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28.04.2015 22:22:36

Allg. Zeitung Mainz: Nicht verharmlosen / Kommentar zu Sozialgutachten

Mainz (ots) - Ob man hierzulande Menschen am unteren Ende der Einkommensskala als arm bezeichnen soll, obwohl die wenigsten, platt gesagt, tatsächlich hungern und frieren, darüber lässt sich trefflich streiten. Menschen, die Kriege und Katastrophen er- und überlebt haben, werden Armut anders definieren, als Sozialwissenschaftler, die Armut in Relation zum durchschnittlichen Einkommen setzen. Unabhängig von der Begrifflichkeit lässt sich für Deutschland aber seit Jahren feststellen, dass die Kluft zwischen Menschen mit sehr hohem und denjenigen mit sehr niedrigem Einkommen weiter wächst. "Geld kommt zu Geld", dieses alte Motto bleibt aktuell. Ob es hierzulande jeder "schaffen" kann, wenn er nur "will", ist dagegen fraglich. Wer dies behauptet, sollte die simple Frage beantworten können, wie zum Beispiel (Voll-)Beschäftigte im Niedriglohnsektor oder manche Alleinerziehenden es denn bitteschön fertigbringen sollen, fürs Alter angemessen vorzusorgen? Oder welche Chance zum Aufstieg Kinder aus prekären sozialen Verhältnissen tatsächlich haben? Und es muss die Frage erlaubt sein, ob gerade all jene, die derzeit gegen einen Mindeststundenlohn von 8,50 Euro brutto wettern, sich auch nur ansatzweise vorstellen können, davon zu leben. Man mag dem Paritätischen Gesamtverband Alarmismus vorwerfen, wenn er die Situation seiner Klientel mit besonders dramatischen Worten beschreibt. Auch kann manche Statistik, die der Verband ins Feld führt, durchaus unterschiedlich gedeutet werden. Man sollte sich aber davor hüten, die Problematik der sozialen Spaltung zu verharmlosen.

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Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Eva Bender Volontärin Telefon: 06131/485817 desk-zentral@vrm.de

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