Hohes Zinsniveau 10.01.2024 13:22:00

Alvarez & Marsal: Aktivistische Investoren dürften heuer umtriebiger werden

Alvarez & Marsal: Aktivistische Investoren dürften heuer umtriebiger werden

Angriffsflächen dürften sich für diese durch das hohe Zinsniveau und damit verbundene Fragen nach der Kapitalverwendung bei Firmen ergeben, heißt es in einem aktuellen Bericht. Außerdem sollten stabile Aktienmärkte den Anlegern die nötige Sicherheit geben, weiter zu investieren und auf Veränderungen bei den Zielunternehmen zu drängen.

Aktivistische Investoren sind Anleger, die durch einen kritischen Zugang die Ausrichtung von Unternehmen beeinflussen wollen. Hauptsächlich geht es dabei um die Steigerung der Rendite für die Anleger, wie der WU-Ökonom Josef Zechner im Gespräch mit der APA erklärte. Gegenstand der Kritik solcher Anleger könne etwa die Vergütung von Managern, die allgemeine Unternehmensstrategie oder auch die Nachhaltigkeit des Unternehmens sein.

Die konkrete Herangehensweise der Investoren - oft handelt es sich um Hedgefonds, wie beim aktivistischen US-Unternehmen Elliott - ist unterschiedlich. Denkbar ist etwa eine informelle Einflussnahme, indem der Geldgeber hinter den Kulissen Kontakt zum Management aufnimmt, so Zechner.

In den meisten Fällen drängen die Investoren aber in die Öffentlichkeit. Der Aktien-Aktivismus äußert sich dann beispielsweise in Form von kritischen Anträgen bei der Hauptversammlung. Damit lasse sich der Druck auf die Verantwortlichen erhöhen, die gewünschten Veränderungen umzusetzen, betonte der Fachmann. Als Beispiel zog Zechner vergangene Aktionen von Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace heran, die sich mit dem Aktienerwerb den Zugang zu so mancher Versammlung sicherten und dort kräftig für Wirbel sorgten.

Damit ist das Spektrum aber nicht erschöpft: Eine weitere, sehr aggressive Variante liegt in der "feindlichen" Übernahme von Unternehmen, sprich die Übernahme eines Mehrheitsanteils ohne Zustimmung des Vorstands. Aktien-Aktivisten setzen sich mitunter aber auch generell für Unternehmensübernahmen oder deren Verhinderung ein, wenn sie darin einen Nutzen sehen.

Nicht gleichzusetzen sind die beschriebenen Spielarten des Aktionärsaktivismus mit Short-Selling-Attacken. Das sind Leerverkäufe, denen eine Spekulation auf fallende Kurse eines Unternehmens zugrundeliegt. Hier gebe es zwar Überschneidungspunkte, Short Seller seien aber vorwiegend renditemotiviert, wogegen man aktivistischen Investoren zumindest zusprechen müsse, eine tatsächliche Verbesserung bei den Unternehmen herbeiführen zu wollen, hielt Zechner fest.

Dennoch kann der Professor der Wirtschaftsuniversität Wien unter Umständen auch Leerverkäufen etwas Positives abgewinnen, vor allem wenn diese Unternehmen betreffen, die am Markt überbewertet sind: "Im Endeffekt können diese Leerverkäufe auch eine heilsame Wirkung haben, weil man damit möglicherweise einer Blasenbildung rechtzeitig entgegenwirkt."

Folgt man dem sogenannten "Activist Alert" von Alvarez & Marsal, trägt der Aktivismus bei vielen Unternehmen jedenfalls Früchte: Laut dem Bericht erzielten Firmen, die das Ziel solcher Kampagnen wurden, zwei Jahre danach teilweise eine deutliche höhere Rendite als der Gesamtmarkt, im Schnitt um 6,3 Prozent mehr. Grundlage für diese Einschätzung sind 550 untersuchte Kampagnen, die sich gegen US-amerikanische und europäische Unternehmen richteten.

Für das heurige Jahr und auch für 2025 prognostiziert Alvarez & Marsal eine Zunahme aktivistischer Kampagnen. Begünstigt dürften diese neben den Effekten des Zinsniveaus unter anderem von einer Belebung des Übernahmemarkts werden. Das Beratungsunternehmen stützt sich dabei auch auf den Trend des vergangenen Jahres, in dessen Verlauf es bereits zu einem Anstieg bei der Zahl der Kampagnen gekommen ist.

Ob solche Aktionen demnächst auch in Österreich verstärkt zu beobachten sein werden, bleibt abzuwarten. Neuland wäre es aber keines: Hierzulande hatte in Sachen Aktionärsaktivismus zuletzt die Kritik von Petrus Advisers an der BAWAG, an der der Hedgefonds eine Short-Position hielt, für Aufsehen gesorgt.

tpo/bel

APA

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Bildquelle: Jirsak / Shutterstock
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