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Nach Bieterwettstreit 23.01.2018 15:40:00

Air Berlin-Tochter Niki geht zurück an Niki Lauda

Den Markennamen Niki hat Lauda nicht erworben. "Das Ganze heißt ab jetzt Laudamotion", sagte der 68-Jährige am Dienstag in Interviews.

Von Montag auf Dienstag wurde bis tief in die Nacht um eine Lösung gerungen. Erst um halb fünf Uhr in der Früh sei alles unterschriftsreif gewesen, sagte Lauda. Der Verhandlungsmarathon dauerte mehr als 14 Stunden, die Sitzung des Gläubigerausschusses in der Anwaltskanzlei von Masseverwalterin Ulla Reisch hatte am Montag um 14.00 Uhr begonnen.

"Es war eine lange Nacht, um es kurz zu sagen", sagte Lauda. "Jetzt muss ich alles organisieren und den Niki-Mitarbeitern erklären, wie wir die Niki über Laudamotion neu aufstellen werden." Lauda hatte 2003 Teile der insolventen deutschen Fluggesellschaft Aero Lloyd übernommen und daraus Niki bzw. "flyniki" geformt. Niki sei immer sein Herzblut gewesen. Lauda kündigte an, mit 15 Flugzeugen zu Beginn des Sommerflugplans Ende März wieder abzuheben, der Fokus liege auf touristischen Strecken.

Wie tief Lauda für Niki in die Tasche gegriffen hat, ist nicht bekannt. Darüber sei Stillschweigen vereinbart worden, so Lauda. Beim letzten - nun hinfälligen - Bieterprozess in Deutschland war Lauda der Billigtochter Vueling des britisch-spanischen Luftfahrtkonzern IAG noch um einige Millionen Euro unterlegen gewesen. Lauda dürfte diesmal mehr geboten haben als jene 36,5 Mio. Euro, die IAG zuletzt bereit war zu zahlen.

Auch was die Mitarbeiter betrifft, hat Lauda nach Angaben von Niki-Betriebsratschef Stefan Tankovits nachgelegt. Er habe sich zum Standort bekannt, Gesprächsbereitschaft über einen Kollektivvertrag signalisiert sowie erklärt, dass alle rund 1.000 Beschäftigten ein Angebot erhalten werden, so der Belegschaftsvertreter.

Unter den Mitarbeitern genießt Lauda nicht den besten Ruf, weil er das Flugpersonal lange Zeit als Leiharbeiter über eine Personalleasingfirma anstellte. Die Beschäftigten hatten sich zuletzt für Vueling und gegen Lauda ausgesprochen. Am Mittwoch, voraussichtlich am Vormittag, will Lauda am Flughafen Wien die Mitarbeiter persönlich informieren und seine Pläne erläutern. 50 bis 100 Flugbegleiter haben der Fluglinie bereits den Rücken gekehrt und viele der rund 220 Piloten haben Angebote von anderen Airlines. Vor allem AUA und Eurowings locken die Crews.

IAG bedauerte, nicht den Zuschlag bekommen zu haben. "IAG ist enttäuscht, dass Niki nicht in der Lage sein wird, sich als Teil der Gruppe zu entwickeln und zu wachsen", teilte der Konzern in einer kurzen Mitteilung in London mit. Das Unternehmen wollte sich nicht dazu äußern, ob es gegen die Entscheidung vorgehen will.

Der deutsche Airline-Experte Gerald Wissel von der Hamburger Beratungsgesellschaft Airborne sagte gegenüber der deutschen Nachrichtenagentur dpa, Lauda habe im Vorfeld seines Angebots ausführliche Gespräche mit Touristikanbietern geführt, die nun größere Kontingente für ihre Gäste bei der Niki buchen dürften. In erster Linie komme dafür der deutsch-britische Konzern Thomas Cook infrage, aber auch TUI und andere Anbieter hätten ein Interesse an einem Ferienflieger außerhalb des Lufthansa-Konzerns. "Das birgt durchaus die Chance, durch Fusionen einen größeren Ferienflieger zu begründen", meinte Wissel.

Der Reiseveranstalter Thomas Cook und dessen Ferienflieger Condor waren am Angebot entgegen Laudas Aussagen nicht beteiligt. Es gebe allerdings eine Anfrage von Laudamotion, sie beim Flugbetrieb mit verschiedenen operativen Dienstleistungen zu unterstützen, hieß es am Dienstag. In der Vergangenheit hatte die inzwischen insolvente Air Berlin viele Bereiche ihrer Tochter Niki gemanagt. Thomas Cook und Condor wollen jedenfalls bei Lauda größere Sitzkontingente für Urlaubsangebote buchen.

Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ), selbst einst Flugzeugtechniker bei Lauda Air, begrüßt den Zuschlag an Niki Lauda. Sein Ministerium habe sichergestellt, dass Nikis Luftverkehrsbetreiberzeugnis (AOC) trotz Insolvenz aufrechtbleibt. Es sei gut für den Standort, dass die Fluglinie in österreichische Hände komme. "Es wird nach allen Informationen, die wir jetzt haben, keine rechtlichen Probleme geben. Das ist fast völlig ausgeschlossen. Und die Flugzeuge - ich habe vorhin mit Niki Lauda telefoniert - stehen zur Verfügung", so Hofer. Auch die Regierungsspitze zeigte sich erfreut.

Die österreichische Air-Berlin-Tochter war nach der Insolvenz des Mutterkonzerns vergangenen Sommer insgesamt dreimal verkauft worden. Niki war, nachdem die deutsche AUA-Mutter Lufthansa den Kauf absagte, im Dezember 2017 ebenfalls in die Zahlungsunfähigkeit geschlittert.

(GRAFIK 0095-18, Format 88 x 106 mm) (Schluss) pro/kre

ISIN GB00B128C026 WEB http://www.flyniki.com http://www.airberlin.com

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