Zuversichtlich für 2020 |
27.02.2020 18:18:00
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AMAG-Aktie profitiert: AMAG hat 2019 mehr verkauft
2019 verkaufte die AMAG mehr Menge, erzielte wegen Preisrückgängen aber weniger Umsatz. Der Absatz wuchs um vier Prozent auf 440.300 Tonnen, der Umsatz sank von 1,1 auf 1,066 Mrd. Euro. Grundsätzlich werde dem Alu-Markt von Experten ein zwei- bis dreiprozentiges Wachstum pro Jahr bescheinigt, dafür sei die AMAG mit einer zusätzlichen Walzkapazität in Ranshofen von rund 70.000 Tonnen gut vorbereitet, die man in den kommenden Jahren hochfahren wolle, so Mayer vor Journalisten. Der weltweiten Primär-Alu-Nachfrage werde bis 2025 von Experten ein im Schnitt zweistelliges Nachfrageplus pro Jahr zugesprochen. Bei Walzprodukten soll die Nachfrage bis 2024 jährlich um 6 Prozent zulegen, am Bau um 2 Prozent, bei Verpackung um 3 Prozent.
Freilich gebe es "jede Menge Unsicherheiten in den Märkten", sagte der AMAG-Chef im Bilanzpressegespräch. Zu den Herausforderungen zähle auch der Umbruch in der Autoindustrie in Richtung E-Auto - die AMAG liefert rund 15 Prozent aus dem Walzwerk an die Fahrzeugbranche, einen anteilsmäßig ebenso großen Abnehmer wie die Luftfahrtindustrie. Bei den Handelskonflikten wirke sich der Streit USA-China direkt und indirekt aus, zudem gebe es im globalen Wettbewerb immer mehr Player aus China, auf die man achten müsse. Von den zusätzlichen US-Zöllen, die für die AMAG brutto rund 10 Mio. Euro ausgemacht hätten, sei netto aber fast nichts hängengeblieben, weil man einiges an die Kunden weitergeben konnte.
"Momentan haben wir keine Auswirkungen", betonte Mayer zum Coronavirus. Kurz- und vielleicht auch mittelfristig sei Corona kein Thema, man werde das weiter beobachten. Diese Woche habe man aber in Kanada, wo die AMAG mit 20 Prozent an der größten Alu-Elektrolyse-Schmelze des Kontinents (Alouette) beteiligt ist, einen Preisanstieg beim Rohstoff Tonerde um 20 US-Dollar (18,4 Euro) pro Tonne registriert - "wegen Corona", wie Mayer hinzufügte. 2019 war der AMAG hier eine im Schnitt 30-prozentige Preisreduktion von 473 auf 333 Dollar pro Tonne zugutegekommen. Zur Erzeugung einer Tonne Primär-Alu sind rund 2 Tonnen Tonerde nötig; der Alu-Preis sank 2019 im Schnitt um 14 Prozent von 2.115 auf 1.811 Dollar je Tonne. Zu Jahresende lag der Alu-Preis bei 1.830 Dollar pro Tonne.
Sollte es am weltweit wichtigen Automarkt China längere Beeinträchtigungen geben - für die ersten beiden Februar-Wochen hatte der dortige Autoverband über 90 Prozent Einbruch registriert -, so würde das "auch für die AMAG einmal Auswirkungen haben" könnte, gab der Vorstandschef zu verstehen. 2019 habe die AMAG im wichtigen Automotive-Bereich, der bei ihr rund 15 Prozent Anteil bestreitet, eine circa 30-prozentige Mengensteigerung erreicht, und man gehe auch für 2020 von steigenden Mengen bei Auto aus, betonte Mayer. Die Frage werde dann sein, welche Mengenabrufe es konkret geben werde. "Momentan gehen wir auch für 2020 von einem Automobil-Wachstum bei unseren Produkten aus - aber es ist eine Fahrt im Nebel." Die Abnahmezyklen würden in dem Bereich kürzer, das Geschäft entwickle sich mehr zu einem Spotgeschäft.
In Ranshofen verfüge die AMAG über das modernste integrierte Walzwerk an einem einzigen Standort in der westlichen Welt - in Summe habe man seit der Privatisierung 1996 den Walzprodukte-Absatz von rund 60.000 auf gut 228.000 Tonnen gesteigert. Das Jahr 2020 habe man zum "Jahr der Neuprodukte" ausgerufen, insgesamt wolle man rund 30 Produktneuheiten in den Markt bringen, so Vorstandsdirektor Helmut Kaufmann. Am 17. Juni soll am Firmensitz das neue Center for Material Innovation (CMI) mit einer gebündelten Kompetenz von 150 Mitarbeitern eröffnet werden. Dort seien F&E, Technologie und Prüftechnik vereinigt. In Kooperation mit den Kundenpartnern würden dort Spezialprodukte entwickelt. Ganz neu ist die patentierte AMAG-Technologie zur Rückverfolgbarkeit von Produkten mittels eingearbeiteter Zahlencodes (coilDNA). Konsequent ausbauen will man in Ranshofen das Recycling Center (RCR) mit neuesten Sortier- und Aufbereitungstechnologien. In Europa sehe man sich noch immer als "die Nummer eins" im Alu-Recycling an einem Standort in Europa - mit einer im Branchenvergleich führenden Schrotteinsatzquote von 75 bis 80 Prozent, so Mayer. 2019 wurden 364.600 Tonnen Alu-Schrott verarbeitet. Den spezifischen CO2-Ausstoß in Ranshofen will man weiter senken, seit 2007 konnte er von 0,33 auf 0,16 Tonnen CO2 pro Tonne Produkt halbiert werden; absolut sanken die CO2-Emissionen seit 2007 um 14 Prozent auf 104.000 Tonnen. Alouette in Kanada bringt es - dank 100 Prozent Wasserkraftstrom aus einer benachbarten Anlage - auf nur ein Sechstel der CO2-Emissionen im Branchenschnittvergleich.
Der operative Gewinn (EBIT) fiel mit 61,1 Mio. Euro etwas höher aus als 2018 (60,6 Mio. Euro), nach Steuern gab es einen Rückgang um 13,2 Prozent auf 38,6 Mio. Euro. Historische Rekordmarken wurden beim operativen Cashflow und beim Free Cashflow markiert. Die Nettofinanzverschuldung sank im Vergleich zum Jahresende 2018 von 311,3 Mio. Euro auf 292,9 Mio. Euro, der Verschuldungsgrad (Gearing-Ratio) von 50,1 Prozent auf 47,3 Prozent. Die Eigenkapitalquote erhöhte sich von 39,8 Prozent auf 41,2 Prozent. Der Konzern zählt 2.000 Mitarbeiter, mit rund 10 Prozent Akademikerquote.
Der Vorstand schlägt für 2019 eine stabile Dividende von 1,20 Euro je Aktie vor. Für eine Ergebnisprognose auf das laufende Geschäftsjahr 2020 sei es "aufgrund des unsicheren Marktumfelds verfrüht", Ende April will man sich dazu näher äußern.
Anleger in Wien schickten die AMAG-Papiere 4,48 Prozent nach oben auf 28,00 Euro.
(Schluss) tsk/bel
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