06.10.2021 13:42:00

AK-Wohlstandsbericht: Vorkrisenniveau noch nicht wieder erreicht

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Die Arbeiterkammer (AK) hat zum vierten Mal ihren "Wohlstandsbericht" veröffentlicht, mit dem sie einen zur Messung von Wohlstand und Wohlergehen in Österreich beitragen will. Bewertet werden insgesamt 30 Indikatoren aus fünf übergeordneten Zielen wie etwa Lebensqualität oder ökonomische Stabilität. Die aktuelle Bewertung fällt zwar etwas besser aus als jene des Vorjahres kurz nach Beginn der Coronakrise. Das Vorkrisenniveau ist aber noch nicht wieder erreicht.

"Für uns ist Wohlstand das Ziel der Wirtschaftspolitik, nicht das Wirtschaftswachstum", sagte AK-Chefökonom Markus Marterbauer am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien. "Entscheidend ist, dass man auf Wohlstand orientiert ist und nicht auf Banales wie das reine Wirtschaftswachstum. Wohlstand hat viele Facetten." In Österreich sei der Wohlstand auch hoch, so Marterbauer. "Aber in den vergangenen Jahren waren keine wesentlichen Verbesserungen erkennbar."

Lediglich zehn der 30 Indikatoren werden aktuell positiv bewertet, voriges Jahr waren es überhaupt nur acht. Im Gegensatz zum Vorjahr gibt es zumindest bei zwei der fünf übergeordneten Ziele einen leichten Fortschritt. Diese sind "Lebensqualität" und "Intakte Umwelt", hieß es bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Das weitere übergeordnete Ziel "Vollbeschäftigung und gute Arbeit" schneidet heuer zwar besser ab als 2020, liegt aber weiterhin im negativen Bereich.

Um die Covid-19-Pandemie zu überwinden und die wirtschaftlichen und sozialen Folgen bestmöglich abzufedern, fordert die AK Maßnahmen in diesen Bereichen. Sie will durch eine Nutzung des aktuellen Aufschwungs eine aktive Arbeits- und Beschäftigungspolitik, öffentliche Investitionen in den Klimaschutz, eine öffentliche Daseinsvorsorge gesichert und einen stärkeren Fokus auf gerechte Verteilung sowie einen neuen Steuerungsprozess umgesetzt wissen, der von einem Rat aus Experten und Expertinnen begleitet werden solle.

Etwa in der geforderten Arbeits- und Beschäftigungsoffensive geht es den Arbeitnehmervertretern um innovative Arbeitszeitmodelle und Formen der Arbeitszeitverkürzung. Langzeitarbeitslosigkeit müsse abgebaut werden, es brauche zudem eine "Jobgarantie". Arbeitslose sollen eine höhere Existenzsicherung bekommen. Soziale Dienstleistungen müssten für mehr Lebensqualität und neue Jobs ausgebaut werden, auch brauche es eine Qualifizierungsoffensive. Die Arbeitskräfte-Knappheit könne laut Marterbauer aber auch zu Fortschritt führen, sollten die Unternehmen deswegen mehr in die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter investieren. Insgesamt sei Österreich stabil, es gebe aber zu wenig Bemühungen für Fortschritt, sagte der AK-Chefökonom.

Trotz des Aufschwungs blieb die Bewertung des Punktes "Vollbeschäftigung und gute Arbeit" im negativen Bereich. So habe sich etwa ein Teil der Arbeitslosigkeit verfestigt. Zudem seien strukturelle Problem weiter ungelöst: Etwa, dass benachteiligte Gruppen wie ältere und gesundheitlich beeinträchtigte Arbeitssuchende, Frauen, Menschen mit Behinderung sowie Niedrigqualifizierte nur sehr schwer am Arbeitsmarkt Fuß fassen können. Oder auch, dass einige mehr arbeiten als sie wollen und andere in prekären Teilzeit-Jobs feststecken. Und dass Frauen nach wie vor den Großteil der unbezahlten Care-Arbeit wie Kinderbetreuung und Pflege leisten.

Beim Punkt "Intakte Umwelt" gibt es leichte Fortschritte, erläuterte Sylvia Leodolter von der AK-Umweltabteilung. "Es ist aber keinesfalls alles gut in der Klima- und Umweltpolitik." Der Fortschritt beziehe sich nur auf die zwei Unterbereiche Vermeidung von Feinstaubbelastung, wo man "sehr gut unterwegs" sei und auf Verbesserungen im Bereich des öffentlichen Verkehrs. "In den zentralen Bereichen Verringerung der Treibhausgase und Reduktion des energetischen Endverbrauchs ist der Ausblick negativ", so Leodolter. Für die AK stehe auch in dem Bereich die soziale Frage im Mittelpunkt: "Niemand darf zurückgelassen werden." Das neue Klimaticket reiche nicht. Ein Fünftel der Menschen in Österreich habe kein Angebot von Öffis.

Nicht zuletzt deswegen sei ein Ausbau der Öffis dringend notwendig. Die EU solle die Fiskalregeln für Investitionen in Schieneninfrastruktur und andere öffentliche Investitionen nicht anwenden, forderte Leodolter auch angesichts des Überwindens der Coronakrise.

phs/sp

WEB http://www.arbeiterkammer.at

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