07.08.2018 20:37:44

Allg. Zeitung Mainz: Bitter / Kommentar von Reinhard Breidenbach zum Missbrauchsprozess Staufen

Mainz (ots) - Es genügt nicht, die Täter und ihre Taten monströs, widerwärtig, ungeheuerlich zu finden. Der Fall Staufen muss Konsequenzen haben. Die erste Konsequenz zog das Gericht mit seinem Urteil. Sie ist unzulänglich. In der Strafhöhe kommt das sozial-ethische Unwerturteil für die Taten zum Ausdruck - so hat es das Bundesverfassungsgericht schon vor Jahrzehnten bestimmt. Zwölf und zwölfeinhalb Jahre Haft sind kein besonders eindrucksvolles Unwerturteil für jahrelange Folter und Vergewaltigung, für die Ermordung einer Kinderseele. Die mütterliche Vergewaltigerin könnte nach sechs oder acht Jahren wieder auf freiem Fuß sein, wegen "guter Führung". Und auch der männliche Vergewaltiger könnte, trotz Sicherungsverwahrung, in ein paar Jahren in Freiheit gelangen. Ist das unser sozialethischer Wertekanon? Eine Mutter als Vergewaltigerin ihres Sohnes - erstaunen kann das nur Naive. Unerlässlich ist aber Realitätssinn. Bittere Realität ist das Monstrum Darknet, der virtuelle Zuhälter der verbrecherisch Triebhaften. Bittere Realität ist aber auch, dass es den Sicherheitsbehörden verboten ist, sich mithilfe unechter, computergenerierter Pornobilder in diese Szene einzuschleusen. Bitter nicht zuletzt diese Erkenntnis: Der Fall Staufen konnte sich so schrecklich nur entfalten, weil vor Jahren ein Landgericht, ein Amtsgericht und ein Jugendamt eklatant versagten. Die dafür Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, wird kaum gelingen. Die Behörden müssen aber wenigstens alles tun, um künftig nicht erneut einen solchen Bankrott hinzulegen. Niemals wegschauen - das ist für den Bürger die Lehre, und die Verpflichtung.

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