27.06.2018 22:13:46

Allg. Zeitung Mainz: Von der Rolle / Kommentar zum WM-Aus für Deutschland / Von Friedrich Roeingh

Mainz (ots) - Das war peinlich. Kein Pech, keine Tragik. Einfach nur peinlich. Keine 90 Minuten. Drei volle Spielzeiten lang. Kein Selbstvertrauen, keine Ideen, kein Aufbäumen. Deutschland blamiert sich bei dieser WM wie in keiner Weltmeisterschaft zuvor. So löst dieses Ausscheiden nicht einmal Anteilnahme aus. Und es scheint symptomatisch für die aktuelle Verfassung eines Landes zu stehen, das in mancherlei Hinsicht als unschlagbar galt. Als ehrgeizig und fleißig, ideenreich und stets gut aufgestellt. Als Garant für Stabilität, wenn andere ins Wanken gerieten. Im Fußball, in der Wirtschaft, in der Politik. Und wie beim Fußball drängt sich der Eindruck auf, als fänden das gar nicht so viele in der Welt besonders tragisch. Dafür steht nicht nur die miserable Verfassung der Nationalmannschaft, des fortgejagten Weltmeisters. Dafür steht der Diesel-Betrug des VW-Konzerns, der bis vor Kurzem als unschlagbar geltenden deutschen Autoindustrie. Dafür steht auch die Bundesregierung. Eine Regierung, die wie die Nationalmannschaft aus lauter nicht harmonierenden Mannschaftsteilen zusammengesetzt ist. Eine Regierung, die sich international immer mehr und immer stärkeren Gegnern gegenüber sieht. Und einer Kanzlerin, die es wie der Bundestrainer versäumt hat, rechtzeitig abzutreten. Der Bundestrainer auf dem Zenit seines Erfolges. Die Kanzlerin zu einem Zeitpunkt, als ihr klar werden musste, dass sie auf einmal selbst die Spaltung des Landes und die Spaltung Europas befördert hat. Nur dass der Neuanfang im Fußball leichter fallen wird. Neue Aufbauarbeit, neue Köpfe, neues Spiel, neues Glück. Und wenn die Achtelfinals überwunden sind, werden wir uns schon wieder am glänzenden Fußball der anderen erfreuen können - wenn auch nicht mit der gleichen Begeisterung. In Berlin dagegen werden wir weiterhin Zeugen einer Regierung in Auflösung sein, die sich vorerst nicht auflösen wird - und deren Auflösung die Krise nicht auflösen würde. Unsere Gegner in Europa, in Ankara, Moskau und Washington aber werden nicht warten, bis wir uns wieder berappelt haben. Sie lauern nur darauf, Deutschlands Schwäche auszunutzen. Die Krise in Berlin, die Krise des Liberalismus und die Krise der Weltgemeinschaft sind leider kein Spiel.

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Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Wolfgang Bürkle Newsmanager Telefon: 06131/485980 online@vrm.de

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