03.09.2018 20:57:42

Allg. Zeitung Mainz: Höchste Zeit / Friedrich Roeingh zu Organspende

Mainz (ots) - Man muss kein Helfersyndrom haben, um nach jahrelang erfolglosen Debatten um die Organspende den Spieß umzudrehen. Es ist absolut angezeigt, wenn die Bürger künftig erklären sollen, dass sie nicht für eine Organspende zur Verfügung stehen. Anstelle der bisherigen Regelung, dass sich Organspender aktiv zu dieser Haltung entscheiden und einen Organspendeausweis mit sich führen müssen. Der entscheidende Punkt bei dieser Umkehr ist nicht allein, dass sich immer weniger Menschen finden, die diesen Weg gehen - im vergangenen Jahr standen gerade mal 797 Spenderorgane 10 000 Bedürftigen gegenüber. Entscheidend ist in dieser Frage selbstverständlich, ob jeder Einzelne, der sein Organ nicht spenden möchte, zu seinem Recht kommen wird. Unsere europäischen Nachbarn haben das ganz überwiegend pragmatisch beantwortet. Das Heer der Gleichgültigen, das zur Verknappung lebenserhaltender Organe führt, steht sicher nicht auf der Seite der Transplantationsverweigerer. Von daher ist es gut und richtig, Letzteren eine persönliche Erklärung abzuverlangen. Wenn sich dann auch noch die Angehörigen gegen eine Organentnahme entscheiden können, obwohl kein Widerspruch des Verstorbenen vorliegt, ginge Deutschland den absolut sicheren Weg. Dass sich jetzt ein Gesundheitsminister der Union gegen die Position der Kirchen und vieler Parteifreunde stellt, ist ein Segen. Selbstverständlich aber muss der Bundestag bei einer solchen Frage vom Fraktionszwang befreit werden. Dann werden wir auch die breite gesellschaftliche Debatte bekommen, die einer solchen Entscheidung vorausgehen muss.

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Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Christian Matz Manteldesk Telefon: 06131/485946 desk-zentral@vrm.de

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