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06.10.2017 22:33:57

Allg. Zeitung Mainz: Ehrenwert / Kommentar von Reinhard Breidenbach zum Friedensnobelpreis

Mainz (ots) - Die Debatte über Atomwaffen ist bisweilen grotesk. Die Mitteilung, dass die Anzahl der nuklearen Sprengköpfe seit 2009 weltweit von 23 300 auf 15 000 gesunken sei, ist faktisch vermutlich richtig, müsste intellektuell und emotional aber entweder lautes Lachen oder tiefste Depression hervorrufen. Die Mitteilung bedeutet nämlich, dass es nun nicht mehr die Möglichkeit gibt, die Erde, sagen wir: 23 Mal zu vernichten, sondern nur noch 15 Mal. Das Risiko, dass Atomwaffen zum Einsatz kämen, sei größer als seit langer Zeit, urteilt das Nobelpreis-Komitee. Das trifft sicher zu. Deshalb: Die Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen mit dem Friedensnobelpreis auszuzeichnen, ist als Ansatz ehrenwert. Der Ansatz ist jedoch auch naiv, jedenfalls dann, wenn er tatsächlich das Ziel einer atomwaffenfreien Welt verfolgt. Die Erreichung dieses Ziels wurde an dem Tag unmöglich, als die Atomwaffe erfunden wurde. Anti-Atomwaffen-Kampagnen sollten deshalb dem überlebenswichtigen Ziel dienen, Bewusstsein zu bilden und zu prägen gegen den Einsatz von Atomwaffen, Gespräche in Gang zu bringen oder zu halten, getreu der Philosophie, dass, wer nicht schießen will, reden muss. Menschen dürfen, ja müssen Visionen haben und Wünsche. Sinnlos ist es aber, sich die Welt zurecht zu phantasieren. Deshalb gilt auch diese Philosophie: Wenn du Frieden willst, bereite Krieg vor. Das Prinzip Abschreckung, konkret: nukleare Abschreckung. Sie bedeutet, jedem in Pjöngjang, Peking, Moskau und auch in Washington klar zu machen, dass ein Nuklearkrieg für niemanden zu überleben, geschweige denn zu gewinnen ist.

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Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Alexandra Maus Newsmanagerin Telefon: 06131/485980 online@vrm.de

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