Software unverzichtbar 05.03.2022 23:33:00

Annual Letter 2022: Palantir-CEO sieht großes Potenzial in Software - Kritik an Silicon-Valley-Firmen

Annual Letter 2022: Palantir-CEO sieht großes Potenzial in Software - Kritik an Silicon-Valley-Firmen

• Palantir-CEO sieht großes Potenzial in eigener Kategorie der Softwareentwicklung
• Karp: Jede größere Organisation wird sich in ein Software-Unternehmen verwandeln
• Kritik an Silicon-Valley-Firmen - Monetarisierung von persönlichen Daten


Palantir laut Karp "signifikant gewachsen"

In seinem jüngsten Brief für 2022 erklärt Alex Karp, dass sich Palantirs Geschäft seit seinen Anfängen verändert habe. "Unsere Existenz war seit jeher unwahrscheinlich.", beginnt Karp und beschreibt dass etablierten Unternehmen, die die Branche zu dieser Zeit beherrschten, zehntausende Mitarbeiter und nahezu unbegrenzte Ressourcen zur Verfügung standen, während Palantir nur etwa eine Handvoll Leute und die Idee eines Produkts gehabt habe. Die Idee war, "Software für Verteidigungs- und Nachrichtendienste zu entwickeln, deren Budgets größer waren als die Volkswirtschaften einiger Staaten." Zwar hatten diese laut Karp zu diesem Zeitpunkt das Personal und die finanziellen Mittel, jedoch nicht die Software, die sie für ihre Arbeit brauchten. Inzwischen habe sich jedoch einiges getan: Das Unternehmen sei "in den letzten beiden Jahrzehnten signifikant gewachsen" und habe dazu beigetragen, "eine eigene Kategorie der Softwareentwicklung zu schaffen, deren volles Potenzial sich unserer Meinung nach erst noch zeigen wird.", so Karp.

Palantir-CEO Karp: "Software ist allgegenwärtig und unverzichtbar"

Karp zufolge erfordern "die Stärke und das weitere Überleben jeder großen Organisation in dieser Welt […] die Implementierung von Software-Plattformen, die es sowohl Experten als auch Laien ermöglichen, die Welt, in der wir leben, abzubilden und zu verstehen." Seiner Meinung nach wird sich jede größere Organisation, egal aus welchem Sektor oder Industriezweig, in ein Software-Unternehmen verwandeln - "ob sie es will oder nicht". So kämen laut Karp "weder Waren noch Dienstleistungen noch die öffentliche Verwaltung" heute ohne Software aus. Daher sei "die Nachfrage nach Software-Plattformen, die es einer Institution ermöglichen, das immense Potenzial ihrer Beschäftigten auszuschöpfen, und deren Wert sich im Laufe der Zeit nicht nur erhält sondern vervielfacht, so groß wie nie zuvor". Der Palantir-Chef ist der Ansicht, dass Software "allgegenwärtig und unverzichtbar" und "der einzige Schutzwall des einundzwanzigsten Jahrhunderts" ist.

Kritik an Silicon-Valley-Firmen

Derweil übt Karp in seinem Brief Kritik an den großen konsumorientierten Internetunternehmen aus dem Silicon Valley, deren Softwareprodukte sich seiner Meinung nach klar von jenen von Palantir unterscheiden. Diese Unternehmen "haben Softwareprodukte entwickelt, deren Hauptwert darin besteht, dass sie die effiziente Extrahierung und Monetisierung unserer persönlichen Daten ermöglichen", so der Palatir-CEO. Dabei sei nicht die Software das eigentlich zu verkaufende Produkt, sondern die Menschen, die diese nutzten. Es werde seiner Meinung nach deutlich, dass der "Wert einer solchen Software, die im Wesentlichen parasitär ist und zum Zwecke der Monetisierung eines Wirts konstruiert wurde, kurzlebig und fragil sein kann."

Dagegen sei es nie Palantirs Ziel gewesen, "eine effizientere Plattform für die Verbreitung von Werbung zu schaffen" und das Unternehmen habe es abgelehnt, sein "Geschäft auf der Grundlage einer Monetisierung von Daten aufzubauen", die ihm nicht gehören. Stattdessen richte Palantir seinen Fokus "auf die Qualität und den Wert der Software", die entwickelt wird und "nicht auf das, was sie konsumiert." Diese Unterscheidung sei laut Karp sehr wichtig und zeige das gemeinsame Interesse von Firma und Kunden. "Der Wert, den unsere Software in der Welt schafft, ist auf die Software selbst zurückzuführen - nicht auf die Informationen oder Daten derer, die sie nutzen.", schreibt der Palantir-Chef.

Palantir-CEO: "Wir scheuen nicht davor zurück, diejenigen zu verteidigen, die uns verteidigen."

Karp schreibt in seinem Brief außerdem davon, dass "die Beziehung zwischen der Regierungselite der Vereinigten Staaten und dem Militär, dessen Existenz eine Voraussetzung für die Autorität jener Regierungselite ist", leider komplex sei. Es gebe eine wachsende Kluft zwischen den Interessen der politischen Führungsklasse der USA und denen der Öffentlichkeit, doch die regierende Elite trage nicht die Kosten für die Verteidigung des Landes.

"Wir scheuen nicht davor zurück, diejenigen zu verteidigen, die uns verteidigen.", so Karp. Der Palantir-CEO erklärt, dass das Unternehmen hinsichtlich der Unterstützung der Verteidigung der USA keinen Zweifel daran lasse, auf wessen Seite es stehe und verweist auf die USA als das Land, das Palantir alles ermöglicht habe, was das Unternehmen erreicht habe. Amerikanische Institutionen besäßen die einzigartige Fähigkeit, sich an die Umstrukturierung der Wirtschaft anzupassen, "die sich aus dem Vormarsch und der Einführung von Unternehmenssoftware ergibt, die auch nicht-technische Arbeitskräfte in allen Branchen in Ingenieure verwandelt hat." Die Ausweitung von Palantirs Geschäft in den USA in den vergangenen Jahren spiegele nicht nur die Ausreifung und Optimierung seiner Software-Plattformen, sondern auch "die grundlegende Plastizität der Organisationskultur" des Landes, wider.

Software kann als Waffe eingesetzt werden

Allerdings verweist der Palantir-Chef in seinem jährlichen Brief auch darauf, dass es Risiken gebe und jede Technologie gefährlich sein könne - so auch die von Palantir. "Software kann als Waffe eingesetzt werden. Die von uns entwickelten Softwareprodukte haben Leben gerettet und gekostet.", so Karp. Seiner Meinung nach versuchten die meisten Unternehmen im Silicon Valley, die Existenz von zunehmend gravierenden Fragen, dieses Thema betreffend, zu verschleiern oder zu verleugnen. "Die technokratische Elite im Silicon Valley mag glauben, dass die meisten oder gar alle wichtigen moralischen und politischen Fragen der Welt bereits gelöst sind und dass die abweichenden Ansichten einer breiteren Öffentlichkeit als unbequemer und unbedachter Einspruch unberücksichtigt bleiben können. Wir sind anderer Meinung.", schreibt Karp. Der Palantir-CEO glaubt, dass einige der größten Technologieunternehmen der Welt versuchen, dem "öffentlichen Diskurs einen Maulkorb zu verpassen." Das berge seiner Meinung nach die Gefahr, dass diese Unternehmen ihre eigene Fähigkeit, disruptiv zu bleiben verlieren könnten oder dazu verdammt sein könnten, "disruptiv in einer Welt zu sein, in der nur sie leben."

Redaktion finanzen.at

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