Dividende steigt etwas |
17.05.2016 17:40:00
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AGRANA schließt 2015/16 mit leicht niedrigerem Gewinn ab
Für die laufende Periode geht Generaldirektor Johann Marihart für Zucker von weiterhin stabilen Absatzmengen und Preisen aus, also auch von keinen ersehnten Preissprüngen nach oben. Effizienzbedingt soll aber in dem Segment das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) zulegen, das sich zuletzt bei acht Prozent Umsatzrückgang (auf 673 Mio. Euro) auf 4,3 Mio. Euro halbiert hat. Geholfen haben operativ aber zusätzliche Deckungsbeiträge durch höheren Absatz. Im Zucker-Segment habe man für 2016/17 ein geringes Mengenwachstum in fast allen Bereichen geplant. Und es gebe auch schon Anzeichen für eine Entspannung der schwierigen Preissituation: Die Quotenzucker-Lagerbestände seien durch die Trockenheit auf den niedrigsten Stand seit zehn Jahren gefallen, sagte Vorstandsdirektor Fritz Gattermayer im Bilanzpressegespräch am Dienstag. Zudem sei an Osteuropas Zucker-Spotmärkten ein Preisanstieg zu bemerken. Die Weltmarktpreise seien dagegen im abgelaufenen Jahr sehr niedrig geblieben, erst in den letzten Wochen hätten sie sich gebessert.
In den Segmenten Stärke und Frucht, den tragenden Säulen des Konzerns, hat die AGRANA 2015/16 die Umsätze gesteigert und auch ergebnismäßig gepunktet. Bei Stärke wuchsen die Erlöse um 3,1 Prozent auf 722 Mio. Euro, und das EBIT zog wegen höherer Absatzmengen und gestiegener Ethanol-Erlöse auf 66 (54) Mio. Euro an. Im Fruchtsegment setzte man mit 1,083 Mrd. Euro um zwei Prozent mehr um und hielt das EBIT bei 59 Mio. Euro. Bei Fruchtzubereitungen lag der Absatz leicht über Vorjahr, auch die Verkaufspreise, wodurch hier der Umsatz um acht Prozent zulegte. Anders bei Fruchtsaftkonzentraten, wo er um 18 Prozent sank, da die Apfelsaftkonzentrat-Verkaufspreise stark zurückgingen.
Bei Stärke will Marihart die Spezialitätenstrategie vorantreiben, also den Fokus auf Produkte mit höherer Veredelung sowie auch auf gentechnikfreie und Bio-Stärken legen. Spezialstärken werden für die Papier-, Textil-, Kosmetik-, Pharma- und Baustoffindustrie angeboten, nach Wachs- und Biomais experimentiert man auch mit Wachsweizen. Bei Fruchtsaftkonzentraten stehen Grundstoffe für die Getränkeindustrie (natürliche Aromen, Energydrinks) im Zentrum.
Insgesamt will Marihart den AGRANA-Konzern auf noch mehr Wettbewerbsfähigkeit trimmen, vor allem bei Zucker. Da geht es um höhere Ausbeuten, die Nebenprodukteveredelung und Kapazitätsausweitungen. In Tulln etwa erfolgt der Ausbau der Melasse-Entzuckerung, in Leopoldsdorf soll eine neue Verdampfstation Energie einsparen. In der Maisstärke-Fabrik in Aschach an der Donau wird der Kapazitätsausbau gestartet, die Produktionsmenge dort soll ja um ein Drittel erhöht werden; insgesamt investiert AGRANA dafür laut Marihart an die 80 Mio. Euro. Im Gesamtkonzern soll das Investvolumen 2016/17 mit 114 Mio. Euro erneut über den Abschreibungen von rund 90 Mio. Euro liegen.
Für das von der EU und den USA geplante Freihandelsabkommen TTIP wünscht sich Marihart "faire Spielregeln", dahingehend müsse verhandelt werden. Die Nahrungs- und Genussmittelindustrie sei "kein Feind" von freien Handelsbeziehungen, von der EU-Marktöffnung seinerzeit habe der Sektor stark profitiert. Die Landwirtschaft werde den Ausgang von TTIP freilich nur am Rande beeinflussen können, da es darin für sie nur um 5 Prozent gehe. Man werde das Abkommen also nicht verhindern können, es gehe aber um einen fairen Wettbewerb und um die bestehenden strengen Auflagen und Regeln in Europa, "und die wünschen wir uns auch von den USA".
Zuckersteuer-Pläne, wie sie zuletzt etwa in Großbritannien gewälzt wurden, lehnt der AGRANA-Chef ab. "Wir halten wenig von dieser Art von Steuern, auch bei Fett." Es gebe Länder, die solche Abgaben eingeführt, aber auch wieder abgeschafft hätten. Die körperliche Gewichtszunahme resultiere aus mehreren Faktoren, nicht nur aus zuviel essen. "Die Menschen essen nicht mehr, sondern bewegen sich weniger", so Marihart. Natürlich müsse die Ernährung dem Kalorienbedarf angepasst werden. Dass es zu einem "Brexit", einem EU-Austritt Großbritanniens, kommt, glaubt er nicht - falls doch, so wäre das "ein schwerer Fehler", brächte aber wenig Auswirkungen für die AGRANA.
Der gesamte Konzernumsatz sank 2015/16 - trotz der Zuwächse bei Stärke und Frucht - um 0,6 Prozent auf 2,478 Mrd. Euro. Das EBIT insgesamt erhöhte sich um 6,0 Prozent auf 129,0 Mio. Euro. Dass das Vorsteuerergebnis um über ein Zehntel auf 104,4 Mio. Euro zurückging, war vor allem dem um knapp 20 Mio. Euro schlechteren Finanzergebnis zuzuschreiben: Ein negatives Währungsergebnis aufgrund von Fremdwährungsabwertungen drückten das Finanzresultat von minus 5,2 auf minus 24,5 Mio. Euro. Dabei ging es um lokale Schulden etwa in Brasilien, Mexiko, China, aber auch Argentinien und Russland. Das - isoliert betrachtet - mit minus 13,5 (nach 7,8) Mio. um 20 Mio. Euro schlechtere Währungsergebnis sei "größtenteils aber nicht realisiert", betonte Finanzvorstand Stephan Büttner. Zudem gebe es auch eine Upside-Möglichkeit bei einer Währungserholung 2016/17 gegenüber Dollar oder Euro.
Dass die Dividende trotz des Konzernergebnisrückgangs um 4,4 Prozent auf 80,9 Mio. Euro fürs abgelaufene Jahr von 3,60 auf 4,00 Euro je Aktie erhöht werden soll, erfolge "in Erwartung einer moderaten Ergebnissteigerung" und zeige die Zuversicht, wird betont. Die Ausschüttung entspricht einer Dividendenrendite von rund 5 Prozent. Das Ergebnis je Aktie für die Anteilseigener der börsennotierten AGRANA Beteiligungs-AG lag 2015/16 bei 5,82 (5,70) Euro, hätte ohne die unangenehmen Wechselkurseffekte aber laut Büttner mehr als 7 Euro betragen.
Im Finanzbereich sollen die Kapitalrentabilität erhöht und die Finanzverschuldung gesenkt werden. Die Nettofinanzschulden wuchsen zuletzt um 23 Prozent auf 406 Mio. Euro an, und das Gearing verschlechterte sich auf 33,8 (27,7) Prozent. Die Eigenkapitalquote dagegen verbesserte sich auf 53,5 (49,6) Prozent - vor allem weil PS im Volumen von 85 Mio. Euro rückgeführt wurden und sich dadurch die Bilanz aktiv- und passivseitig verkürzt hat.
Der AGRANA-Konzern beschäftigte zuletzt weltweit 8.600 Mitarbeiter, davon 2.138 in Österreich.
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