Niedriger Zuckerpreis |
11.07.2019 17:54:00
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AGRANA-Aktie unentschlossen: Gewinn im 1. Quartal deutlich gesunken
Der Preisverfall hängt unter anderem mit der Liberalisierung des EU-Zuckermarktes und Überproduktion zusammen. Im Oktober 2017 ist die langjährige EU-Zuckermarktordnung mit Produktionsbeschränkungen (Quoten), Mindestrübenpreis und Exportbeschränkungen ausgelaufen. Seitdem gibt es einen zuckerpreisabhängigen Rübenpreis, aber noch einen Zollschutz für den EU-Zuckermarkt. Der Weltmarktzuckerpreis schwankte in den vergangenen Jahren massiv. Der Zuckerpreis lag zuletzt bei 12 Cent je angloamerikanischem Pfund (rund 454 Gramm). Zum Vergleich: Mitte 2016 kostete ein Pfund Zucker mit 23 Cent knapp doppelt so viel.
Die AGRANA will die Kapazitäten ihrer Zuckerfabriken trotz Preistiefs aber nicht zurückschrauben. Die Nachfrage sei da, sagte AGRANA-Chef Johann Marihart zur APA. Die AGRANA ist eines der führenden Zuckerunternehmen in Zentral- und Südosteuropa mit neun Zuckerfabriken in Österreich, Ungarn, Tschechien, Slowakei, Rumänien und Bosnien-Herzegowina. In Österreich würde die AGRANA gerne wieder mehr Rüben verarbeiten, um die zwei heimischen Zuckerfabriken in Tulln und Leopoldsdorf (beide NÖ) wieder auszulasten. Zuletzt hatte die AGRANA in Österreich rund 30.000 Hektar Zuckerrübenanbaufläche unter Vertrag, Firmenchef Marihart hätte gerne wieder 40.000 Hektar. Wegen des Zuckerpreisverfalls und Schäden durch den Rübenrüsselkäfer haben zahlreiche Bauern mit dem Rübenanbau aufgehört.
Rund die Hälfte des Umsatzes von 638,4 Mio. (+ 1,3 Prozent) steuert bei der AGRANA bereits der Geschäftsbereich Frucht (Fruchtzubereitungen und Fruchtsaftkonzentrate) bei, rund 30 Prozent entfällt auf das Stärkegeschäft (u.a. für Lebensmittel und Papier) und 20 Prozent das Zucker-Segment. Der Betriebsgewinn (EBIT) im Stärke-Segment schnellte im Vergleich zum Vorjahresquartal um rund 86 Prozent auf 18,4 Mio. Euro hinauf. Laut AGRANA ist das kräftige Gewinnplus auf den deutlich gestiegenen Marktpreis für Ethanol und Mengenzuwächse in allen übrigen Stärke-Produktsegmenten zurückzuführen. Das EBIT im Frucht-Segment ging um 14,5 Prozent auf 21,8 Mio. Euro zurück. Einmaleffekte im Fruchtzubereitungen-Rohstoffbereich waren laut AGRANA für die Ergebnisverschlechterung verantwortlich, der Betriebsgewinn im Fruchtsaftkonzentratgeschäft wurde "deutlich gesteigert".
Beim umstrittenen EU/Mercosur-Freihandelsabkommen drängt der AGRANA-Chef auf deutliche Verbesserungen im Bereich Umweltauflagen und Standards. "In Brasilien ist alles erlaubt, was bei uns verboten ist." Bauernvertreter und einige EU-Länder haben das kürzlich vorläufig ausgehandelte Abkommen kritisiert. Marihart erwartet, dass es ohne maßgebliche Änderungen nicht zu einer Ratifizierung des Freihandelsabkommens mit den vier südamerikanischen Ländern kommen wird.
Die AGRANA wirbt weiterhin bei der Politik für eine zehnprozentige Beimischung von Bioethanol (E10) in Treibstoffe in Österreich, derzeit gibt es E5. Der Agrarkonzern produziert genug Bioethanol, um zehn Prozent in Österreich beizumischen. Flächendeckende Elektro-Mobilität werde noch lange dauern, die Einführung von E10 würde viel schneller gehen, sagte Marihart. Mit einem höheren Bioethanolanteil fallen weniger Treibhausgase und Feinstaub an. Die AGRANA produziert ihr Bioethanol nach eigenen Angaben ausschließlich aus dem Stärkeanteil von Futtergetreide-Überschüssen.
Für das Geschäftsjahr 2019/20 bestätigte die AGRANA am Donnerstag den Ausblick. Der Betriebsgewinn (EBIT) soll "deutlich" und der Umsatz "moderat" steigen. Der Ausbau der Weizenstärkefabrik in Pischelsdorf (NÖ) liegt laut Firmenangaben "im Plan", die Inbetriebnahme ist für Ende 2019 geplant.
An der Wiener Börse zeigten sich die Aktien am Donnerstag unentschlossen. Nach einer Achterbahnfahrt notierten sie zum Schluss 0,98 Prozent im Minus bei 18,20 Euro.
(Schluss) cri/bel
APA
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