08.04.2016 22:22:38

Allg. Zeitung Mainz: Enttäuschend / Kommentar von Friedrich Roeingh zu Papst Franziskus´ Lehrschreiben

Mainz (ots) - Überraschen mag es nicht, dass Papst Franziskus nach dem größten Willensbildungsprozess der katholischen Kirche seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil das Kirchenrecht zu Sexualität und Familie unangetastet lässt. Enttäuschend ist es schon. Angesichts der tiefen Spaltung zwischen den Bischöfen, die die beiden Familiensynoden offenbart hatten, hat sich der Papst offenbar nicht getraut, sich auf die Seite der Reformer zu schlagen. Und vielleicht hat auch seine ganz persönliche Geringschätzung von Dogmen eine Rolle dabei gespielt, keine neuen Dogmen formulieren zu wollen. Im Ergebnis hat der Papst mit seinem Lehrschreiben "über die Liebe in der Familie" für mehr als für weniger Verwirrung gesorgt.

Gut und schön, dass Franziskus in seinem Schreiben von den Geistlichen mehr Barmherzigkeit fordert und Selbstgerechtigkeit geißelt. Wenn er dem Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen aber jedem einzelnen Seelsorger überlässt, ist Willkür Tür und Tor geöffnet. Es wird in der Praxis nicht viele Paare geben, die sich einem Prüfverfahren ohne jede Leitplanken unterwerfen werden.

Von einer fast schon amüsanten Unentschiedenheit sind die Einlassungen des Papstes zum Zölibat. Er attestiert verheirateten Priestern der Ostkirchen, näher dran zu sein an der Lebenswirklichkeit der Menschen, ohne daraus eine Konsequenz zu ziehen. Vollends enttäuscht hat Franziskus aber die Homosexuellen in der katholischen Kirche. Auch er behandelt sie wie einen Betriebsunfall der Schöpfung. Eines wird spätestens jetzt klar: Papst Franziskus bringt Bescheidenheit und Demut in die katholische Kirche zurück. Grundlegend reformieren wird er sie nicht.

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