Hauptversammlung |
11.08.2020 18:13:00
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adidas-Aktie auf Hoch seit Februar: adidas wagt weiter keine Prognose 2020 - bekräftigt Q3-Ausblick
Rorsted bekräftigte die Erwartungen für das dritte Quartal, die der Herzogenauracher Sportartikelkonzern mit den Ergebnissen zum zweiten Quartal in der vergangenen Woche veröffentlicht hatte. Demzufolge erwartet adidas nach einem Verlust im zweiten Quartal eine Rückkehr zu einem operativen Gewinn im dritten Quartal. Dieser dürfte zwischen 600 und 700 Millionen Euro liegen, was einer Verbesserung um etwa 1 Milliarde Euro vom Zweitquartalsverlust von 333 Millionen Euro entspräche.
Zudem werde der Umsatzrückgang im dritten Quartal "wesentlich geringer" ausfallen als im zweiten Quartal und gegenüber dem Vorjahresquartal etwa "im mittleren bis hohen einstelligen Bereich" liegen, bekräftigte Rorsted.
Derzeit kämen zwar wegen der Corona-Sicherheitsauflagen weniger Kunden in die Geschäfte, diese würden aber mehr kaufen.
adidas plant, den 3 Milliarden Euro Kredit unter Beteiligung der staatseigenen KfW so bald wie möglich zurückzuzahlen, so Rorsted. "Selbstverständlich werden wir die in Anspruch genommenen Teile des Kredits inklusive Zinsen und Gebühren so schnell wie möglich zurückzahlen."
Rorsted äußerte sich gegenüber den Aktionären selbstkritisch zu der Entscheidung des Unternehmens, sich angesichts coronabedingt geschlossener Geschäfte die Miete stunden zu lassen. "Die Entscheidung, uns die Miete stunden zu lassen, war nicht gut. Wir mussten dafür viel Kritik von Politik und Gesellschaft einstecken", sagte der CEO. "Wir haben die Entscheidung schnell revidiert und uns in aller Form öffentlich entschuldigt."
Selbstkritisch äußerte sich Rorsted auch zu Vorwürfen gerade schwarzer Mitarbeiter in den USA im persönlichen Gespräch, dass es im Unternehmen nicht genug Chancengleichheit und Entwicklungsmöglichkeiten für alle gebe.
"Das ist so nicht akzeptabel. Es ist daher eine Priorität für uns, adidas zu einem noch vielfältigeren und inklusiveren Unternehmen weiterzuentwickeln." Man habe sich zu einer Reihe von Maßnahmen verpflichtet und werde über Fortschritte berichten. Die Maßnahmen sehen unter anderem ein globales Komitee zur Beschleunigung von Inklusion und Gleichstellung, einen bezahlten Urlaubstag in den USA am 19. Juni, der an die Befreiung der Sklaven in den USA erinnert, sowie Ziele für eine stärkere Repräsentierung von Schwarzen und Lateinamerikanern in der US-Belegschaft vor. Zudem finanziert adidas jährlich 50 Universitätsstipendien für Schwarze Studenten in den USA und investiert dort bis 2025 120 Millionen US-Dollar zur Bekämpfung von Rassismus und zur Unterstützung Schwarzer Communities.
adidas-Aktionäre kritisieren Umgang mit Corona-Krise und Rassismus-Vorwurf
Mehrere adidas-Aktionäre, unter anderem drei große institutionelle Anleger, kritisieren auf der diesjährigen Hauptversammlung den Umgang des DAX-Konzerns mit der Corona-Krise und mit Rassismus-Vorwürfen.
Der Fondsmanager DWS möchte laut vorab veröffentlichtem Fragenkatalog auf dem Aktionärstreffen vom adidas-Management wissen, warum die Entscheidung zur Aussetzung des Aktienrückkaufs erst Ende März gefallen sei, "wenn bereits seit Januar die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf künftige Umsatz- und Ertragseinbußen hindeuteten". Zudem habe die Ankündigung des Unternehmens, die Mietzahlungen auszusetzen, deutlich gemacht, dass Corona die wirtschaftliche Lage des Konzerns belasten werde. Sie habe einen beispiellosen "Sturm der Entrüstung" ausgelöst, der dem Vertrauen in die Marke adidas "stark geschadet" habe, so DWS. Wie viel Anteilsbesitz die DWS an adidas vertritt, wollte ein Sprecher nicht mitteilen.
Deka Investment kritisierte unter anderem, dass adidas inmitten der Corona-Krise kein Kreditrating besaß. "Das erforderliche Kreditrating hätte allerdings deutlich früher eingeholt werden sollen. Dann hätte man Staatshilfe vermieden", so Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit & Corporate Governance bei Deka Investment. Er begrüßte die geplante Ablösung des Staatskredits durch noch zu begebende Unternehmensanleihen. Deka vertritt nach eigenen Angaben 1,878 Millionen Aktien bzw. 0,9371 Prozent am Grundkapital der Gesellschaft.
Mehrere Aktionäre wollten vom Management wissen, wie es künftig seine Lieferketten krisensicherer aufstellen will.
Unter anderem der Fondsmanager Union Investment, der etwa 1,3 Prozent an adidas hält, forderte von adidas, ein "klares Zeichen gegen Rassismus" zu setzen und sich konkrete Ziele für Diversität zu setzen. "Die Maßnahmen, die bereits verkündet wurden, reichen nicht aus", forderte Union-Investment-Analystin Vanda Heinen. adidas brauche insgesamt "mehr Vielfalt im Vorstand und Aufsichtsrat". Dabei gehe es um "Diversität im Sinne von Geschlecht, Altersstruktur, beruflichem Hintergrund und kultureller Prägung".
Deka will den Aufsichtsrat für 2019 wegen Ämterhäufung mehrerer Mitglieder und möglicher Interessenkonflikte nicht entlasten. Zudem sei die vorgesehene Wahl von Bertelsmann-Chef Thomas Rabe zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden vor diesem Hintergrund "kritisch zu sehen". Auch für Union Investment ist Rabe wegen Ämterhäufung "kein geeigneter Nachfolger für AR-Chef Igor Landau".
adidas-AR ernennt Bertelsmann-CEO Rabe zum neuen Vorsitzenden
Und doch hat der adidas-Aufsichtsrat Bertelsmann-Chef Thomas Rabe zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden ernannt. Rabe, 55, ist seit 9. Mai 2019 Mitglied und stellvertretender Vorsitzender des adidas-Aufsichtsrats. Er folgt im neuen Amt auf Igor Landau, 76, dessen Aufsichtsratsmandat mit Ablauf der Hauptversammlung am Dienstag nach 16 Jahren endete.
Darüber hinaus übernimmt Bodo Uebber den Vorsitz im Prüfungsausschuss von Herbert Kauffmann. Kauffmann wird dem Aufsichtsrat noch bis zur Hauptversammlung 2021 angehören. Ian Gallienne wurde als neuer stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender gewählt.
Neu in den Aufsichtsrat wählten die Aktionäre SAP-CEO Christian Klein, 40.
Die Mitglieder des Aufsichtsrats gaben außerdem bekannt, für das laufende Geschäftsjahr anlässlich der Corona-Krise auf 30 Prozent ihrer Vergütung zu verzichten. Das Geld wird stattdessen unter anderem an SOS-Kinderdörfer gespendet.
adidas-Aktien steigen deutlich ins Plus
Die am Vortag bereits vom US-Händler Foot Locker ausgelöste Rally ist am Dienstag bei adidas weiter gegangen. Die Papiere des Sportartikelkonzerns schlossen mit einem Anstieg via XETRA um 3,74 Prozent auf 263,30 Euro. Zeitweise schafften sie über der Marke von 266 Euro eine neue Bestmarke seit dem frühen Ausbruch der Corona-Krise im Februar. Anfang Juni waren sie nur bis auf 265,60 Euro gestiegen, nun wurden in der Spitze bis zu 266,30 Euro gezahlt.
Foot Locker hatte die Anleger am Vortag in New York mit einem einen Umsatzanstieg im zweiten Quartal und auch einem erzielten Quartalsgewinn überrascht - und dabei auf einen Boom beim Verkauf neuer Sneaker verwiesen. Der Markt sei wegen der starken Präsenz von Foot Locker in US-Einkaufszentren und nur langsamer Wiederöffnung der Läden deutlich vorsichtiger gewesen, sagte Analyst Cédric Rossi von Bryan Garnier. Die neuen Tatsachen sieht er nun auch positiv für Adidas und vor allem den US-Konkurrenten Nike.
FRANKFURT (Dow Jones / dpa-AFX)
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