 2019.
"Den bisherigen Höhepunkt haben wir aus jetziger Sicht am 13. April mit insgesamt 588.205 Arbeitslosen und Schulungsteilnehmern erreicht. Seither sehen wir bei den Arbeitslosenzahlen ein leichte Abflachung der Kurve", so Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) am Montag in einer Aussendung. Im Vergleich zum Höchststand Mitte April ist die Zahl der Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer um rund 19.000 Personen gesunken - das sind etwa 3 Prozent.
Mit der Corona-Kurzarbeit gelang es die Entwicklung am Arbeitsmarkt zu stabilisieren, vermerkt das Arbeitsmarktservice (AMS) in seiner Analyse der Corona-Auswirkungen. Mit Ende April 2020 wurden rund 1,2 Mio. Arbeitsplätze gesichert.
Erste Kundinnen und Kunden des AMS nahmen im April wieder eine Arbeit auf, vor allem aus der Baubranche, der Arbeitskräfteüberlassung und dem Handel. Die Zahl der unselbstständig Beschäftigten erlebte Ende März 2020 mit einem Rückgang um 5 Prozent den größten Rückgang seit dem Winter 1952/53: Insbesondere Dienstverhältnisse von Beschäftigten im Tourismus in Tirol, Salzburg und Kärnten, von jungen Menschen und Ausländern gingen verloren.
Im Verlauf des April 2020 veränderte sich das Niveau der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat nur geringfügig: Betrachtet man nur die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen (ohne Schulungsteilnehmer) kamen am 1. April erwartungsgemäß (Einhaltung von Kündigungsfristen) nochmals rund 13.500 Personen zum AMS. Ab dem 2. April wurde nur noch ein geringer Anstieg des Bestandes beobachtet. Erste Kundinnen und Kunden des AMS nahmen wieder eine Arbeit auf
Am Dienstag nach der Osterwoche (14.4.) überstiegen die Arbeitsaufnahmen die neuen Vormerkungen in Arbeitslosigkeit, der Bestand an vorgemerkten Arbeitslosen ging erstmals seit dem 16. März wieder zurück. Insgesamt wurden im April weitere 81.644 Personen arbeitslos vorgemerkt und 53.575 Personen beendeten ihre Vormerkung beim AMS und begannen zu arbeiten. Die Zugänge gingen damit im Vergleich zum März 2020 (228.207 Zugänge und damit ein Anstieg um 228,6 Prozent im Vergleich zum März 2019) deutlich zurück, die Zahl der Arbeitsaufnahmen lag jedoch unter dem langjährigen Durchschnitt von rund 62.500.
Arbeitslosigkeit in Hotellerie und Gastronomie +130 Prozent
Die Arbeitslosigkeit (Arbeitslose und Schulungsteilnehmer zusammen) ist im April in allen Branchen extrem stark angestiegen. Herausragend ist aber der Anstieg in Beherbergung und Gastronomie, wo das Plus zum Vorjahr sogar 130 Prozent betrug. 118.725 Personen waren hier ohne Job. Die Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe wurden zur Eindämmung des Coronavirus Mitte März geschlossen.
Die zweite sehr stark getroffene Branche ist der Bau, wo sich die Zahl der Arbeitslosen auf 37.963 Personen fast verdoppelte (+98 Prozent).
In Verkehr und Lagerei stieg die Arbeitslosigkeit um 84 Prozent auf 31.537 Personen, in der Warenproduktion um 52 Prozent auf 41.353 Personen und im Handel um 49 Prozent auf 75.988 Personen. Auch in der Arbeitskräfteüberlassung gab es um 49 Prozent mehr Arbeitslose, im Gesundheits- und Sozialwesen um 42 Prozent.
Nach Ausbildung gegliedert waren besonders Personen mit Lehrausbildung von Arbeitslosigkeit betroffen, ihre Zahl stieg um 70 Prozent auf 173.002. In absoluten Zahlen am stärksten betroffen ist allerdings die Gruppe mit maximal Pflichtschule, bei ihnen legte die Arbeitslosigkeit um 52 Prozent auf 257.391 Personen zu. Bei Personen mit mittlerer Ausbildung nahm die Arbeitslosigkeit um 55 Prozent zu, in der Gruppe mit höherer Ausbildung um 56 Prozent. Die Arbeitslosigkeit bei Akademikerinnen und Akademikern stieg um 37 Prozent auf 38.705 Personen an.
Bei Personen mit Behinderung legte die Arbeitslosigkeit um 19 Prozent und damit unterdurchschnittlich zu, bei jenen mit sonstigen gesundheitlichen Einschränkungen um 28 Prozent.
Für die extrem stark gestiegene Zahl der Arbeitslosen gibt es deutlich weniger offene Stellen als vor einem Jahr - die Schere öffnet sich also weiter. Die Zahl der sofort verfügbaren offenen Stellen sank um 33 Prozent auf 53.846. Damit kommen rein rechnerisch auf jede offene Stelle mehr als zehn Arbeitslose. Die Zahl der offenen und sofort verfügbaren Lehrstellen ist um knapp ein Viertel auf 4.561 gesunken. Demgegenüber stehen 8.366 Lehrstellensuchende, die sofort verfügbar sind, ein Anstieg um 55 Prozent. Die Lehrstellenlücke, also die Zahl der fehlenden Lehrstellen, beträgt 3.805. Vor einem Jahr gab es noch mehr angebotene Lehrstellen als Suchende.
Verdoppelung der Arbeitslosenzahlen in Tirol, +41 Prozent in Wien
Die Coronakrise trifft die Arbeitsmärkte in den Bundesländern deutlich unterschiedlich: Während sich die Anzahl der Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer Ende April im Vergleich zum Vorjahresmonat in Tirol auf knapp 47.000 mehr als verdoppelte (+108 Prozent), stiegen die Zahlen in Wien um 41 Prozent auf über 197.000.
In Salzburg gab es 31.501 Personen ohne Job (+82,7 Prozent) und in der Steiermark waren es 69.644 (+77,1 Prozent). Niedriger fiel der Anstieg in Kärnten (+65 Prozent), Oberösterreich (+64,8 Prozent), Burgenland (+61,8 Prozent), Vorarlberg (+57,8 Prozent) und Niederösterreich (+53,8 Prozent) aus. Die Arbeitslosenschulungen des AMS waren aufgrund der Coronavirus-Pandemie seit Mitte März ausgesetzt und werden mit Mitte Mai sukzessive wieder aufgenommen.
Nach Altersgruppen am geringsten fiel der Arbeitslosenanstieg im April österreichweit bei Jüngeren aus: Bei Personen unter 25 Jahren gab es ein Plus von 45,7 Prozent auf 83.784 Personen, bei den 25 bis 49-Jährigen einen Zuwachs von 65,9 Prozent auf 332.775 und bei 50-Jährigen sowie Älteren eine Zunahme von 50,3 Prozent auf 154.918 Betroffene.
Frauen und Männer sind am Arbeitsmarkt ähnlich stark von der Coronakrise betroffen. Bei Frauen stiegen die Arbeitslosenzahlen um 56,8 Prozent auf 272.351, bei Männern um 59,5 Prozent auf 299.126. Bei Inländern nahm die Arbeitslosigkeit etwas weniger zu (+53,7 Prozent) als bei ausländischen Arbeitskräften (+67 Prozent).
(APA) gru/cri
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