24.04.2015 23:22:43

Allg. Zeitung Mainz: Scham / Kommentar zur privaten Hilfe im Mittelmeer

Mainz (ots) - Es ist ein gewagtes Unterfangen, auf das sich Gerhard Trabert da einlässt. Und so freundlich, fast fröhlich der Professor und Armenarzt im Umgang wirken mag, so sehr spürt man zwischen den Zeilen die Wut, die in ihm ob der sozialen Ungerechtigkeiten kocht - sei es die direkt vor der Haustür, wo Obdachlosen und Asylanten medizinische Hilfe aufgrund fehlender Versicherung verwehrt wird, oder sei es die im Mittelmeer, wo mittlerweile Tausende von Afrikanern auf der Flucht vor Gewalt und Elend den Tod fanden. Wie andere Kritiker brandmarkt er die Jahrhunderte lange Ausbeutung Afrikas durch Europa, der die heutige Situation geschuldet sei. Argumente, die schwer zu widerlegen sind. Scham kann man empfinden, wenn man selbst tatenlos bei den Tragödien im Mittelmeer zuschaut. Traberts eigenes Engagement ist indes nicht ohne. Wie wird es sein, wenn er erleben muss, dass in einem auf Hilfe hoffenden Flüchtlingsboot, das die Sea-Watch erspäht, alle auf eine Seite stürzen und das Boot vor seinen Augen kentert. Wenn möglicherweise sogar Menschen ertrinken? Trabert nimmt diese Gefahren in Kauf, er kann nicht einfach vom Rhein-Main-Gebiet aus zuschauen, will die EU wachrütteln. Dabei sind es nicht nur die von Trabert angeprangerten Politiker, die den Flüchtlingen keinen sicheren Transfer nach Europa gewährleisten. Auch viele Bürger wollen keinen Deut von ihrem Wohlstand zugunsten anderer abgeben. Sea-Watch-Initiator Höppner, so weiß Trabert, erhält nach seinen Auftritten im Fernsehen mittlerweile Drohanrufe von Rechtsradikalen. Wie schamlos können Menschen eigentlich sein?

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Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Alexandra Maus Newsmanagerin Telefon: 06131/485925 amaus@vrm.de

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