28.06.2017 11:21:41

Allianz-Vermögensverwalter Pimco: Risiko geldpolitischer Fehler steigt

Der zum Versicherungskonzern Allianz gehörende Vermögensverwalter Pimco sieht ein erhöhtes Risiko geldpolitischer Fehler durch die großen Notenbanken der Welt. "Die Gefahr, dass die Zentralbanken Fehler in ihrem Kurswechsel begehen, ist recht hoch", sagte Joachim Fels, der bei Pimco als ökonomischer Berater fungiert, am Mittwoch in Frankfurt. Fels bezog sich zum einen auf die amerikanische Notenbank Fed, die gegenwärtig ihre Geldpolitik straffe, obwohl die Inflationserwartungen rückläufig seien. Zum anderen nannte er die scharfen Marktreaktionen auf jüngste Äußerungen des Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi.

Draghi hatte sich am Dienstag mit möglichen Erklärungen für den gegenwärtigen Keil zwischen robustem Wachstum und schwacher Inflation beschäftigt und dabei vor allem vorübergehende Faktoren ausgemacht. Er zeigte sich zuversichtlich, dass die Notenbank ihr Inflationsziel von knapp zwei Prozent wieder erreiche. Die Märkte reagierten scharf, weil die Äußerungen als Hinweis auf eine weniger lockere Geldpolitik gewertet wurden. "Dass sich die EZB in Richtung geldpolitischer Ausstieg bewegt, ist keine große Überraschung", sagte Fels. Die scharfe Reaktion der Märkte sei deshalb um so überraschender gewesen und ein Hinweis darauf, dass die Zentralbanken ihren Kurswechsel vorsichtig vornehmen müssten.

"Die EZB bewegt sich in unbekanntem Territorium", erklärte Fels die Lage der EZB. Wie auch viele andere Marktteilnehmer rechnet man bei Pimco damit, dass die EZB im kommenden Jahr damit beginnt, ihre extrem lockere Geldpolitik etwas zurückzunehmen. "Letztlich hat die EZB auch gar keine andere Wahl", ergänzte Andrew Bosomworth, Investmentchef Deutschland bei Pimco. Er verwies zum einen auf das anziehende Wirtschaftswachstum, das eine geldpolitische Wende quasi unumgänglich mache. Zum anderen stoße die EZB bald an selbstgesetzte Grenzen ihres Wertpapierkaufprogramms. "Die jüngsten Äußerungen Draghis waren ein sehr eleganter Weg, den Exit in Aussicht zu stellen."

Obwohl die US-Notenbank Fed der EZB in der geldpolitischen Straffung voraus sei, sehen die Pimco-Experten auch Gemeinsamkeiten zwischen den beiden großen Zentralbanken. "Es sieht so aus, als nähmen die Notenbanken ihre Inflationsziele zurück", sagte Fachmann Bosomworth. Er begründete seine Einschätzung damit, dass die amerikanische Notenbank und - wenn auch mit zeitlicher Verzögerung - die EZB ihre Geldpolitik zurückführten, obwohl die Inflationsraten und die Inflationserwartungen eher fielen. "Die Fed räumt damit faktisch ein, dass sie ein Problem mit der Erreichung ihres Inflationsziels hat", sagte Pimco-Berater Fels./bgf/tos/stb

FRANKFURT (dpa-AFX)

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