20.08.2013 18:20:33
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APA ots news: WirtschaftsBlatt-Leitartikel: Trügerische Ruhe in der...
Am Reformeifer in Rom und Paris hängt das Schicksal der Eurozone
Wien (APA-ots) - Immer noch beruhigt die süße Medizin der EZB die Finanzmärkte. Weil niemand gegen die Zentralbank wetten will, liegen die Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen für die wirtschaftlich größten Problemländer Spanien und Italien komfortabel unter 4,5 Prozent. Das unreformierbar scheinende Frankreich zahlt für neue Staatskredite mit zehnjähriger Laufzeit überhaupt nur gut 2,4 Prozent Zinsen und damit nicht viel mehr als der Musterschüler Deutschland. Dessen Bundesanleihen gelten nicht erst seit Krisenbeginn als Maßstab für die Geldaufnahme in der Eurozone, derzeit werden knapp 1,9 Prozent für zehn Jahre fällig.
Vergleicht man diese Werte mit realen Wirtschaftsdaten wie den Lohnstückkosten oder der Handelsbilanz, zeigt sich ein ziemlich anderes Bild. So wird Spanien zwar von politischen Problemen gebeutelt und es ist verwunderlich, dass sich Premier Rajoy trotz unschöner Affären noch immer im Sattel hält. Die Lohnstückkosten haben sich aber deutlich verringert, das Land verfügt über eine positive Handelsbilanz. Kurz gesagt: Trotz deutlich gestiegener Wettbewerbsfähigkeit vertrauen die Märkte dem Land weiterhin viel weniger als Italien oder Frankreich, bei denen sich die Kennzahlen nicht so erfreulich entwickelt haben.
Das mag einerseits am laufenden Bankenstützungsprogramm des Euroschirms ESM liegen, anderseits rangiert das iberische Land bei den großen Ratingagenturen nur am unteren Ende des Triple-B-Bereichs. Zwar haben Moody's, Standard & Poor's und Fitch im Vorfeld der Krise und währenddessen an Renommee eingebüßt. Gerade angesichts der neuen Nachsicht der EU-Kommission bei der Erfüllung der Sparziele schielen die Investoren aber wieder verstärkt auf die Ratings. So liegt Italien immerhin am oberen Ende des BBB-Spektrums, Frankreich solide bei AA.
Der italienische Premier Letta und der französische Präsident Hollande haben aber bereits mehrfach Deficit-Spending für mehr Wachstum anstatt weiterer Strukturreformen propagiert. Sollte die EU-Kommission ihnen dabei zu freie Hand lassen, könnten sich neue Schieflagen unter den größten Euroländern schneller aufbauen, als die EZB die Medizin nachreichen kann - die aktuell ruhig erscheinende Eurokrise könnte ein großes Comeback erleben. Am Reformeifer in Italien und vor allem Frankreich hängt daher das Schicksal der Eurozone.
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OTS0195 2013-08-20/18:15
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