Geschäfte laufen gut 03.11.2016 15:13:00

adidas sieht sich auf Kurs und schickt Reebok ins Trainingslager

adidas verschärft auf dem Weg zu einem neuen Rekordjahr das Trainingsprogramm für seine US-Tochter Reebok. Das auf Fitness spezialisierte Unternehmen entwickle sich deutlich langsamer als die Hausmarke adidas, aber auch als die Konkurrenz, zählte der seit Oktober amtierende adidas-Chef Kasper Rorsted am Donnerstag die Mängel der Tochter auf. Auch die Profitabilität liege weit unter dem Gruppen-Durchschnitt. "Es ist an der Zeit, zurück ins Gym zu gehen und die Anstrengungen zu verdoppeln."

Für die Beschäftigten bedeutet dies vor allem, dass sie sich auf Einschnitte einstellen müssen: Geplant ist der Abbau von 150 Jobs. Zudem wird etwa die Hälfte der Outlets und Läden von Reebok in Nordamerika geschlossen. Auch der Umzug der Reebok-Mannschaft in eine neue Zentrale in Boston ist vorgesehen. All das werde helfen, die Tochter wieder stärker zu machen, glaubt Rorsted.

REEBOK - KEINE ERFOLGSSTORY

Reebok gehört nun schon zehn Jahre zum Adidas-Konzern. Der Kauf brachte aber bislang nicht den gewünschten Erfolg. Eigentlich wollte Adidas mit der Übernahme einen besseren Stand auf dem US-Markt erhalten und Nike das Leben schwer machen. Doch dann dauerte die Neuausrichtung auf den Fitness-Sport zunächst länger als gedacht und auch beim Umsatz haperte es zwischendurch. Zwar legen die Reebok-Erlöse insgesamt jetzt seit 14 Quartalen wieder zu. In den USA, dem wichtigsten Sportmarkt der Welt und der Heimat von Reebok, ist Wachstum seit drei Jahren hingegen Fehlanzeige.

Dies hatte in der Branche auch immer wieder zu Spekulationen geführt, Adidas werde sich von Reebok trennen. "Reebok ist ein wichtiger Teil der Adidas-Gruppe", trat Rorsted dem entgegen. Der Manager machte aber auch klar, dass seine Geduld nicht unendlich ist. Wie in jedem Sport müsse jedes Mannschaftsmitglied seinen Beitrag zum Gesamterfolg des Teams leisten, sagte er.

VERKAUF DES GOLFAUSRÜSTERGESCHÄFTS BIS ENDE 2016

Die Umbaukosten für Reebok liegen bei 30 Millionen Euro in diesem Jahr, wobei der größte Teil im vierten Quartal anfällt. Bis Jahresende abgeschlossen haben will Adidas darüber hinaus den Verkauf seines Golfausrüstergeschäfts mit den Marken Taylormade, Ashworth und Adams. Statt Geld zu bekommen wird der Konzern dafür allerdings einen Verlust verbuchen.

An der Prognose für den Gesamtkonzern ändert das alles nichts. Weiterhin soll der Umsatz 2016 währungsbereinigt im hohen Zehnprozent-Bereich wachsen. Beim Gewinn traut sich Adidas zu, die Milliarden-Euro-Grenze zu knacken. Im kommenden Jahr soll es weiter nach oben gehen, allerdings dürften die Sprünge kleiner werden, sagte Rorsted.

AKTIE AM DAX-ENDE NACH GEWINNMITNAHMEN

An der Börse ging es für die adidas-Aktie am Donnerstag zuletzt um mehr als 7,6 Prozent auf 135,40 Euro nach unten. Die erfolgsverwöhnten Anleger nutzten die Gelegenheit, Kasse zu machen, nachdem das Papier erst vor drei Wochen einen neuen Rekordstand bei 160,30 Euro erreicht hatte. DZ-Bank-Analyst Herbert Sturm betonte, der Sportartikelkonzern habe zum ersten Mal seit vielen Quartalen mit den vorgelegten Zahlen die Markterwartungen nicht übertroffen. Auch Commerzbank-Analyst Andreas Riemann hob auf die hohe Bewertung der adidas-Aktie ab. Das Papier werde noch immer mit einem 30-prozentigen Aufschlag zum Rivalen Nike gehandelt, sagte er.

Im dritten Quartal konnte adidas kräftig wachsen. Die Sommer-Sportereignisse wie die Fußball-Europameisterschaft und die Olympischen Spiele ließen die Kassen klingeln. Aber auch modische Lifestyle-Produkte waren gefragt. Der Umsatz stieg um knapp 14 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro. Der Gewinn aus fortgeführtem Geschäft zog um rund 15 Prozent auf 387 Millionen Euro an. Mit Adidas-Produkten setzte der Konzern 4,6 Milliarden Euro um, und damit währungsbereinigt fast ein Fünftel mehr als im Vorjahr. Reebok steigerte den Umsatz um gut 7 Prozent auf 493 Millionen Euro./she/men/fbr

HERZOGENAURACH (dpa-AFX)

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