20.08.2019 21:03:42

Allg. Zeitung Mainz: Verachtung / Kommentar von Christian Knatz zur Beamten-Umfrage

Mainz (ots) - So lange ist es noch nicht her, dass Staatsbedienstete darauf vertrauen konnten, dass ihnen von Amts wegen der Rest der Menschheit eine Mischung aus Ehrfurcht und auch ein bisschen Furcht entgegenbringt. Inzwischen tritt der öffentliche Dienst, zumindest im Prinzip, nicht mehr als Obrigkeit dem Untertan gegenüber, sondern als Dienstleister dem Kunden. Sein Dienst aber wird ihm schlecht gedankt, wie die Ergebnisse der Forsa-Erhebung zeigen. Ausgerechnet diejenigen, die von Berufs wegen dem Gemeinwohl verpflichtet sind und hoheitliche Aufgaben erfüllen, sind offenbar nicht nur den Spielarten der Respektlosigkeit, sondern auch handfesten Attacken ausgesetzt. Damit wird zur Gewissheit, was spektakuläre Fälle nahelegten: Gaffer, die Rettungskräfte behindern, beleidigen und angreifen;Bezieher von Leistungen, die im Sozialamt zur Waffe greifen. Darin ein Symptom für die Verrohung der Gesellschaft zu sehen, liegt nahe. Dass es Repräsentanten des Staates mit besonderer Härte trifft, deutet aber noch auf eine weitere Fehlentwicklung hin. Über Jahre sind auch hier die vielzitierten Grenzen des Sagbaren verschoben worden bis zu dem Punkt, an dem es völlig in Ordnung zu sein scheint, öffentliche Institutionen zu verachten und dies auch kundzutun. Im politischen Diskurs wie am Stammtisch hat der Topos vom versagenden Staat seinen festen Platz. Wer so daherredet, legt die Axt an die Wurzeln der freiheitlichen, auf einem Staatsapparat gedeihenden Gesellschaft. Wer das nicht will, sollte schon innehalten, bevor ein böses Wort über die Politesse fällt, die gerade einen Strafzettel an der Windschutzscheibe anbringt.

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