06.10.2014 19:12:58

Allg. Zeitung Mainz: Kein Grund zur Sorge / Kommentar zu Helmut Kohl

Mainz (ots) - Heribert Schwan ist ein herausragender Journalist. Und eine Diva. Kohls Ehefrau Maike hat ihn 2009 als Biografen ihres Ehemanns gefeuert. Das hat Schwan zutiefst getroffen. Er sinnt durchaus auf Rache. Zudem ist er gewiss nicht abgeneigt, dass sein Buch mit deftigen Tönen des Altkanzlers kräftig Kasse macht. Kohl selbst war, jedenfalls 2001/2002, als er die Gespräche mit Schwan führte, immer noch ein Urviech, ein political animal. Auch er eine Diva, auf seine Art, versehen mit einem Elefantengedächtnis. Und der Elefant Kohl wurde zeit seines Lebens sehr oft angeschossen. Das ist die Szenerie. Sie ist spektakulär, deftig bis saftig, aber nicht besorgniserregend. Sie lehrt im Übrigen, dass selbst ein primitives Werkzeug wie ein Tonband nicht vergisst, und dass man sich deshalb eigentlich überlegen sollte, was man einem Tonband anvertraut. Aber vielleicht war es Kohl wichtiger, einfach abzulästern, um an manchem Groll, berechtigt oder nicht, nicht zu ersticken. Und in 600 Stunden Gespräch, da wäre womöglich sogar Mutter Teresa das eine oder andere böse Wort herausgerutscht. Fazit: hoher Unterhaltungswert. Wirklich tiefe Verletzungen bei irgendjemandem: kaum. Politischer Neuigkeitswert: praktisch Null. Topstory eher für die "Bunte" als für die "New York Times". Kohl ist, wie er ist. Unter anderem war er ein Dominator schwarzer Kassen. Vor allem aber ist er der Kanzler der Einheit. Als solchen hätte man ihn an Tagen wie diesen lieber in der "New York Times" gesehen, als Friedensnobelpreisträger. Und noch eine ernste Erkenntnis: 600 Stunden Kohl-Gespräche gehören weder in den Keller des Journalisten Schwan, noch in den der Ehefrau Maike Kohl-Richter, sondern - mindestens in Kopie - in die Hände von Wissenschaftlern.

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Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Florian Giezewski Regionalmanager Telefon: 06131/485817 desk-zentral@vrm.de

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