01.03.2018 21:53:44

Allg. Zeitung Mainz: Mörderisch / Kommentar zum Raser-Urteil / Von Christian Matz

Mainz (ots) - Wenn zwei Männer in tonnenschweren, PS-starken Autos kilometerlang durch die Innenstadt rasen, mit bis zu 170 km/h, dabei zig rote Ampeln ignorieren, Baustellen, Bushaltestellen, Zebrastreifen überfahren, überholen, drängeln, eine Hauptverkehrsstraße zur privaten Rennstrecke machen - wie in aller Welt kann ein Gericht dann zur Auffassung kommen, dass sie dabei nicht den Tod anderer Menschen in Kauf genommen haben, mithin vorsätzlich handelten? Die Begründung des Bundesgerichtshofs, weshalb die Raser nicht wegen Mordes zu verurteilen waren, mag juristisch haltbar sein; in ihrer akademischen Spitzfindigkeit freilich ist sie von einer unübertroffenen Lebensferne. Demnach hätten die Angeklagten den potenziell tödlichen Ausgang ihres Rennens erst erkannt und billigend in Kauf genommen, als sie in die Unfallkreuzung einfuhren und ohnehin nicht mehr reagieren konnten. Und was, bitteschön, wollten sie vorher mit ihrer Amokfahrt bezwecken? Die Wahrheit ist: Dass die Raser nicht noch viel mehr Menschen totgefahren haben, ist ein Wunder. Über den konkreten Fall hinaus liefert die ursprüngliche Urteilsbegründung des Landgerichts, das die Männer einst als Mörder verurteilt hatte, einen wichtigen Hinweis darauf, wie sie womöglich schon viel früher hätten gestoppt werden können. Demnach war einer der beiden als notorischer Verkehrssünder bekannt. Ohne, dass er spürbare Konsequenzen erleiden musste - man hatte ihn einfach immer weiter laufen (beziehungsweise: fahren) lassen. Das zeigt, wohin Milde und falsch verstandene Toleranz führen können. Solche Raser, wie auch die sich ausbreitenden PS-Protzer in den Innenstädten, verstehen nur ganz klare Ansagen - und harte Strafen.

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