Allg. Zeitung Mainz: Kein Fingerzeig - Kommentar von Dominic Schreiner zu politisch motivierten Straftaten

Mainz (ots) - Die politische Auseinandersetzung in Deutschland wird an den extremistischen Rändern der Gesellschaft immer häufiger mit Gewalt ausgetragen. Mal wieder ein Rekordniveau bei der Anzahl der politisch motivierten Straftaten - diese wenig erbauliche Botschaft aus dem vergangenen Jahr hatte Innenminister Thomas de Maizière am Montag der Hauptstadtpresse zu verkünden. Dabei verzichtete de Maizière darauf, mit dem moralischen Zeigefinger auf eine bestimmte Gruppe zu deuten. Zu Recht. Brandsätze auf Flüchtlingsunterkünfte von Rechts, Attacken auf AfD-Politiker von Links, zwei Drittel mehr politisch motivierte Straftaten durch Ausländer und dazu zwölf Tote durch islamistischen Terror 2016 in Berlin: Sicherheitsbehörden und Staatsschutz müssen an vielen, zu vielen Fronten mit extremistischen Auswüchsen kämpfen. Den Behördenvertretern und denjenigen, die mit Recht sprechen, kann und muss egal sein, aus welchem Lager die Täter kommen. Und für die Opfer politisch motivierter Gewalt und ihre Angehörigen macht es ohnehin keinen Unterschied, ob der Täter Autonomer oder Neonazi, nationalistischer Türke oder radikalisierter Kurde, islamistisch Verblendeter oder Reichsbürger ist. All jenen ist, wie jedem anderen beliebigen Gewalttäter auch, eins gemein: Es mangelt ihnen an Respekt vor ihrem Gegenüber. Und bei diesem Mangel, der schon als Verrohung in der verbalen Auseinandersetzung in sozialen Netzwerken beginnt und bei Toten auf der Straße aufhört, hilft der mahnend erhobene Finger schon längst nicht mehr. Sondern zumeist wohl nur noch das Strafgesetzbuch in der Hand.

OTS: Allgemeine Zeitung Mainz newsroom: http://www.presseportal.de/nr/65597 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_65597.rss2

Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Peter Schneider Newsmanager Telefon: 06131/485980 desk-zentral@vrm.de