Russland-Ukraine-Krieg |
16.03.2022 17:53:00
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AGRANA-Aktie zum Handelsschluss stark: AGRANA prüft mögliche Abschreibungen in Ukraine und Russland - Getreidepreisanstieg ist "soziale Zeitbombe"
Mit konkreten Zahlen hielt sich Mühleisen zurück. Er bat um Verständnis, "wir sind mitten im Jahresabschluss". Das Geschäftsjahr der AGRANA endete per Ende Februar, die Ergebnisse sollen am 13. Mai veröffentlicht werden. Ob die bisherige Gewinnprognose, die für 2021/2022 einen Ebit-Anstieg von 10 Prozent vorsah, angesichts der Entwicklungen noch zu halten sei, sei derzeit noch schwer zu sagen.
"Also vom operativen Geschäft her, waren wir da sehr zuversichtlich, dass wir das erreichen werden. Was jetzt aber alles überlagert, sind die Auswirkungen des Krieges. Und wie sich das dann wiederum alles auswirkt, ist sehr sehr schwer zu beantworten", sagte Mühleisen.
AGRANA verarbeitet in der Ukraine Früchte und stellt unter anderem Saftkonzentrat her. An den drei Standorten um die Stadt Winnyzja, 200 Kilometer südwestlich von Kiew sind rund 600 Mitarbeiter beschäftigt. Seit Kriegsausbruch ruht der Betrieb, für die örtliche Versorgung werde tageweise produziert. Ein Teil der Mitarbeiter sei geflohen, Männer zum Kriegsdienst eingezogen worden.
Der AGRANA gehört auch eine 950 Hektar große Apfelplantage südlich von Winnyzja. Bisher seien die Standorte von Kampfhandlungen verschont geblieben, zerbombt wurde jedoch der örtliche Flughafen von Winnyzja, berichtete Mühleisen. Von Bomben getroffen worden sei auch die Fabrik eines Kunden.
In Russland hat AGRANA ebenfalls eine Fruchtfabrik. Auch hier gehe es nun in erster Linie um die Versorgung der Menschen mit Lebensmittel und um die Aufrechterhaltung der Lebensmittelketten. AGRANA liefert in Russland an den französischen Molkereikonzern Danone zu.
AGRANA gehört bei Fruchtzubereitungen, etwa für Fruchtjoghurt, und bei Fruchtsaftkonzentraten zu den weltweit drei größten Herstellern. Der Fruchtsegment steuert 50 Prozent des Umsatzes bei, 30 Prozent stammen aus dem Stärke-Segment und nur noch 20 Prozent aus dem der Zuckerherstellung. Mühleisen geht davon aus, dass der klassische Zucker unter anderem aufgrund der Ernährungstrends weiter an Bedeutung verlieren wird.
AGRANA hat weltweit rund 9.000 Mitarbeiter, davon 2.000 in Österreich und betreibt 55 Werke in 26 Länder. In Österreich gehören 9 Werke zu AGRANA.
AGRANA-Chef: Getreidepreisanstieg ist eine "soziale Zeitbombe"
AGRANA-Chef Markus Mühleisen sieht im Ausfall der Ukraine als Getreide-Exporteur eine "soziale Zeitbombe" für Länder im Nahen Osten und Afrika. Es werde eine Getreideknappheit und sehr hohe Preise geben, bei Menschen, die 80 oder 100 Prozent ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben, sei es ein sozialer Sprengstoff, sagte Mühleisen am Mittwoch vor Journalisten.Der börsenotierte AGRANA-Konzern, der Zuckerrüben, Mais und Früchte verarbeitet, ist von den Getreidepreisen nicht betroffen, sehr wohl aber von den Preisanstiegen bei Erdgas und Diesel. Auch Stickstoffdünger ist wegen des hohen Gaspreises extrem teuer geworden. Sollte der Gashahn von Russland oder der EU abgedreht werden, könne AGRANA etwa in Tulln auf Heizöl umstellen, das wäre aber eine "Katastrophe in Hinblick auf den Klimawandel", so Mühleisen.
Derzeit spürt AGRANA vor allem die hohen Spritpreise. "Jeden Tag rufen bei uns die Frächter an und sagen 'Tut uns leid, aber den Preis, den wir ausgehandelt haben, können wir nicht halten, weil bei uns die Spritpreise durch die Decke gehen", sagte Mühleisen.
Wie stark sich die hohen Energiekosten auf die Lebensmittel auswirken werden, kann Mühleisen nicht abschätzen. Letztendlich entscheide dies der Lebensmitteleinzelhandel. Bei "Wiener Zucker" sei von AGRANA bisher keine Preiserhöhung ausgegangen.
AGRANA-Aktien verteuerten sich im Wiener Handel letztendlich um 3,36 Prozent auf 16,60 Euro.(APA)
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