01.05.2017 21:17:56

Allg. Zeitung Mainz: Wie ein Kropf / Kommentar zu de Maizière und Leitkultur / Von Reinhard Breidenbach

Mainz (ots) - Als geschickter Stratege ist Thomas de Maizière bislang nicht in die Annalen eingegangen. Das scheint auch so zu bleiben. Nach tiefen Tiefs rappelte er sich auf und wusste jüngst in puncto innere Sicherheit sowohl inhaltlich als auch in der Außendarstellung zu überzeugen. Dass er sich nun in Gefilde begibt, an denen sich schon vor eineinhalb Jahrzehnten nicht nur die politische, sondern auch die juristische und philosophische Klasse ohne jedes sinnvolle Resultat die Zähne ausgebissen hat, ist, um es profan auszudrücken: überflüssig wie ein Kropf. "Leitkultur" ist nun mal, ob das bei der Wortentstehung so gemeint war oder nicht, ein Kampfbegriff, hart an der Grenze zum Unwort. Der Integrations- und der Sicherheitsdebatte hilft er nicht, er hilft bei Lichte besehen gar keiner Debatte. Da muss sich de Maizière nicht über den Verdacht wundern, er wolle am 1. Mai die Aufmerksamkeit von Gewerkschaften, SPD, Grünen und Linkspartei wegziehen, von einem inhaftierten Bundeswehroffizier ablenken oder gar am rechten Rand fischen. Zehn Punkte - de Maizières zehn Gebote? Ein Hauch von Peinlichkeit. Wohl wahr: Wir sind nicht Burka, und das Christentum und das Gewalt-Tabu sind prägend für unser Land. Das alles ist unstrittig und wurde schon gesagt, jedoch noch nicht von allen, in Sonderheit offenbar noch nicht vom neuen Leitkultur-Beauftragten. Als Patrioten achten oder verehren wir unser Land, aber beim "lieben" meiden wir de Maizière'schen Schwulst und halten es lieber mit einem, der als Staatsmann in einer anderen Liga spielte, als es der aktuelle Innenminister tut, mit Gustav Heinemann: "Ich liebe keine Staaten, ich liebe meine Frau."

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Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Wolfgang Bürkle Newsmanager Telefon: 06131/485980 online@vrm.de

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