10.10.2016 12:32:41
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Anleger lassen innogy und RWE nach Börsenspektakel links liegen
FRANKFURT (dpa-AFX) - Einen Handelstag nach dem mit großem Rummel begleiteten Börsengang von innogy herrscht zu Wochenbeginn Ernüchterung: Die Aktien der "grünen" Tochtergesellschaft von RWE fielen bis zum Montagmittag um 1,18 Prozent auf 35,575 Euro, nachdem Analystenkommentare eher verhalten ausgefallen waren. Bereits am Freitag hatten sich die Papiere nur mit Mühe zum Handelsschluss auf den Ausgabekurs von 36 Euro geschleppt.
Auch bei den Anteilsscheinen der Innogy-Muttergesellschaft RWE hielt die jüngste Talfahrt an: Die Aktien knüpften an ihr Minus von mehr als 7 Prozent vor dem Wochenende an und büßten unter den schwächsten Werten im deutschen Leitindex DAX 1,68 Prozent ein. Damit notieren sie mittlerweile auf dem Niveau von Ende Juni.
SEIT ENDE 2015 NOCH DEUTLICH IM PLUS
Gleichwohl fällt auf, dass die RWE-Aktien seit Jahresbeginn gerechnet rund 12 Prozent im Plus notieren, während der Dax immer noch im Minus liegt. Nach dem für die von der Energiewende arg gebeutelten Papiere rabenschwarzen Jahr 2015 ist das zumindest eine gewisse Stabilisierung. Seit Ende 2014 summiert sich das Minus aber immer noch auf fast 50 Prozent.
Der Analyst Adam Dickens von der britischen Investmentbank HSBC blickt indes auch verhalten positiv in die Zukunft. So könne eine vollständige Auslagerung der Atomrückstellungen die Unsicherheit rund um die Aktien des Versorgers verringern.
'BESSERE DIVIDENDENPERSPEKTIVE VON INNOGY'
In der vergangenen Woche aber hatten die RWE-Aktien unter anderem darunter gelitten, dass große Investoren ihre Portfolios umschichteten und dabei Anteile des Essener Versorgers teilweise durch Innogy-Papiere ersetzt hatten. Am Montag nun kam eine skeptische Studie der Commerzbank als Belastung hinzu. Analystin Tanja Markloff verwies unter anderem auf die politischen Risiken, die mit einem Investment in RWE einhergingen. Der Versorger muss unter anderem seinen Verpflichtungen beim Atomausstieg und beim Rückbau der Braunkohlegruben nachkommen.
Vor diesem Hintergrund zieht Markloff die Aktien der Ökostrom-Tochter denen von RWE vor. Die Expertin begründete dies mit den attraktiveren Unternehmensgewinnen und den besseren Dividendenperspektiven von Innogy. In der Tochter bündelt RWE sein Zukunftsgeschäft mit Ökostrom, Netzen und Vertrieb. Fachleute erachten das Geschäft als recht stabil, so dass hohe und recht verlässliche Ausschüttungen möglich seien.
EXPERTE: INNOGY-AKTIEN SCHWANKUNGSANFÄLLIG
Allerdings gibt es zu Innogy auch skeptische Stimmen, so etwa von Ingo Becker, Analyst bei Kepler Cheuvreux. Sobald sich die dividendenorientierten Investoren bei der RWE-Tochter eingedeckt hätten, sollten sich die Blicke der Anleger auf mehr als nur die Ausschüttungen richten. So sei der Wert je Aktie stark von der Profitabilität des Stromnetzes abhängig. Das mache den Kurs schwankungsanfällig.
Auch HSBC-Analyst Dickens sah bei den Innogy-Aktien sowohl Licht als auch Schatten. So hob der Experte zwar die hohen Ausschüttungen ebenso hervor wie den defensiven Charakter der RWE-Ökostromtochter. So sei ein Großteil der Gewinne von Innogy reguliert, verlässlich und dürfte schrittweise steigen. Allerdings unterliege ein nicht unbedeutender, kleinerer Teil durchaus Konkurrenz- und Margendruck.
ANALYST: ATTRAKTIVITÄT VON INNOGY LÄNGST KEINE GARANTIE
Zudem sei die Attraktivität der Aktienrendite längst keine Garantie, fuhr Dickens mit Blick auf jüngst gestiegene Anleiherenditen fort. Hintergrund der Befürchtungen sind Spekulationen, wonach die Europäische Zentralbank (EZB) einen schrittweisen Abschied vom Wertpapierkaufprogramm erwäge. Bislang hatten die Anleihekäufe der EZB die Kurse festverzinslicher Wertpapiere gestützt und so deren Renditen gedrückt. Sollten die Zentralbanker tatsächlich einen restriktiveren Kurs einschlagen, würden Dividendenwerte gegenüber Anleihen an Attraktivität verlieren.
So setzen Anleger, die ein regelmäßiges Einkommen erzielen wollen, angesichts niedriger Zinsen seit Jahren vermehrt auf dividendenstarke Aktien. Sollten sich Anleiherenditen aber deutlich und dauerhaft erholen, könnte sich dieser Trend also durchaus wieder umkehren./la/mis/zb
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