Kaufoptionsvereinbarung 08.10.2021 20:03:39

ADLER Group-Aktie schlussendlich in Grün: Vonovia trotz Vorwürfen vor Einstieg bei ADLER Group

ADLER Group-Aktie schlussendlich in Grün: Vonovia trotz Vorwürfen vor Einstieg bei ADLER Group

Die Bochumer haben sich in einer Vereinbarung mit dem ADLER-Großaktionär Aggregate Holdings das Recht gesichert, einen Anteil von 13,3 Prozent an ADLER zu erwerben, wie es vom Luxemburger Immobilieninvestor am späten Donnerstagabend hieß. Zieht Vonovia die Kaufoption, würde sich der Anteil von Aggregate an ADLER damit halbieren. Zudem will ADLER nun externe Prüfer einschalten, um die Vorwürfe eines Leerverkäufers mit Blick auf die Bilanz prüfen zu lassen. Die Aktie der ADLER Group zog nach ihrem Absturz vom Mittwoch etwas weiter an.

Vonovia teilte am Freitagmorgen mit, die Kaufoption zu 14 Euro je Aktie über die nächsten 18 Monate ausüben zu können. Mit dem Finanzdeal habe man eine Gelegenheit im Markt ergriffen. Ohne Zeitdruck könne man nun den Immobilienbestand der ADLER Group prüfen und auf diese Weise entscheiden, ob ein Einstieg bei ADLER für das Unternehmen Sinn mache oder nicht.

Die Immobilienbranche habe kein Interesse an einer instabilen ADLER Group, hieß es von den Bochumern weiter. Zusammen mit involvierten Banken habe das Unternehmen einen Kredit an die Aggregate Holdings zu marktüblichen Konditionen gewährt. Das Kreditvolumen bewege sich im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich.

Händler begründeten die deutlichen ADLER-Kursgewinne am Freitag unter anderem damit, dass nun diejenigen Anleger, die zuvor in großem Stil auf fallende Kurse der ADLER-Aktien gewettet hatten, Papiere zurückkaufen und damit ihre Positionen glattstellen müssten, um größere Verluste zu vermeiden. Allerdings kamen am Markt auch Zweifel auf, weil Vonovia nur eine Kaufoption erworben hat, statt die Aktien direkt zu erwerben.

Mit dem Kursplus vor dem Wochenende holt das Papier die schweren Verluste von Mittwoch weiter auf: Da hatte der Leerverkäufer und Börsenspekulant Fraser Perring mit seiner Investmentfirma Viceroy schwere Vorwürfe gegen das Unternehmen erhoben, der Kurs war daraufhin um ein Viertel auf 10 Euro abgestürzt - die Aktie hatte zuvor sogar ein Rekordtief bei nur noch 9,02 Euro markiert. ADLER wies die Beschuldigungen von Viceroy am Mittwoch "auf das Schärfste" zurück.

Am Freitag äußerte sich ADLER nun erneut. Der Unternehmen betonte dabei, dass die Prüfung des Wertes des Portfolios sowie von Zukäufen durch externe Prüfer erfolgt sei. Zudem hätten das Management und der Verwaltungsrat nun beschlossen, externe unabhängige Berater und Wirtschaftsprüfer zu beauftragen, um eine umfassende Überprüfung der Vorwürfe, insbesondere der Dritttransaktionen, durchzuführen.

Aber auch zuvor war die Woche für die ADLER-Anleger bereits ereignisreich. Das Unternehmen hatte am Montag eine mögliche Neuausrichtung bekanntgegeben und einen Verkauf von großen Teilen des eigenen Geschäfts in Aussicht gestellt. Mehrere institutionelle Interessenten hätten Angebote für Teile des Mietportfolios des Immobilienkonzerns abgegeben, hieß es da.

Zuvor war der Aktienkurs des Unternehmens im September deutlich abgerauscht und hatte in dem einen Monat fast 35 Prozent verloren, obwohl das Management Ende August mit den Halbjahreszahlen die eigenen Gewinnziele hochgeschraubt hatte. Zu Beginn dieses Jahres war die Aktie noch fast 30 Euro wert.

Die ADLER Group ist aus einem Zusammenschluss von Ado Properties, ADLER Real Estate und des Berliner Projektentwicklers Consus Real Estate entstanden. Ado Properties hatte hierbei ADLER Real Estate übernommen und dann Consus geschluckt. Im Dezember 2019 hatte Ado den Deal mit ADLER veröffentlicht. Das kombinierte Unternehmen wurde dann in ADLER Group umbenannt und hat den operativen Hauptsitz in Berlin.

Der Zusammenschluss des Konzerngebildes steht aber in der Kritik. Die Partei Die Linke hatte als Reaktion auf Medienberichte von Ende August dieses Jahres, wonach Anleger bei dem komplexen Deal geschädigt worden sein könnten, eine kleine Anfrage an die Bundesregierung gerichtet. ADLER selbst gibt an, bei der Fusion vollständig transparent gewesen zu sein.

Analysten sehen die Aktie derzeit mit Skepsis. Sander Bunck von der britischen Barclays-Bank sah auch nach dem Kurssturz am Mittwoch weitere Risiken für Investoren in dem Papier. Die schlechte Kursentwicklung führte er in einer am Donnerstag vorliegenden Studie zum einen darauf zurück, dass die Linke die Fusion untersuchen wolle. Der Bericht von Viceroy weiche in den wesentlichen Punkten nicht entscheidend von dem ab, worauf Barclays zuvor auch bereits hingewiesen habe, schrieb Bunck. Auch bei niedrigem Kursniveau bleibe ein bedeutendes Risiko für Investoren.

Die Investmentanalysten von JPMorgan setzten die Beobachtung der Aktie am Freitag aus. Den gleichen Schritt taten die Experten von Kepler Cheuvreux. Die Vorwürfe an das Unternehmen sollten in einer unabhängigen Prüfung untersucht werden, um Unsicherheiten auszuräumen, schrieb Analyst Thomas Neuhold. Gleichwohl teile er nicht die Ansicht, dass ADLER bei der Darstellung eigener Vermögenswerte maßlos übertrieben habe.

Vonovia greift nicht zum ersten Mal nach Adler-Anteil

Der Immobilienriese Vonovia interessiert sich Kreisen zufolge nicht zum ersten Mal für den Branchenkollegen ADLER Group. Ende letzten Jahres habe der Konzerne informell bei großen Anteilseignern vorgefühlt, inwiefern Transaktionen möglich seien, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Freitag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Der Vorstoß sei aber schnell auf dem Abstellgleis gelandet, weil der damals wie heute größte Anteilseigner, der Luxemburger Immobilieninvestor Aggregate Holdings, von den gebotenen rund 28 Euro je Aktie nicht angetan gewesen sei. Vertreter aller drei Unternehmen wollten sich der Agentur zufolge nicht zu ihren damaligen Gesprächen äußern.

So reagiert die ADLER-Aktie

Die zuletzt in Turbulenzen geratenen Aktien von ADLER haben am Freitag sprunghaft auf einen möglichen Einstieg des Branchenriesen Vonovia reagiert. Die Papiere des Wohnimmobilienkonzerns schossen zum Auftakt um mehr als 12 Prozent hoch bis auf 13 Euro, die Anleger blieben aber schreckhaft. Zeitweise ins Minus gedreht, pendelte sich der Kurs am Ende wieder mit 3,9 Prozent in der Gewinnzone ein. Die ADLER-Aktie schloss bei exakt 12 Euro. Die im DAX enthaltenen Anteilscheine von Vonovia schlossen eineinhalb Prozent schwächer.

Vonovia hat sich in einer Vereinbarung mit dem ADLER-Großaktionär Aggregate Holdings das Recht gesichert, einen Anteil von 13,3 Prozent an ADLER zu erwerben. Wird die Kaufoption gezogen, würde sich der Anteil von Aggregate an ADLER halbieren. Vonovia teilte anschließend mit, die Kaufoption zu 14 Euro je Aktie über die nächsten 18 Monate ausüben zu können. Von den Bochumern hieß es zur Begründung, die ganze Immobilienbranche habe kein Interesse an einer instabilen ADLER Group.

Mit 14 Euro läge der Kaufpreis für die Anteile deutlich über dem aktuellen Aktienkurs, aber unter dem Niveau noch vor einer Woche. Zur Wochenmitte waren sie auf ein Rekordtief von nur noch knapp über 9 Euro eingebrochen, nachdem der Shortseller Viceroy schwere Vorwürfe gegen das Unternehmen erhoben hatte. ADLER hatte diese bereits "auf das Schärfste" zurückgewiesen. "Die Aussagen im Viceroy-Bericht sind irreführend und nicht korrekt", hieß es nun.

Das Unternehmen betonte mittlerweile, dass die Prüfung des angesetzten Portfoliowertes sowie von Zukäufen durch externe Prüfer erfolgt sei. Zudem wurde nun eine "unabhängige Untersuchung von Transaktionen und Bewertungsprozessen" angekündigt.

Händler begründeten die über weite Strecken deutlichen Kursgewinne am Freitag auch mit Eindeckungen durch Leerverkäufer. Hatten diese zuvor im Zuge des Viceroy-Angriffs in großem Stil auf fallende Kurse gewettet, mussten sie womöglich Papiere zurückkaufen, um ihre Positionen glattzustellen und größere Verluste zu vermeiden. Allerdings kamen am Markt auch Zweifel auf, warum Vonovia nur eine Kaufoption erworben hat, statt die Aktien direkt zu erwerben.

Einige Experten sind derweil dazu übergegangen, die Beobachtung der Aktie angesichts der diffusen Situation erst einmal auszusetzen. Diese Information kam am Freitag etwa von der US-Großbank JPMorgan sowie dem französischen Analysehaus Kepler Cheuvreux. Die britische Barclays-Bank hatte sich am Vortag noch skeptisch geäußert mit der Aussage, ein Boden sei für die Aktie nicht in Sicht. Analyst Sander Bunck sorgte sich in seiner Studie insbesondere um die Verschuldungslage und Liquidität des Unternehmens.

Viceroy ist in der Börsenwelt längst für seine Attacken bekannt, zuletzt war vor etwa einem Jahr der Leasingspezialist Grenke in den Fokus des Shortsellers gerückt. Jahre zuvor hatte die Firma des bekannten Spekulanten Fraser Perring den inzwischen insolventen Zahlungsabwickler Wirecard ins Visier genommen, als ansonsten noch niemand Ungemach witterte.

/men/he/lew/mis/stk

LUXEMBURG/BOCHUM (dpa-AFX)

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Bildquelle: Vonovia SE,ADLER Group

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