05.03.2014 19:52:59

Allg. Zeitung Mainz: Sinnfrei / Kommentar zum politischen Aschermittwoch

Mainz (ots) - Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, und er liebt Rituale. Sie geben Sicherheit und Beständigkeit im oft genug turbulenten Alltag und seien sie mitunter noch so sinnentleert wie beispielsweise ein politischer Aschermittwoch in Zeiten einer Großen Koalition. Schon zu Zeiten von Schwarz-Gelb war die "echte" Politik oft genug unterhaltsamer als das, was in Passau, Vilshofen oder in der mecklenburgischen Tiefstebene mit gequältem Witz in die Mikrofone gebellt wurde. Und deshalb war die die Dramaturgie bestimmende Frage gestern eigentlich, was sich Schwarze und Rote überhaupt an gespielten Gemeinheiten zu sagen hatten. Natürlich wenige bis keine
und in diese absehbare Lücke stießen dann die christsozialen Großmeister des rhetorischen Flachpasses ebenso gezielt wie dumm hinein. In einem Atemzug auf die - durchaus angreifbare - EU einzudreschen und sich gleichzeitig verbal an Wladimir Putin ranzuschmeißen ist eine intellektuelle Bruchlandung, die auch mit einem oder zwei Weizen zuviel nicht zu erklären ist. Überall in Europa nehmen zurzeit Populisten und Rechte Anlauf, um die Idee, die den Kontinent seit einigen Jahrzehnten trägt und verbindet, zu torpedieren. Da hat es die bajuwarischen Bierzeltparolen gerade noch benötigt. Rituale mögen sozial wertvoll sein, aber das Denken ersetzen sie nicht. Die Kanzlerin hat es gestern richtig gemacht: Wenn es nichts zu sagen gibt, darf man tatsächlich auch mal schweigen
oder hoffentlich wirklich an wichtigeren Themen arbeiten. Bleibt also zu hoffen, dass die Menschen den diesjährigen politischen Aschermittwoch als das durchbuchen, was er war: selbst für dieses Datum besonders sinnfreier Klamauk.

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Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Florian Giezewski Regionalmanager Telefon: 06131/485817 desk-zentral@vrm.de

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